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Fight mit Fritsch: PropTech Gropyus zeigt eigenen Investor an – der schießt zurück [Update]

Florian Fritsch und Markus Fuhrmann, CEO von Gropyus. © F. Fritsch / Gropyus (Montage Trending Topics)
Florian Fritsch und Markus Fuhrmann, CEO von Gropyus. © F. Fritsch / Gropyus (Montage Trending Topics)
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Sechs Gründer sind angetreten, um die Zukunft des Wohnbaus mitzugestalten, haben 200 Mio. Euro von Großinvestoren wie dem Wohnbauriesen Vonovia aufgenommen – doch nun zeigt das Unternehmen den eigenen Mitgründer, Investor und ehemaligen Aufsichtsrat an. Es geht um das deutsch-österreichische Scale-up Gropyus, das an voll digitalisierten Gebäude in Holz-Hybrid-Bauweise arbeitet, und den deutschstämmigen Investor Florian Fritsch, der auch bei Relayr (300 Mio. Euro Exit an die Munich Re), Kreisel Electric oder Delivery Hero investiert war. Markus Fuhrmann war Mitgründer von Delivery Hero, bei Gropyus arbeitete er wieder mit Fritsch zusammen. Doch aus der Zusammenarbeit hat sich ein heftiger Rechtsstreit entwickelt.

Anzeige in Wien nach Razzien in drei Ländern

Wie die Staatsanwaltschaft Wien gegenüber Trending Topics bestätigte, hat die Gropyus AG rund um CEO und Mitgründer Markus Fuhrmann Anzeige gegen Fritsch wegen Betrugs erstattet – es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Es geht offenbar um Leistungen und Ausgaben, die von Fritsch an Gropyus in Rechnung gestellt worden sein sollen, die nichts mit der betrieblichen Tätigkeit zu tun hätten – angeblich etwa auch um Flüge mit einem Jet. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, wie es mit dem Fall weitergeht, da das Verfahren auch Fälle im Ausland streift. Wie berichtet, kam es im November 2022 zu Razzien bei Fritsch in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, vorgeworfen werden ihm Betrug und Geldwäsche. Seit März 2023 laufen in Liechtenstein Ermittlungen wegen des Verdachts des „schweren Betruges“, „des betrügerischen Konkurses“, „der Geldwäscherei“ und „der Bildung einer kriminellen Vereinigung“. Auch dort gilt die Unschuldsvermutung.

Den Namen Gropius erkennen Architektur-Expert:innen natürlich sofort. Walter Gropius war Gründer des Bauhauses und gilt als Pionier der modernen Architektur. Sein Nachname findet sich in leicht geänderter Schreibart im Firmennamen eines der spannendsten europäischen PropTech-Startups. Gropyus ist nach aktuellem Stand jenes Scale-up aus Österreich, das 2023 das mit Abstand größte Investment holte. Ziel ist, so genanntes „Living as a Service“ anzubieten – also nicht einfach nur Wohnhäuser nach Hybrid-Holz-Bauweise in schnellerer, nachhaltigerer Produktion zu bieten, sondern auch mit einem Building Operating System (BOS) vernetztes Smart-Home-System für Mieter: innen und Immobilienverwalter:innen zu bieten. Zuletzt stieg der Immobilienriese Vonovia aus Deutschland im Rahmen eines 100-Mio.-Euro-Deals ein.

Ebenfalls beteiligt sind die Vienna Insurance Group, FAM AB, Mantaray Ventures und Luxor Capital Group, Christian Angermayer, Rolf Elgeti sowie Harald Mahrer, Präsident der Nationalbank und der Wirtschaftskammer Österreich. Fritsch sagt, neben der Vonovia größter Aktionär des PropTechs zu sein. Laut Gropyus ist Fritsch drittgrößter Anteilseigner hinter Fuhrmann und der Vonovia.

