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Austria Limited: Neugründungen sollen drohender Pleitewelle entgegenwirken

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). © BKA
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Es sind etwa 100.000 Menschen mehr als im Vorjahr, die arbeitslos sind. Die Corona-Krise hat die Zahl der Arbeitssuchenden nach oben schießen lassen, mit einem Höhepunkt im April mit 588.000 Betroffenen. Die Zahlen sind wieder rückläufig, im Juli waren es noch 430.000, neuere Zahlen gibt es noch nicht.

Doch dabei wird es nicht bleiben. Wie mehrmals berichtet wird erwartet, dass im Herbst eine massive Pleitewelle losgehen wird, und die wird natürlich Effekte auf den Arbeitsmarkt haben. „Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten wieder ansteigen wird“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz heute, Freitag vormittag, in seiner Rede zur Lage der Nation.

Insolvenzen im Tief – noch

Denn derzeit, das zeigt die Statistik, liegt die Zahl der Insolvenzen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Das hat mehrere Gründe – zurückhaltende Insolvenzantragssteller, Hilfspakete und die Verlängerung der Insolvenzantragsfrist haben bisher dafür gesorgt, dass die Zahl der Pleiten um etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind:

Diese Zahlen und Fakten kennt auch Bundeskanzler Kurz. Und hat auch eine Lösung parat: „Gerade in einer Zeit, in der es vermehrt Insolvenzen geben wird, ist die beste Antwort darauf, Neugründungen zu erleichtern und den Kapitalmarkt zu stärken, um damit möglichst viele neue Jobs entstehen zu lassen“, sagte er am Freitag.

Nun ist Gründen nicht das einfachste der Welt, und schon gar nicht in Österreich. Wer es sich schon einmal angetan hat, eine GmbH auf die Beine zu stellen, der weiß, dass es flottere und angenehmere Tätigkeiten gibt als diese. Nun ist es der Plan der Regierung, eine neue Gesellschaftsform einzuführen, und zwar die so genannte „Austria Limited“. Dabei nimmt man sich etwa Großbritannien zum Vorbild und will es ermöglichen, ein Startup schnell, einfach und kostengünstig zu gründen –  und der gesamte Gründungsvorgang soll auch digital sein.

Austria Limited soll für Neugründungen sorgen

Derzeit befinden sich das Wirtschafts- und das Justizministerium in Abstimmung zu der genauen Ausgestaltung der Austria Limited. „Unsere Zielsetzung ist, im Herbst 2020 mit einem Entwurf der neuen Gesellschaftsform in Begutachtung zu gehen“, heißt es aus dem BMDW.

Bekannt ist bereits, dass das einzubringende Stammkapital auf 10.000 Euro herabgesetzt werden soll – das ist deutlich weniger als jene 35.000 Euro, die man regulär für eine GmbH in Österreich braucht. Das setzt die Hürde deutlich hinab, was gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise prinzipiell eine gute Sache ist. Auch ist die Einführung von Englisch für wichtige Amtswege geplant – das würde ein wenig dabei helfen, ausländische Founder in Österreich gründen zu lassen.

Besonders wichtig bei der Austria Limited wird aber voraussichtlich werden, dass man die Vergabe von Anteilen an Investoren und Mitarbeiter mit minimalem Aufwand digital erledigen kann. Wer schon einmal ein paar Prozente an einer GmbH zwischen Shareholdern verschoben hat, weiß, wie mühsam und kostspielig das ist. Eine Erleichterung diesbezüglich ist zu begrüßen. Wer weiß, vielleicht kann man das Ganze auch gleich auf der Blockchain mit Security Token abbilden?

Erinnerungen an die GmbH light

Vorbehalte gegen eine Austria Limited wird es sicher auch geben. Einige haben noch die „GmbH light“ im Kopf, die 2013 als Möglichkeit geschaffen wurde, eine GmbH mit einer Stammeinlage von 10.000 Euro zu gründen. Die GmbH light wurde 2014 aber wieder abgeschafft, dem Finanzministerium entging damals zu viel Steuergeld.

An der 10.000-Euro-GmbH wurden damals Kapitalertragsteuerausfall und Körperschaftsteuerausfall beklagt, und das stand (neben anderen Dingen) einem damals opportunem Nulldefizit im Wege. Bei der Gestaltung der Austria Limited werden diese steuerlichen Überlegungen keine so große Rolle spielen wie damals 2013/2014, denn Nulldefizit ist sowieso keines in Sicht.

Mehr Hirnschmalz muss man noch in den Umstand stecken, was da nach der Gründung passieren soll. Ein einfacherer, günstigerer und schnellerer Prozess schön und gut – aber dann? Um Arbeitsplätze zu schaffen und dem Staat Steuereinnahmen bringen zu können, muss man eines machen: Business. Und das wird in der sich anbahnenden größten Weltwirtschaftskrise seit 100 Jahren zwischen sich abschottenden Machtblöcken (mehr dazu hier) keine einfache Angelegenheit.

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