Gründerin der Woche: Theresa Imre und die Revolution des Lebensmittelsystems
Esa, wie sie ihre Freunde und Kollegen nennen, ist eine der bemerkenswertesten Gründerinnen Österreichs. Es hat einige Jahre gedauert, aber das Krisenjahr 2020 hat ihr schließlich den Durchbruch gebracht. TV-Auftritte, Termine in Ministerium und im Bundeskanzleramt, ein durch die Corona-Krise stark getriebenes Wachstum und der zweite Teil der erfolgreichen Finanzierung durch die Crowd – ja, 2020 ist das Jahr der Theresa Imre.
Mit markta.at hat Imre 2017 einen digitalen Marktplatz für regionale Lebensmittel gestartet, der einige Zeit ein Nischendasein fristete. War es zuvor sicherlich kein leichtes Unterfangen, Menschen zum Shoppen bei markta.at zu bringen, hat die Corona-Krise für ganz neuen Zuspruch gesorgt. Digitalisierung, Regionalität, Umweltbewusstsein – an der Schnittstelle dieser drei Trends ist Imres Startup angesiedelt und kann jetzt glänzen.
Vom Food-Blog zum Startup
Begonnen hat Imre eigentlich mit dem Bloggen. Gemeinsam mit ihrer Volksschulfreundin Anna startete sie vor vielen Jahren den Food-Blog „Eingebrockt und Ausgelöffelt“, um die Leserschaft mit Rezepten zu Oma-Krautrouladen, Holunder-Sirup oder Holy-Crêpes zu versorgen – und schafften es damit zu erstem lokalen Ruhm. Aus dem Food-Blog hat sich dann markta.at entwickelt, das heute 3.000 Produkte von etwa 400 unterschiedlichen Klein- und Familienbetrieben aus der Region gelistet hat.
Imre ist dabei kein verträumter Öko-Hippie, sondern eine Geschäftsfrau mit Biss und Durchhaltevermögen. Als CEO schupft sie den Laden, leitet ein wachsendes Team, absolviert Termine mit Ministerinnen und TV-Stationen und holt nebenbei auch noch 160 Unterstützer an Bord, um frisches Geld für die Expansion einzusammeln. Mittlerweile erklärtes Ziel: Ende des Jahres soll der Break Even geschafft werden, keine Selbstverständlichkeit im Startup-Business.
Revolution des Lebensmittelsystems
markta.at funktioniert dabei als E-Commerce-Lösung für regionale Biobauern und Kleinproduzenten, die im Einzelhandel oder mit eigenen Web-Shops kaum eine Chance hätten. Imre geht es damit aber nicht bloß um den Support von Österreichs Biobauern, sondern eigentlich um die Neuerfindung des heutigen Lebensmittelsystems, das von Supermarkt-Ketten, Saatgut-Konzernen und der Verarbeitungsindustrie dominiert wird. Bei markta.at geht es nicht nur um die Erdäpfel aus Niederösterreich, es geht auch um Logistik, die Problematik der Erntehelfer und letztendlich darum, wer an unserem Essen verdient (und wer nicht).
„Was es braucht, ist ein Lebensmittelsystem, das die wirtschaftlichen Strukturen wieder lokal verankert und die Marktmacht einzelner Player – von Saatgut-Konzernen, Verarbeitungsindustrien bis hin zum Handel – aufbricht und verteilt. Damit die Wertschöpfung direkt am landwirtschaftlichen Betrieb bleibt und man sich flexibel auf die lokalen Umweltbedingungen und das sich verändernde Klima anpassen kann“, schrieb Imre dieses Jahr in einem Gastbeitrag bei Trending Topics. Mit markta.at leistet Imre einen Beitrag zu diesem Systemwechsel, der sicher eine Mammutaufgabe ist.
markta-Gründerin: „Regionale Landwirtschaft alleine ist nicht das Allheilmittel“