Fritsch’s Rolle bei Gropyus

Von Fritsch distanzierte man sich bei Gropyus aber bereits vor längerem, und offenbar ist es unklar, wie und wie viele Anteile der strittige Investor noch an dem PropTech, das mehr als 600 Mio. Euro wert ist, hält. „Florian Fritsch ist im Oktober 2021 aus dem Gropyus-Aufsichtsrat ausgeschieden und hat seither keinerlei Funktion im Unternehmen. Über die Gründe des Ausscheidens wurde Stillschweigen vereinbart. Florian Fritsch ist nach unserem Verständnis nach wie vor indirekt an unserem Unternehmen beteiligt“, heißt es seitens Gropyus gegenüber Trending Topics. Diese Aktienanteile an der Gropyus AG sieht Fritsch sich nun strittig gemacht.

Dabei sei er doch mitverantwortlich für den Erfolg des PropTechs, das mit der deutschen Vonovia und der österreichischen Vienna Insurance Group (VIG) sehr große Investoren an Bord geholt hat. Fritsch und Fuhrmann brachten die Idee gemeinsam auf Schiene. „Der Name Gropyus stammt von mir, die Domain von Gropyus wurde von mir registriert und war somit meine. Ich habe die ersten 10 Mio. Euro eingesammelt und in Gropyus investiert“, sagt Fritsch zu Trending Topics. Nun sieht er sich hinausgedrängt, und die Anzeige gegen ihn bei der Wiener Staatsanwaltschaft verschärft die Situation.

Gropyus bestreitet die Rolle von Fritsch und betont: „Es gab eine einvernehmliche Exit-Vereinbarung, in deren Rahmen Florian Fritsch aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.“

Eröffnung des Gropyus-Projekts in Weißenthurm 2022. © Gropyus AG

„Klar muss ich  den verursachten Reputationsschaden wieder reparieren“

Fritsch, gegen den in mehreren Ländern Untersuchungen laufen, will nun zurückschlagen. „Klar ist das unangenehm, und klar muss ich  den verursachten Reputationsschaden wieder reparieren“, sagt er. Für die Rechtsstreitigkeiten, die nicht nur Gropyus betreffen, nehme er viel Geld in die Hand. Wenn es sein muss, gebe ich weitere fünf Millionen aus. Die Finanzierung hierfür habe ich.“

Die Anzeige seitens Gropyus gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft in Österreich will Fritsch nicht direkt kommentieren, jedenfalls aber hätte die österreichische Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen an die liechtensteinische StA abtreten wollen, Liechtenstein habe dies aber abgelehnt. Und zu den Untersuchungen in Liechtenstein heißt es von Fritschs Seite: „Bei den Untersuchungen in Liechtenstein handelt es sich um sogenannte Vorerhebungen. Diese begründen keinen Beschuldigten-Status. Florian Fritsch wird als Nicht-Beschuldigter geführt in diesen Erhebungen.“ Vorerhebungen sind ergebnisoffen – sie können zu einer Anklage führen, aber genauso zu einer Verfahrenseinstellung.

Bei der Auseinandersetzung mit Gropyus spürt man den direkten Konflikt zwischen Fritsch und Fuhrmann deutlich. „Gropyus und seine Mitarbeiter sind derzeit das großartigste Unternehmen im PropTech-Segment. Es ist der Startup-Phase entwachsen und hat eine große Zukunft vor sich. Ich habe sehr hohe Ansprüche an CEOs von solchen Firmen. Meiner Meinung nach fehlt es Fuhrmann an verkäuferischem und wirtschaftlichem Geschick. Er scheint mir schwer überfordert zu sein“, so Fritsch. „Zumindest fällt mir rückbetrachtend auf, dass er auch bei Delivery Hero nicht lange operative Verantwortung trug und andere die Geschäftsführung übernahmen.“

Immer wieder schießt er sich auf den Gropyus-CEO ein. „Meines Erachtens soll er nicht auf Konferenzen und Preisverleihungen herumturnen, sondern diese Häuser verkaufen. Gropyus könnte schon Milliardenumsätze haben. Nachhaltiges Wohnen ist ein riesiges Zukunftsthema. Man braucht kein Equity mehr einsammeln, wenn man die Vienna Insurance Group und die Vonovia als Shareholder und als potenzielle Kunden hat.“

