Gründer der Woche: Mit „nachhaltigem Amazon“ zum Riesen-Investment
Mit seinem Online-Marktplatz für generalüberholte iPhones, Notebooks oder Tablets hat das Wiener Startup refurbed seit der Gründung im Jahr 2017 große Erfolge gefeiert. Das „Amazon für vollständig erneuerte Produkte“, wie sich die Jungfirma gerne nennt, hat nach eigenen Angaben schon etwa 800.000 Produkte abgesetzt.
In dieser Woche konnte das Startup außerdem bei einer Series-B-Finanzierungsrunde satte 54 Millionen US-Dollar einsammeln (Trending Topics berichtete). Deswegen hat sich Peter Windischhofer, Mitgründer und CEO von refurbed, den Titel „Gründer der Woche“ redlich verdient.
Refurbed schließt Series-B-Finanzierung in Höhe von 45 Mio. Euro ab
Refurbed lebt Nachhaltigkeit
Gemeinsam mit Jürgen Riedl und Kilian Kaminski hat Windischhofer das Startup ins Leben gerufen. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit liegt den drei Gründern am Herzen. Indem Menschen nicht mehr jedes ein neues iPhone kaufen, sondern eine günstigere, überholte Gebrauchtversion, sollen sie viel Elektroschrott und bis zu 70 Prozent an CO2-Emissionen sparen.
„Wir haben refurbed mit der Mission gegründet, mindestens ein ‚refurbished‘ Gerät in jeden Haushalt in Europa zu bringen und damit die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft Elektrogeräte nutzen, zu verändern“, so Windischhofer. Menschen, die sich keinen komplett nachhaltigen Lebenswandel leisten können, sollen so etwas zum Umweltschutz beitragen können.
Refurbed lebt Nachhaltigkeit auch außerhalb seiner Produkte. „Wir sind tatsächlich CO2-negativ. Nicht nur versuchen wir, möglichst wenige Emissionen auszulösen, wir pflanzen auch für jedes verkaufte Produkt einen Baum. Dadurch kompensieren wir mehr Emissionen, als wir erzeugen“, sagt der refurbed-CEO. Die insgesamt 800.000 Bäume befinden sich auf der ganzen Welt verteilt, unter anderem in Österreich, Madagaskar, Australien und Kalifornien. Das Startup arbeitet für das Pflanzen mit lokalen Organisationen zusammen.
Refurbed zum Apple-Event: „Wir brauchen Handys, die länger leben“
Apple bei Umweltthemen „hinterlistig“
Ein Dilemma für die Jungfirma ist die komplexe Beziehung zu Apple. Das iPhone ist mit Abstand das populärste Produkt auf dem Online-Marktplatz. Jedoch kritisiert Windischhofer den Tech-Giganten offen für seine mangelnde Nachhaltigkeit. „Was Apple momentan macht, ist sehr problematisch. Sie wollen die neuen iPhones nachhaltiger positionieren und heben hervor, dass die Verpackung kleiner ist. Das ist aber irrelevant für den CO2-Ausstoß, es geht hier nur darum, weniger für Container beim Transport zahlen zu müssen. Apple hat immer noch einen hohen Ausstoß und geht hier unserer Meinung nach hinterlistig vor. Wir müssen das weiterhin aufzeigen“, so Windischhofer.
Vor allem seit Corona hat sich der Erfolg von refurbed immer weiter verstärkt. Schon im Jahr 2020 lag der Außenumsatz des Marktplatzes bei 100 Millionen Euro (10 Millionen davon sind direkter Umsatz von refurbed), in diesem Jahr soll er sogar noch höher werden. 2021 hat das Startup außerdem den Launch in Irland geschafft. Damit ist das Jungunternehmen schon in 13 Ländern vertreten. Das neue Kapital will das Startup in den Ausbau des Markts in Österreich und im DACH-Raum sowie die Verstärkung des Teams investieren. Aber auch international will die Jungfirma weiter expandieren. Bis Ende 2021 sollen drei weitere europäische Märkte erschlossen werden. Den Anfang soll dabei Schweden machen.
Gesunde Rivalität mit Back Market
Refurbed ist nicht der einzige europäische Player im Bereich der generalüberholten Produkte. Der französische Rivale Back Market bietet ebenfalls nachhaltige, neu aufbereitete Elektronik und ist auch in 13 Ländern vertreten. Erst im Mai konnte der Konkurrent von Investoren ganze 276 Millionen Euro einsammeln (Trending Topics berichtete). Als Feind betrachtet Windischhofer Back Market aber nicht. „Ich finde es super, was sie machen. Außerdem konzentrieren sie sich auf Japan und USA, wodurch für uns in Europa viel Platz übrig bleibt. Dieser Markt ist auch groß genug für zwei“, sagt der refurbed-CEO.
Refurbed: Wiener Startup holt sich satte 15,6 Millionen Euro