Gründer der Woche: Vom VC-Partner zum Startup-CEO
Rund 4,2 Millionen konnte das Startup Helu in einer Investmentrunde einsammeln – wir berichteten gestern. Hinter dem Startup steht Franz Salzmann. In der Branche ist er bekannt, war er doch bis 2019 Partner beim Wiener VC Speedinvest. Mittlerweile ist er selbst unter die Gründer gegangen – und schnappt sich mit dem Millioneninvestment verdientermaßen den Titel „Gründer der Woche“.
„Zeiten von Excel und PDFs sind vorbei“
Atlantic Labs, wefox-Gründer Fabian Wesemann, Bitpanda-Gründer Eric Demuth, Lakestar-Partner Gilad Novik, Marco Rodzynek von Noah Conference, Oliver Manojlovic von Personio: Die Liste an Investoren von Helu ist lang und prominent. 61 Prozent des Unternehmens gehören aber noch Salzmann. Langfristig will er mit Helu die Steuerberatung digitalisieren: „Die Zeiten mit Excel- und PDF-Daten sind vorbei. Mit Helu wird die steuerliche Beratung digitalisiert. Steuerkanzleien können so effizienter und moderner mit ihren Mandant:innen zusammenarbeiten. Wir sind stolz, die Gründer von führenden europäischen Unicorns hinter uns zu haben. Sie wissen nur zu gut wie schwierig es ist, Finanzdaten einfach zu erhalten und verlässlich auszuwerten.“
Helu: Plattform für Steuerberater
Wie ist er auf die Idee gekommen? Franz Salzmann: „Wir sind eine Plattform für Steuerberater. Es war die Parallele zu anderen Märkten, die sich in den letzten Jahren digitalisiert haben, sehr offensichtlich. Als ich beispielsweise den Versicherungsmarkt analysierte, zwecks des Investments in Wefox, war es offensichtlich, dass Makler sehr manuell und offline ihre Kunden betreuten. Heute ist Wefox ein Unicorn und Makler können über die Plattform Endkunden einfach und digital betreuen.
Im Steuerberatermarkt sehen wir ganz klar die Parallelen. Steuerberater und Mandanten sehnen sich nach derselben Digitalisierung, so wie sie es aus anderen Branchen gewohnt sind. Ein kollaborativer Umgang mit Buchhaltungsdaten ist daher der nächste logische Schritt und da passt Helu gut in den Umbruch der kommenden Jahre. Zusätzlich findet in den nächsten zehn Jahren ein Generationenwechsel im Steuerberatermarkt statt und das Versenden von PDFs oder Excel Sheets ist oft ein Zeichen, dass Platz für Innovation ist.“
Jahrelange Erfahrung
Wie beschrieben stammt seine Erfahrung aus der Tätigkeit als VC-Partner. Ein eigenes Unternehmen aufbauen sei allerdings „noch einmal ein spannenderes Ziel wie das Unternehmen anderer von außen zu bewerten“, erklärt Salzmann. Mitgenommen hat er von Speedinvest dennoch vieles: „Die letzten Jahre waren für mich ein wertvoller Schatz an Erfahrungen und ich bin dankbar, dass ich bei Speedinvest das Wachstum so vieler Frühphasen Unternehmen als Investor und Board Member begleiten durfte, wie beispielsweise GoStudent, Wefox oder Adverity. Heute sind diese Firmen teilweise Unicorns und beschäftigen mehrere hundert Mitarbeiter oder stellen wöchentlich 50 neue Mitarbeiter ein. Als wir investierten, waren das kleine Startups – wie heute Helu. Diese Lernkurve ist enorm hilfreich und lehrreich und umso mehr Spaß macht es jetzt eine eigene Idee zu verfolgen. “
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Helu: Konzentration auf Deutschland
Wachsen soll nun aber auch sein eigenes Unternehmen. Mit dem eingesammelten Kapital werde Helu „schrittweise unser exzellentes Team erweitern und den Fokus ganz auf den Ausbau des Produktes legen.“ Salzmann: „Es gibt viel Input von Kunden, den wir gerne umsetzen möchten. Die kommenden Features werden Helu massiv erweitern und Steuerberatungen und Unternehmen das Leben leichter machen. Wir konzentrieren uns weiterhin voll auf Deutschland und den Aufbau einer Marke, auf die sich unsere Kunden verlassen können.“
Und wie soll es in den nächsten Jahren weitergehen? „Das ist eine gute Frage“, erklärt Franz Salzmann. „Nach meinen Erlebnissen in den letzten Jahren ist das schwierig zu beantworten. Frei nach Rainhard Fendrich würde ich sagen: ‘Alles ist möglich, aber nix is fix.’ Um aber etwas konkreter zu werden: erst einmal liegt unser Fokus auf dem Team, dem Produkt und einer engen Anbindung zu DATEV. Ich kenne zu viele Startups, die zu früh expandiert haben und denen das auf den Kopf gefallen ist. Wir sehen ganz klar das Potenzial Buchhaltungssysteme in ganz Europa oder auf anderen Kontinenten anzubinden, aber im ersten Schritt gilt es verlässlicher Partner in einem Markt, nämlich Deutschland, zu sein.“
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