Gründer der Woche: Der KI-Forscher im Kampf um unsere Umwelt
Eric Steinberger ist in der Startup-Szene keine unbekannte Größe mehr, im Gegenteil: Seit der damals 19-Jährige im Jahr 2019 damit begann, auf seiner Instagram-Seite ClimateScience akkurate Fakten verständlich für jedermann zugänglich zu machen, ist der junge KI-Forscher über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Mittlerweile ist aus der Instagram-Seite eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation in England und Wales geworden.
ClimateScience-App für Android & iOS
Die Organisation umfasst nunmehr 140 Freiwillige aus 28 Ländern, die die weltweit führende Plattform für Klimabildung aufbauen und mit dem UN-Sekretariat für Klimawandel und der Klimainitiative der University of Cambridge zusammenarbeiten. Die freiwilligen WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und ProgrammiererInnen haben auf der Website von ClimateScience und der zugehörigen App für Apple und Android vollständige Kurse zu Lösungen für den Klimawandel erstellt. Jeder Teil des Inhalts enthält Verweise auf wissenschaftliche Artikel, die von Experten begutachtet sind. So habe sich die Community auch „zum weltweit führenden Anbieter von Bildungsressourcen zum Klimawandel“ entwickelt. Aufgrund zahlreicher Anfragen soll es bald auch Lehrbücher für Kinder ab 5 Jahren, YouTube-Videos und eine Quiz-App geben.
Beeindruckender Werdegang
Auch der Weg von Steinberger ging konstant nach oben: Mit seinen nunmehr 22 Jahren hat er bereits Forschungspositionen am MIT und bei Facebook AI inne und publizierte mit Spitzenwissenschaftlern in AI. Er selbst sehe den Grund für seinen raschen Karriereweg in den Online-Ressourcen, „die heutzutage für jeden frei zugänglich sind“ und durch die er selbstständig Wissen zu Informatik und Physik erlangt habe.
Studienbeginn mit 15
Schon mit 15 begann er zu studieren, das war noch während seiner HTL-Zeit. „Von Anfang an habe ich einen Fokus auf Artificial Intelligence gelegt“, sagt Steinberger im Gespräch mit Trending Topics. Mit 18 hatte er eine Forschungsstelle an der TU Wien. Obwohl sein Spezialgebiete früher Robotik und Künstlich Intelligenz waren, habe ihn auch zu dieser Zeit bereits der Klimawandel beschäftigt. Das Problem dabei: Es sei deutlich schwieriger, sich in diesem Bereich weiterzubilden als in herkömmlichen Fächern. Steinberger: „Es kann nicht sein, dass man das Physik, Mathematik, Programmieren und tausend andere Dinge online leicht erlernen kann, für verständlich Fakten zu Lösungen zum Klimawandel – dem wohl schwierigsten Problem unserer Zeit – aber nicht nur lang suchen, sondern auch viele unseriöse Informationen filtern muss“.
Schon im Gespräch mit Trending Topics Ende des Vorjahres erklärte er ausführlich, worin er das Problem sieht: „Die Grundproblematik ist folgende: Du liest einfach verständliche, aber nicht komplett korrekte und wissenschaftlich fundierte Infos in Blogs, News oder auf Social Media. Oder man liest wissenschaftliche Papers, aber dafür fehlt den meisten die Zeit. Wir machen etwas in der Mitte. Das ist selbstverständlich bei Dingen wie Physik, aber nicht bei dem größtem Problem, das die Menschheit hat – dem Klimawandel. Deswegen haben wir Climate Science gegründet“.
Fakten für die Meinungsbildung
Steinberger ist niemand, der sich ein Blatt vor den Mund nimmt – legt aber wert darauf, sich an Fakten zu orientieren. Atomkraft – um ein Beispiel zu nennen – sieht er auch darum nicht allzu kritisch: „Das Wichtigste ist: Atomkraft könnte unser Klimaproblem sofort lösen. Das ist natürlich ein Schock. Selbst wenn Atomkraftwerke explodieren, dann sterben verhältnismäßig wenige Menschen, und die Folgen sind nicht so dramatisch“, erklärte er 2019. Er hat aber auch ein Argument dafür: „Es sterben jedes Jahr 3,6 Millionen Menschen wegen Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe“ – insofern stelle sich der Vergleich nicht. Egal aber ob Atommüll, Plastiksackerl oder erneuerbare Energien – umwelttechnische Aspekte sind mehr als ein Steckenpferd für den Forscher.
„Gravierender Mangel an Bildungsressourcen“
Auch darum gebe es jetzt ClimateScience. Die App ist für Schulen genauso gedacht wie für ältere Lernwillige. Steinberger ist bislang zufrieden: „Der Erfolg zeigt, wie gravierend der Mangel an guten Bildungsressourcen zum Klimawandel war. Warum hat das niemand vor uns gemacht?!”, ergänzt er. Wie er es so schnell so weit gebracht hat? „Ich pflege immer zu sagen: Fokus ist die Entscheidung, was du nicht tust.“
+++Kann Atomkraft zur Lösung der Klimakrise beitragen, Eric Steinberger?+++