Handelsgericht

Rechtsstreit um Gropyus-Shares eskaliert in Wien

Florian Fritsch und Markus Fuhrmann, CEO von Gropyus. © F. Fritsch / Gropyus (Montage Trending Topics)
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Es waren skurrile Szenen, die sich da heute vormittag am Wiener Handelsgericht abspielten. Da wurden Schuhe abgenommen, Kuverts geschmissen und Tränen vergossen. Denn das Gericht war Schauplatz der Konfrontation zwischen Gropyus-Mitgründer und CEO Markus Fuhrmann und seinem Bruder Alexander Fuhrmann mit dem strittigen Investor Florian Fritsch. Wie Trending Topics berichtete, hatte Gropyus – das PropTech ist mittlerweile mit mehreren hundert Millionen Euro bewertet – 2023 Anzeige gegen Fritsch wegen Betrugs erstattet. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Während die Staatsanwaltschaft den Fall weiter behandelt, läuft nun die zivilrechtliche Klage der Fuhrmann-Brüder bzw. deren Fuyomo GmbH (diese hält als größter Shareholder 23,34 % an der Gropyus AG) gegen Fritsch persönlich und dessen Fritsch AG. Diese Firma hält 12,9 Prozent an dem PropTech, Fritsch selbst bezeichnet sich als einer der Erfinder und ersten Investoren sowie wesentlich am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Die rund 13 Prozent, die Fritsch hält, sind dutzende Millionen Euro wert. Offenbar geht es Fuhrmann darum, diese Prozent zurückzubekommen und Fritsch loszuwerden.

Gropyus, das Holz-Hybrid-Mehrfamilienhäuser unter Einsatz von sehr viel Robotik baut, hat sich 2023 und 2024 zu einem der größten und best finanzierten österreichischen Scale-ups gemausert. Das Unternehmen hat in beiden Jahren die jeweils größten Finanzierungsrunden im Startup-Stektor geholt (jeweils 100 Mio. Euro) und zudem Anfang 2024 40 Mio. Euro Venture Debt bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) erhalten.

An den Standorten Wien, Berlin, Steinhaus und Richen sind rund 400 Mitarbeiter:innen tätig. Gropyus gibt an, unter anderem von Markus Fuhrmann, der auch Mitgründer des börsennotierten Essenslieferdiensts Delivery Hero war, Philipp Erler und Bernd Oswald gegründet worden zu sein. Fritsch ist auch ein Mitgründer, wird aber nicht mehr als solcher geführt.

„Getäuscht, um Anteile am Unternehmen Gropyus zu erschleichen“

„Im aktuellen Verfahren vor dem Handelsgericht Wien klagt die Gesellschaft von Gründer Markus Fuhrmann (auch für alle anderen Gründer) sowohl Mit-Gründer Florian Fritsch persönlich als auch die Fritsch AG. Die Gründer sind der Ansicht, dass Mit-Gründer Florian Fritsch die anderen Gründer über seine Erfahrung, seine Kompetenz und seine Finanzkraft arglistig getäuscht hat mit dem Ziel, sich möglichst viele Anteile am Unternehmen Gropyus zu erschleichen. Im Rahmen dieses Gerichtsverfahrens soll das Gericht nun über eine Rückabwicklung dieser Beteiligung entscheiden. Wir möchten betonen, dass Florian Fritsch bereits 2021 aus dem Aufsichtsrat von Gropyus ausgeschieden ist und keinerlei Funktion im Unternehmen ausübt“, heißt es seitens Bettina Knötzl, Anwältin von Markus Fuhrmann.

Doch am heutigen Donnerstag kam es in Wien gar nicht erst groß zu Befragungen von Fuhrmann und Fritsch. Denn der Verhandlungstag startete mit der skurrilen Situation, als der Gerichtsvollzieher vor dem Verhandlungssaal die Schuhe (handgefertigte orthopädische Schuhe des Wiener Schumachers Markus Scheer) Gürtel und Manschettenknöpfe von Fritsch auf Antrag der klagenden Partei einkassierte. Denn Fritsch hat Schulden von etwa 1,5 Mio. Euro bei der Fuyomo GmbH, und weil seine Vermögen in Liechtenstein und der Schweiz eingefroren sind (auch dort laufen Untersuchungen gegen ihn), sollten nun seine Vermögensgegenstände dingfest gemacht werden.

Dem nicht genug: Fritsch, der im Gerichtssaal nur mehr Birkenstock statt Handgeschustertem trug, wurden vom Gerichtsvollzieher dann auch noch Notebook und Tablet abgenommen. Das resultierte zum einen in heftigeren emotionalen Ausbrüchen des Geklagten und zum anderen zu dem Umstand, dass sich Fritsch ohne Zugang zu seinen Dokumenten auf den Geräten nicht mehr imstande sah, die Anhörung fortzusetzen.

Letztendlich entschied die Richterin, die Verhandlung aufgrund des aufgewühlten Zustands von Fritsch zu vertagen. Markus Fuhrmann musste gar nicht mehr in den Gerichtssaal kommen, nur sein Bruder Alexander saß Kontrahenten Fritsch physisch gegenüber. Der Prozess soll nun im Februar 2025 fortgesetzt werden.

Fritsch will Gropyus-Streit in die USA tragen – „unseriös und unbegründet“

Fritsch droht mit einer Gegenklage

Draußen vor der Tür des Gerichtsraums kam es dann noch zu einem kleineren Showdown zwischen Fritsch und Alexander Fuhrmann. Denn Fritsch wollte seinem Kläger persönlich zwei Kuverts zustellen, in denen ihm zufolge frische Klagen gegen die Fuhrmanns stecken. Nach einem Ausweichmanöver von Fuhrmann und seinen Anwälten landeten die Kuverts aber missachtet am Boden. Fritsch erläuterte später, dass man mit den Klagen via USA versuche, von Gropyus Daten zu bekommen, um seinerseits seine Verteidigung zu untermauern. Fritsch sieht sich als wichtiger Erfolgsfaktor für Gropyus, will seine Reputation wieder herstellen und die Shares am Unternehmen behalten.

Das zivilrechtliche Verfahren der Fuhrmanns gegen Fritsch ist nur die Spitze des Eisbergs. Im November 2022 kam es zu Razzien bei Fritsch in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Vorgeworfen werden ihm Betrug und Geldwäsche. Zuletzt wurde bekannt, dass im Zuge von Betrugsermittlungen der Liechtensteiner Justiz gegen den deutschen Unternehmer in seiner Wiener Innenstadtwohnung unter anderem 200 Barren Gold sichergestellt wurden.

Im Februar 2025 soll es bei den nächsten Verhandlungstagen schließlich zum nächsten Showdown zwischen Fritsch und den Fuhrmanns kommen. Aussagen soll dann übrigens auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, der auch Anteile an Gropyus hält und im Aufsichtsrat des PropTechs sitzt.

Fritsch, nach der emotionalen Achterbahnfahrt des Vormittags am Ende wieder schlagfertig, wünschte der Richterin beim Hinausgehen schon mal „Frohe Weihnachten“.

Fight mit Fritsch: PropTech Gropyus zeigt eigenen Investor an – der schießt zurück [Update]

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