Groq: AI-Chip-Jungfirma erhält 640 Millionen Dollar
Groq, ein US-Startup, das Chips entwickelt, um generative AI-Modelle schneller als herkömmliche Prozessoren auszuführen, hat in einer neuen Finanzierungsrunde unter der Leitung von Blackrock 640 Millionen Dollar erhalten. Neuberger Berman, Type One Ventures, Cisco, KDDI und Samsung Catalyst Fund waren ebenfalls beteiligt, berichtet TechCrunch. Das Gesamtvolumen von Groq steigt damit auf über eine Milliarde Dollar und bewertet das Unternehmen mit 2,8 Milliarden Dollar.
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Finanzierung deutlich höher als geplant
Ursprünglich wollte das in Kalifornien ansässige Unicorn Berichten zufolge eigentlich „nur“ 300 Millionen Dollar zu einer etwas niedrigeren Bewertung (2,5 Milliarden Dollar) aufnehmen. Das ist mehr als das Doppelte der vorherigen Bewertung von Groq zu etwa einer Milliarde Dollar im April 2021. Damals nahm das Jungunternehmen 300 Millionen Dollar in einer von Tiger Global Management und D1 Capital Partners geführten Runde auf.
Der Meta-Chef-KI-Wissenschaftler Yann LeCun wird Groq als technischer Berater zur Seite stehen, und Stuart Pann, der ehemalige Leiter des Foundry-Geschäfts von Intel und Ex-CIO von HP, wird dem Startup als Chief Operating Officer beitreten. Die Ernennung von LeCun kommt angesichts der Investitionen von Meta in seine eigenen KI-Chips etwas unerwartet – aber sie gibt Groq zweifellos einen wichtigen Verbündeten in einem umkämpften Bereich.
Groq verspricht extrem schnelle AI-Modelle
Groq, das 2016 an den Start gegangen ist, entwickelt eine sogenannte LPU (Language Processing Unit) Inference Engine. Das Scale-up behauptet, dass seine LPUs bestehende generative KI-Modelle, die in ihrer Architektur mit ChatGPT und GPT-4 von OpenAI vergleichbar sind, mit der 10-fachen Geschwindigkeit und einem Zehntel der Energie ausführen können.
Jonathan Ross, CEO von Groq, ist bekannt dafür, dass er an der Erfindung der Tensor Processing Unit (TPU) beteiligt war, Googles kundenspezifischem KI-Beschleunigerchip, der zum Trainieren und Ausführen von Modellen dient. Ross tat sich vor fast zehn Jahren mit Douglas Wightman, einem Unternehmer und ehemaligen Ingenieur des X-Moonshot-Labors der Google-Muttergesellschaft Alphabet, zusammen, um Groq mitzugründen.
Entwicklerplattform „GroqCloud“ wird ausgebaut
Das Unicorn bietet auch eine LPU-basierte Entwicklerplattform namens „GroqCloud“ an, die „offene“ Modelle wie die Llama 3.1-Familie von Meta, Gemma von Google, Whisper von OpenAI und Mixtral von Mistral sowie eine API beinhält. Sie ermöglicht es Kund:innen, die Chips in Cloud-Instanzen zu verwenden. Im Juli hatte GroqCloud über 356.000 Entwickler:innen. Ein Teil des Erlöses aus der Finanzierungsrunde soll nun dazu dienen, die Kapazität der Plattform zu erweitern und neue Modelle und Funktionen hinzuzufügen.
Trotz seiner Erfolge hat Groq immer noch viel mächtige Konkurrenz, allen voran Nvidia. Der Konzern kontrolliert nach Schätzungen mindestens 70 Prozent des Marktes für KI-Chips, die zum Trainieren und Bereitstellen von generativen AI-Modellen dienen. Nvidia hat sich verpflichtet, jedes Jahr eine neue KI-Chiparchitektur herauszubringen, statt wie bisher jedes zweite Jahr. Neben Nvidia konkurriert Groq auch mit Amazon, Google und Microsoft, die alle maßgeschneiderte Chips für KI-Workloads in der Cloud anbieten – oder bald anbieten werden.
Scale-up investiert stark in Übernahmen
Um seine Nische zu besetzen, investiert Groq stark in Übernahmen. Im März übernahm das Scale-up Definitive Intelligence, ein in Palo Alto ansässiges Unternehmen, das eine Reihe von unternehmensorientierten KI-Lösungen anbietet, um eine neue Geschäftseinheit namens Groq Systems zu bilden. Zu den Aufgaben dieser Einheit gehört die Betreuung von Organisationen, darunter US-Regierungsbehörden und souveräne Staaten, die bestehende Rechenzentren mit Chips des Scale-ups ausstatten oder neue Rechenzentren mit dessen Prozessoren aufbauen möchten.
Kürzlich ging Groq eine Partnerschaft mit Carahsoft, einem IT-Unternehmen der Regierung, ein, um seine Lösungen über Carahsofts Vertriebspartner an Kunden des öffentlichen Sektors zu verkaufen, und das Startup hat eine Absichtserklärung zur Installation von Zehntausenden seiner LPUs im norwegischen Rechenzentrum des europäischen Unternehmens Earth Wind & Power unterzeichnet. Groq arbeitet außerdem mit dem saudi-arabischen Beratungsunternehmen Aramco Digital zusammen, um LPUs in künftigen Rechenzentren im Nahen Osten zu installieren.
Gleichzeitig mit dem Aufbau von Kundenbeziehungen arbeitet das Jungunternehmen an der nächsten Generation seines Chips. Im vergangenen August gab das Unicorn bekannt, dass es einen Vertrag mit dem Halbleiterunternehmen Global Foundries zur Herstellung von 4nm-LPUs abschließen wird, von denen Leistungs- und Effizienzsteigerungen gegenüber den 13nm-Chips der ersten Generation von Groq erwartet werden. Die Jungfirma plant nach eigenen Angaben, bis zum Ende des ersten Quartals 2025 über 108.000 LPUs einzusetzen.