Gründer der Woche: Gregor Demblin, der Kämpfer gegen die Barrieren im Kopf
Ein hohes sechsstelliges Investment, eine Digitalisierungsoffensive und Wachstum über den deutschsprachigen Raum hinaus. Die Wiener Sozialberatung myAbility, die seit 2014 für eine bessere einen wirtschaftsorientierten Ansatz zur Inklusion von Menschen mit Behinderung in Unternehmen verfolgt, lässt sich auch von Corona nicht ausbremsen. Künftig soll ein neuer „Inclusion Calculator“ Firmenbossen vorrechnen, dass es sich lohnt, gezielt nach Fachkräften unter den rund 15,6 Millionen Menschen mit Behinderung im DACH-Raum zu suchen.
Die treibende Kraft dahinter ist der Unternehmer Gregor Demblin. 2009 hat er gemeinsam mit Mitstreiter Wolfgang Kowatsch Career Moves initiiert, eine Job-Plattform für behinderte Menschen. Daraus ist über die Jahre dann myAbility gediehen. Die Firma mit Hauptsitz in Wien und 25 Mitarbeitern berät heute etwa Bank Austria, REWE, Energie Steiermark, Verbund oder die ÖBB in Sachen (digitaler Barrierefreiheit) und ist eine der wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um inklusive Rekrutierung geht. Die Barrieren im Kopf, die hilft Demblin und sein Team zu überwinden.
Visionär mit Charisma
Demblin ist der Visionär des Unternehmens, der mit den großen Ideen und den anderen gerne mal drei Schritte voraus. „Puuh, geht das überhaupt“, denken sich seine Mitstreiter manchmal – bevor sie dann wieder von seiner Überzeugungskraft mitgerissen werden. „Er löst bei allen, mit denen er zusammen arbeitet, Begeisterung aus“, sagt Geschäftspartner Michael Aumann über Demblin. „Er hat irrsinniges Charisma, die Leute auf die Reise mitzunehmen und andere mit der Idee zu infizieren. Er hat mich damals dazu gebracht, den Sprung ins Unternehmertum zu wagen. Wenn er nicht wäre, dann wäre ich wahrscheinlich noch Angestellter bei Accenture.“
Demblins unternehmerisches Talent ist mittlerweile unbestritten. 2019 erreichte myAbility den Break-even, 2020 pumpten Investoren, darunter Burkhard Gantenbein (Aufsichtsrat bei der Uniqa) frisches Geld in die Firma, um die Expansion zu beschleunigen. Früher hätte man ihm die Leistung mehr zugetraut, sagte Demblin in Interviews. Denn nachdem er 1995 im Alter von 18 auf der Maturareise in Griechenland beim Sprung ins Wasser mit dem Kopf auf eine Sandbank stieß, wachte er im Wiener AKH querschnittsgelähmt auf.
Zweite Firma für Exoskelette
Zwei Jahr später nach der Reha warf sich Demblin mit frischem Mut dann bereits ins Unternehmertum, sein Rollstuhl wurde sein Markenzeichen. Grenzen verschieben, persönliche Limits ausloten, etwas verändern wollen, dafür kennen ihn heute viele. Der Vater von vier Söhnen geht auch dorthin zurück, wo sein Leben den entscheidenden Wendepunkt hatte – er ist heute leidenschaftlicher Taucher.
Wofür Demblin auch steht, dass ist der feste Glaube an Technologie und ihre Möglichkeiten. Mit Tech2People hat er mittlerweile seine zweite Firma, mit der es ihm darum geht, Exoskelette für die Therapie von Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen. Daran arbeitet Demblin gemeinsam mit den Mitgründern Michael Seitlinger und Dennis Veit seit 2018.
Ein persönliches Ziel ist damit auch verbunden. Mit Hilfe des Exoskeletts will sich Demblin einen großen Traum erfüllen – und gemeinsam mit seinen Söhnen selbstständig einen Berg besteigen.
Gregor Demblin ist unser Gründer der Woche!