Analyse

Wie funktioniert eine neue Founder-Generation? 7 Antworten

Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Dass Krisenzeiten auch Gründerzeiten sind, ist eine schöne Schlagzeile, bewahrheitet hat sie sich aber nicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Neugründungen österreichischer Startups ist seit der Spitze im Jahr 2019 deutlich im Sinkflug und ist dann 2022, nach dem Ende der COVID-Pandemie und im Jahres des Beginns des Ukrainekriegs mit Energiekrise und Inflation klar eingebrochen – zurück auf das Niveau von 2013, bevor der große Startup-Hype losging.

Die Entwicklung kann man aber auch so sehen: Die Zeit der Schönwetter-ZIRP-Gründer:innen (ZIRP steht für Zero Interest Rate Policy, also Null-Zinspolitik) ist vorbei. Geld ist rar, wieder teuer und wird so schnell nicht wieder billig werden. Das bedeutet auch, dass nun eine neue Gründer:innengeneration entsteht, die ziemlich anders tickt wie jene der Generation X und Y, die die letzte Dekade prägten. Aber wie?

 

 

1. Bootstrapping ist wieder ein Ding

Wenn junge Gründer:innen vom „Bootstrappen ist der neue Weg“ und Venture Capital als „Sucker’s Game“ bezeichnen (und zwar nicht hinter vorgehaltener Hand, sondern öffentlich und stolz darauf), dann deutet das zumindest eine neue Mentalität an. Im Wissen, dass nur die besten der besten Startups und Scale-ups in nächster Zeit Finanzierung bekommen werden, lassen immer mehr Grüder:innen den Weg der Pitchdecks und Investoren-Calls vorerst aus und probieren es auf eigene Faust. Nach dem Motto: Der Kunde ist der beste Investor.

 

NovaSearch: „Bootstrappen ist der neue Weg“

 

2. AI First & Low Code/No Code

Wer heute gründet, hat ein Tool zur Verfügung, das 99% der älteren Startups nicht zur Verfügung hatten: Man kann sich AI-Modelle wie GPT-4 oder Mistral Large heute einfach via Kreditkarte und API ins Unternehmen holen und automatisieren, was das Zeug hält. Das hört aber nicht bei OpenAI auf, sondern erstreckt sich auf mittlerweile zahllose andere Services. LLMs helfen dabei Webseiten und Services zu erstellen, ohne viele Developer anstellen zu müssen. Die Zeiten in denen Gründer:innen mit der Größe ihrer Teams prahlten, sind ein Ding der Vergangenheit. Heute lautet die Prämisse: Schlank mit KI.

3. Social Media Native

Menschen, die heute zwischen 20 und 30 sind und gründen, haben einen Nachteil/Vorteil: Sie wurden in einer Welt groß, in der Social Media Standard ist. Das unterscheidet sie von älteren Semestern, die noch eine Jugend ohne Instagram hatten, und in der niemand online posen musste, um gemocht zu werden. Heute ist das anders: Junge Menschen, die mit allen Nachteilen der Social Networks groß geworden sind, verstehen oft instinktiv, wie digitale Reichweite und Social Selling funktioniert – und tun sich oft viel leichter, digitale Brands für sich und ihre Unternehmungen aufzubauen.

Linkedin, das neue Absurdistan

4. Nachhaltigkeit wird oberstes Gebot

Mehr als 50 Prozent der österreichischen Startups sehen sich laut Austrian Startup Monitor als Green oder Social Startups. Das bedeutet nun zwar nicht, dass sie es nach den EU-Bestimmungen auch wirklich sind, aber immerhin bereits knapp 40% aller Startups ein ökologisches Ziel verfolgen und 14% der Unternehmen vorrangig bzw. ausschließlich soziale Ziele
verfolgen. Clean-, Green- und ClimateTech ist sicher weiter eines der Boom-Felder im Startup-Business, jedoch zeigt der Trend, dass diese Kategorien auch Einzug in andere Verticals haben, etwa in Fintech, Software oder Mobility.

Wer nachhaltige Unternehmensziele ernsthaft verfolgt, der muss sich in Österreich und der EU aber auch mit einer Vielzahl an Regeln, Vorgaben und Kriterien auseinandersetzen. Das wird künftig immer wichtiger werden, denn Nachhaltigkeitskriterien werden bald über Investment, Kredit oder Kundenauftrag entscheiden – in absehbarer Zeit ein Wettbewerbsvorteil.

Der große Guide zur Startup-Nachhaltigkeit

 

5. Purpose-driven und politisch

Die Zeiten, in denen man jungen Menschen ein Desinteresse an Politik vorhalten konnte, sind vorbei. „Purpose“, also der große Sinn hinter einer Firma, ist zum Magneten geworden. Immer mehr junge Talente suchen sich ihre Arbeitgeber, und damit auch Startups, nach deren Purpose und gesellschaftlichen Auftrag aus und nicht nach Gehalt und anderen Mitarbeiter-Benefits. In Zeiten erhöhter Polarisierung wird bei vielen Unternehmen ein Kürzel wichtiger: DEI, kurz für Diversity, Equity & Inclusion.

Und: Neue Gründer:innen werden genau abwägen, von dem sie Geld nehmen und welche Kunden sie servicieren. Es mag sein, dass autoritäre Staaten wie Saudi-Arabien die Füllhörner über Startups ausschütten möchten – dabei aber auch auf Ablehnung stossen. In einer Welt, in der es um die Bewältigung der Klimakrise geht, werden Founder genau schauen, woher Geld kommt.

6. Mindfulness & Fitness

Geistige und körperliche Gesundheit ist jungen Menschen heute immens wichtig. Beispiel gefällig? Auf TikTok finden sich aktuell 55,6 Millionen Videos mit dem Hashtag #gym, aber nur 12,4 Millionen Clips mit dem Hashtag #party. Dazu kommen immer mehr junge Menschen, die sich vegan, vegetarisch, paleo, usw. ernähren. Persönliche Gesundheit und Fitness genießen einen hohen Stellenwert, und das alles spiegelt sich auch in den Produkten und Services wieder, die Startups für jüngere Zielgruppen entwerfen. Laut VCs tut sich aktuell sehr viel an der Schnittstelle AI und Health.

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7. Multipolare Welt

„Die Welt erobern“ war früher ein gängiges Schlagwort, aber in einer multipolaren Welt können Startup-Gründer:innen nicht mehr global denken. Wer mit China Business machen will, wird sich in den USA schwertun (siehe etwa das Beispiel G42), wer Ölgeld aus dem Mittleren Osten nimmt, wird möglicherweise auf Widerstand in Europa stoßen, und nach Großbritannien zu expandieren ist auch nicht mehr so einfach wie früher.

In den USA hält sogar ein neuer Nationalismus Einzug in die Welt der Startups und VCs. Andressen Horowitz, einer der wichtigsten Investoren, nennt für seinen neuesten, 7,2 Milliarden Dollar schweren Fonds die Kategorie „American Dynamism“ als Investment-Ziel – und meint damit die strategisch für die USA wichtigen Bereiche Aerospace, Manufacturing, Lieferketten, Wohnen, Industry und Defense. In Europe greift derweil die Idee um sich, dass der Staat doch in Startups investieren sollte. Mit dem Staat im Cap Table wären Startups nicht mehr unabhängig am Markt unterwegs, sondern abhängig von politischen Agenden.

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