Vom Unternehmen heißt es: „Die Aussagen von Florian Fritsch über unseren CEO sind falsch und völlig unqualifiziert. Florian Fritsch hat auch das Business Modell von Gropyus offenbar nicht richtig verstanden. Der Umstand, dass der Aufsichtsrat im April 2023 alle Vorstandsmandate einstimmig verlängert hat, ist ein klarer Vertrauensbeweis gegenüber dem Vorstand, einschließlich unseres CEOs.“

Ein Haus und ein Grundstück

Dass Fritsch in der Aufbauphase von Gropyus jedenfalls stark involviert war, zeigt das Projekt „Am Wohnpark Nette 6“ im deutschen Weißenthurm in der Nähe von Koblenz. Dort hat Gropyus sein erstes Projekt fertig gestellt, einen neunstöckigen Bau aus Holz-Hybrid-Bauweise mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Mit dem Projekt, das Weißenthurm-Bürgermeister Gerd Heim und Gropyus-CEO Markus Fuhrmann im Juni 2022 feierlich eröffneten, wollte man damals neue Standards in Sachen nachhaltiger Bauweise setzen – immerhin soll das Haus mit 54 Wohnungen danke der Holz-Hybrid-Bauweise 22 Prozent der sogenannten grauen Emissionen einsparen.

Das Gropyus-Projekt in weißenthurm. © Gropyus AG
Das Gropyus-Projekt in Weißenthurm. © Gropyus AG

Das Projekt Weißenthurm will Fritsch mit 16 Mio. Euro vorfinanziert haben. Darin inkludiert seien drei alte Bestandstürme im Besitz von Fritsch, heißt es von Gropyus, die mit dem Gropyus-Projekt nichts zu tun haben. Dennoch könne man die Zahl nicht nachvollziehen. Noch 2023 gehörte das Grundstück in dem deutschen Städtchen, auf dem es steht, noch einer Firma von Fritsch. Nun ist Gropyus dabei, es zu erwerben.

„Im Zuge der Zusammenarbeit zwischen Gropyus und Florian Fritsch kam es zu einer Kooperation am Standort Weißenturm bei Koblenz. Florian Fritsch hat dort ein Grundstück erworben und finanziert, auf welchem Gropyus das höchste holzhybrid Gebäude in Rheinland-Pfalz errichtet hat. Da Herr Fritsch seinen Finanzierungsverpflichtungen gegenüber Banken nicht nachkommen konnte, musste das Unternehmen von Herrn Fritsch, das nach wie vor das Grundstück hielt, Anfang 2023 Insolvenz anmelden“, heißt es seitens Gropyus. „Das Grundstück befindet sich derzeit in der Insolvenzmasse, Gropyus konnte dieses jedoch aufgrund eines bestehenden Kaufvertrages erwerben. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Prozess noch 2023 abschließen können.“

Hierzu ergänzt Fritsch seine Sicht der Dinge: „Die Insolvenzanmeldung der Projektgesellschaft ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass GROPYUS die 500.000 € Architekten Kosten die durch den Neubau entstanden sind, nicht bezahlt hat, welche sie geschuldet hat. Deshalb hat der Geschäftsführer Insolvenz angemeldet.“

Gropyus kontert: „Gropyus hat alle seine Verbindlichkeiten beglichen. Die 500.000 Euro sind keine Verbindlichkeiten der Gropyus. Wir mussten viel Zeit und Geld in die Hand nehmen, um unser Grundstück zu retten.“

Anmerkung: Das letzte Statement von Fritsch wurde nachträglich ergänzt. Es wurden mehrere neue Stellungnahmen von Gropyus ergänzt.

Gropyus: PropTech holt 100 Mio. Euro – Wohnungsriese Vonovia steigt ein

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