Geothermie

Greenwell: Wiener Startup hat das erste Bohrloch für grüne Energie „recycelt“

Das Gründerteam ist stolz über den erreichten Meilenstein @Greenwell
Das Gründerteam ist stolz über den erreichten Meilenstein ©Greenwell
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Woher soll die Energie der Zukunft kommen? Das ist eine der Kernfragen der aktuellen Zeit. Mögliche Antworten auf diese Frage gibt es einige.  Neben Forschungen zu durch Laserkraft ausgelöste Kernfusionen, Thorium-Reaktoren und Grünem Wasserstoff gibt es bereits jetzt eine weitere Art der Energiegewinnung, welche in den nächsten Jahren voraussichtlich immer mehr in den Fokus der Forschung und der Energieversorger rücken wird: die Geothermie.

Das Wiener Startup Greenwell hat diese unerschöpfliche Energiequelle schon lange erkannt. Dabei verfolgen sie aber ein besonderes Konzept des Recyclings – Bohrlöcher, in welchen zuvor Öl gefördert wurde, funktionieren sie in Geothermie-Anlangen um. So sollen dann auch in unseren Breitengraden exotische Früchte, Shrimps oder Microgreens durch Erneuerbare Energien gedeihen. Vier Jahre nach der Gründung eröffneten sie nun aktuell feierlich die erste Pilotanlage im tschechischen Hodonin.

 

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Pilotanlage steht in Tschechien

„Wir wissen, dass es technologisch funktioniert, nur wir müssen jetzt auch probieren“, so Asetila Köstinger, Mitbegründerin und CEO von Greenwell im Gespräch mit Tech & Nature. Dafür dient jetzt die erste Pilotsonde in Tschechien, ein „Meilenstein“, den das Startup jetzt erreicht hat. Sechs Monate hat der Umbau der Anlage gedauert, so die Gründerin. Das wirklich langwierige sei aber der Prozess vor Baubeginn.

„Wir erhalten eine Liste von den Ölfirmen, welche Bohrlöcher in nächster Zeit stillgelegt werden. Anschließend modellieren wir mit unserer eigens dafür entwickelten Software wie hoch der Energieertrag an den einzelnen Löchern wäre“, so Köstinger. Jedes Jahr werden in Österreich rund zehn bis 30 Bohrungen aufgegeben, drei von zehn davon könnten für Geothermie genutzt werden, so das Startup.

Die erste Pilotanlage wurde nun ©Greenwell
Die erste Pilotanlage wurde nun eröffnet ©Greenwell

Kaltes Wasser rein, heißes Wasser raus

Die Energiegewinnung funktioniert dabei recht nachvollziehbar: Die Erdwärme in den oft zwei bis drei Kilometer tiefen Bohrlöchern wird angezapft, indem kaltes Wasser (15 bis 20 Grad) in sie hineingeleitet wird, und durch die Erdwärme kommt heißes Wasser (35 bis 70 Grad) wieder heraus. Für die Stromerzeugung wie bei klassischen Geothermieanlagen reichen diese Tiefen nicht. Die Zielgruppe des Startups befindet sich daher in der Landwirtschaft. Das heiße Wasser lässt sich dann etwa dazu nutzen, um ein Glashaus zu erwärmen, in dem Gemüse oder Obst gezüchtet wird – und zwar ohne Unterbrechung 365 Tage im Jahr.

Dass die Pilotanlage in Tschechien umgesetzt wurde, erklärt die CEO mit den hiesigen Vorschriften. Geothermie als Energiequelle sei in Österreich bisher noch nicht wirklich angekommen. Bisher gibt es keine gesetzlichen Regelungen für die Nachnutzung von alten Bohrlöchern und die Ölfirmen würden weiterhin dafür verantwortlich bleiben, wenn ein anderes Unternehmen aus dem Bohrloch Wärme gewinnt. Das erschwert das Vorankommen von Greenwell in Österreich, so die Gründerin, die auf eine Gesetzesänderung diesbezüglich hofft.

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Tropenfrüchte, Aloe Vera und Shrimps aus Österreich

Trotzdem arbeitet Greenwell bereits auch an Pilotanlagen in Oberösterreich und Niederösterreich. Die Pläne der Kund:innen, welche das Startup „Agripreneurs“ nennt,  reichen da von der  Zucht von exotischen Früchten, zu Aloe Vera aus Österreich, bis zu einer lokalen Zucht von Shrimps. Das Startup selber sieht sich dabei als Vermittler zwischen Bauern und Bäuerinnen und den Ölfirmen. „Die Ölfirmen könnten die Erdwärme ebenfalls nutzen, für diese sind die Erträge aber Peanuts, Bauern und Bäuerinnen wollen diese nutzen, können aber nicht.“

Diesen Bedarf will nun Greenwell erfüllen. 100.000 Euro bis 200.000 Euro investiere das Startup dabei pro Bohrloch. Das Geschäftsmodell dazu nennen die Gründer:innen „Lean Managed Agricultural Assets“. Man würde die Bohrlöcher mit den entsprechenden Leitungen und Pumpen so herrichten, dass ein Landwirt sich die geothermische Energie dann „as a Service“ mieten kann. 1.500 Euro bis 2.500 Euro pro Monat würde das dann kosten. Bei einer Nutzung von mehr als acht Monaten lohnt sich die Grüne Energie aus den Bohrlöchern dann auch wirtschaftlich, so Köstinger, und sei preiswerter als andere Energieformen. Bisher werden viele Gewächshäuser noch mit fossilen Energien betrieben, so die Gründerin, sie böten eine Alternative.

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Das scheint das Interesse der Kund:innen zu treffen. Nachdem nun die erste Pilotanlage eröffnet ist, soll eine weitere Anlage noch diese Heizsaison entstehen und weitere vier im nächsten Sommer, so Köstinger. Auch international hat das Wiener Startup schon das Interesse geweckt, so hätten sie bereits Anfragen aus der Türkei, Italien, Frankreich und Deutschland, so die Gründerin.

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