Gründerin der Woche: Wie man einen Coworking-Space in der Krise aufbaut
Gründen ist auch in „normalen“ Zeiten schon eine Herausforderung, in Monaten der (wirtschaftlichen) Krise noch einmal mehr. Das weiß auch Patricia Ziegler, die in der Pandemie den Coworking-Space „The Nest“ aus dem Boden gestampft hat. Im Dezember 2020 waren erstmals alle Tische und Räume gebucht. Wir wollten von unserer Gründerin der Woche wissen, wie das erste, sicherlich spezielle Jahr gelaufen ist.
Coworking-Nest für Kreative
In den Hallen einer ehemaligen Kaffeemühlenfabrik im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals liegt „The Nest“, „ein Co-Working- und Veranstaltungs-Space für die Musik-Vögel und Kreativ-Kreaturen Wiens“, wie es auf der Homepage heißt. Am Anfang sei die Vision gestanden, einen Raum für kreative Menschen zu schaffen, „in dem Ideen fließen, fusioniert und innovative Projekte umgesetzt werden können“, erklärt Patricia Ziegler. Hat das funktioniert? „Ich glaube, es ist dann doch ein wenig anders gekommen, als ich erwartet habe. Am Anfang wollte ich einen Space nur für Musikerinnen und Musiker machen. Es hat sich dann aber rausgestellt, dass es besser ist, gemischte Gruppen zu haben und wir haben jetzt Menschen aus dem Musik- und Musikbusiness-Bereich, aber auch aus Video, Grafik- und Printbereich. Da ist auch die gegenseitige Unterstützung interessanter und es funktioniert alles ganz super miteinander.“
Verschiedene Mietoptionen
Die Halle bietet rund 200 Quadratmeter Platz, zur Auswahl stehen verschiedene Mietoptionen. Das ist von anderen Coworking-Spaces bekannt: Der „Flex Desk“ für 160 Euro pro Monat, der eigene „Fix Desk“ für 230 Euro im Monat und die Raummiete für größere Unternehmen und Startups. Auch Meetings, Veranstaltungen oder Workshops können in der alten Biedermeier-Halle abgehalten werden, „Loft-Flair“ inklusive, verspricht die Gründerin. Spannend auch: Patricia Ziegler hat viele Arbeitsschritte und ihre Gefühle bei der Gründung und den ersten Arbeiten in einem eigenen Blog dokumentiert.
Die Gründung im Blog
Warum das? Ziegler: Zum einen fand ich es ganz gut, einfach mal aufzuzeigen, wie es Gründer*innen während der Pandemie geht. Ich wollte aber auch zeigen, dass das es eben auch funktionieren kann und meinen Kolleginnen und Kollegen Mut machen. Für mich war es auch eine Art Jahres-Resümee und ich wollte den Menschen die menschliche Komponente hinter meinem Co-Working-Space zeigen. Wie es gelaufen ist und wie es weiter geht und wer dahinter steckt.“ Interessierte können so detailliert nachlesen, welche Herausforderungen auf junge Gründerinnen und Gründer zukommen können – aber auch, wie befriedigend es sein kann, wenn alles läuft.
„Pandemie ist ziemliche Last“
Apropos laufen: Wie geht es „The Nest“ in diesen Tagen? „Es geht sehr gut“, freut sich Ziegler. „Ich habe sehr viele Anfragen mittlerweile, darf aber wegen der Beschränkungen nicht mehr Tische aufstellen. Das ist frustrierend, aber Meckern auf hohem Niveau. Ich überlege jetzt, eventuell im Sommer noch ein Gebäude dazu zu nehmen.“ Für 2021 kann es nur besser werden: „Die Pandemie ist halt schon eine ziemliche Last für das ganze Business. Es war einerseits schön zu sehen, dass viele Menschen mehr die Gemeinschaft gesucht haben. Andererseits machen die Beschränkungen jede Form von Community-Building sehr schwer, man kann halt nichts ausmachen, weil man sich ja nicht treffen darf. Dass ist nicht schrecklich, aber halt auch nicht ideal.“
Bereut hat sie den Schritt dennoch nicht: „Gezweifelt hab ich anfangs natürlich, aber ich denke, es war wichtig weiterzumachen und das Nest aufzubauen. Ich arbeite gerade mit Wartelisten und denke es wird auch in naher Zukunft immer mehr Menschen geben, die nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch eine Community für sich suchen. Beim Co-Working geht es immer auch um die menschliche Note und spätestens als mir letztens eine Kollegin sagte, dass es eine ihrer besten Entscheidungen der letzten zwei Jahre gewesen sei, dem Nest beigetreten zu sein, hab ich definitiv gewusst: ja, das hat sich ausgezahlt.“
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