Gründerin der Woche: Wie Susanne Klepsch New York für ihr Startup erobert
Es ist bisher nur wenigen österreichischen Startups gelungen, in den Accelerator von Techstars zu kommen – und die Wiener Jungfirma MeetFox ist eine davon. Ausnahme-Gründerin Susanne Klepsch treibt das Startup an – so weit, dass die Firma sogar mitten in der Corona-Krise an dem renommierten Startup-Programm teilnimmt, und zwar nicht in Europa, sondern in Übersee (Trending Topics berichtete).
Mitten in der Corona-Krise in den USA zu expandieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Deswegen ist Susanne Klepsch unsere Gründerin der Woche – und erzählt im Interview, was New York für sie bedeutet, wie der US-Markt tickt und wer ihr Rückhalt in Krisensituationen bietet.
Trending Topics: Zuerst Coachfox, dann DerButton, nun MeetFox – wie kam’s dazu?
Susanne Klepsch: Ursprünglich habe ich Coachfox aus eigenem Bedarf gestartet: ein Online-Marktplatz, der Business Coaches und deren Kunden dank innovativer Technologie verbinden sollte. Ich war damals selber auf der Suche nach einem Coach und war schnell sehr frustriert von dem Prozess. Nicht nur das Finden eines passenden Coaches, sondern auch die Preis- und Angebots-Intransparenz sowie die Terminvereinbarung und -abwicklung waren sehr mühsam und zeitaufwendig.
Nach 1,5 Jahren und der intensiven Zusammenarbeit mit über 150 Coaches wurde mir aber klar, dass die Technologie unser Kerngeschäft war und man dieses System der Terminvereinbarung und Beratung nicht nur auf Coaches beschränken muss. Aus dem Grund haben wir uns dafür entschieden, die eigens entwickelte Softwarelösung weiter auszubauen und als Standalone-Produkt anzubieten.
Zunächst arbeiteten wir unter dem Namen DerButton, doch nachdem schnell klar wurde, dass sich unser Kernmarkt stark in die USA verlegt hatte, war auch ein international-verstandener Name notwendig – so kam es zu MeetFox, welches heute eine All-in-One Lösung für die einfache Terminabwicklung von Kundengesprächen ist und besonders Berater, Coaches, Anwälte und andere professionelle Dienstleister anspricht. Mit MeetFox können Kunden Termine mit einem Klick buchen, Videogespräche durchführen und sofort für diese bezahlen.
Was hat dich nach New York verschlagen? Was bedeutet NY für dich? Welche Chancen rechnest du dir in den USA aus?
Wir haben über einen Vertriebspartner vor ein paar Monaten begonnen, unser Produkt vermehrt in den USA zu verkaufen. Durch sehr positives Kundenfeedback und einen rasanten Zuwachs an Neukunden wurde uns dabei klar, dass der US-Markt für einen Markteintritt besser geeignet ist. Einerseits liegt dies daran, dass der US-Markt grundsätzlich neuen Prozessinnovationen offener gegenübersteht, gleichzeitig war auch die Inanspruchnahme von Dienstleistungen über Videogespräche weit verbreitet. Darüber hinaus haben Kunden in den USA eine größere Bereitschaft, online mit Kreditkarte zu bezahlen und akzeptieren das auch als angemessene Zahlungsmethode für etwaige Dienstleistungen.
Die Startup-Szene in New York ist für mich faszinierend. Die Stadt ist ständig in Bewegung und auch die Startup-Szene schläft tatsächlich nie. Ich war überrascht, wie einfach es war sich in einer so großen Stadt, wo jeder anonym zu sein scheint, in der Startup-Szene ein Netzwerk aufzubauen. Ich bin davon überzeugt, dass die richtige Wahl des Standortes einen wesentlichen Unterschied für ein Startup macht – zumal es oft darauf ankommt, welche Personen man auf dem Weg kennenlernt. In New York gibt es jeden Tag unzählige Möglichkeiten, interessante Persönlichkeiten kennenzulernen, welche überaus offen sind, einen schnell mit anderen interessanten Menschen verknüpfen und nach dem Motto “Pay it Forward” leben.
Du bis Single-Founderin, hältst 100 Prozent der Anteile – was/wer hilft dir beim Durchhalten, gerade im Corona-Jahr?
Ich war ursprünglich Single-Founderin, hatte aber im letzten Jahr das enorme Glück, zwei unglaubliche Geschäftspartner und ein tolles Team zu finden, welche gemeinsam mit mir durch alle Höhen und Tiefen gehen. Es gibt im Startup-Leben immer wieder Momente, wo man kurz vor dem Aufgeben steht oder einfach alles schiefläuft, und besonders in diesen Situationen ist ein Team, welches gemeinsam am gleichen Strang zieht und sich gegenseitig wieder motiviert, das Um und Auf.
Auch wenn wir als “Video”-Startup die Arbeit auf Distanz bereits gewohnt waren, war die Corona-Zeit dennoch eine große Herausforderung für uns. Unsere Kundenzahlen stiegen zwar rasant, gleichzeitig trafen wir aber die Entscheidung, unsere Lösung kostenlos anzubieten, um Dienstleister in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Das führte zu vielen schlaflosen Nächten, da wir aufgrund der plötzlichen Nachfrage als Gründungsteam fast 24h-Support anbieten mussten.
Eine Abschlussfrage – wer ist dein Vorbild?
Ich habe eigentlich kein einzelnen Menschen als großes Vorbild. Vielmehr komme ich fast täglich mit Menschen in Kontakt, welche besondere Fähigkeiten haben, von denen ich versuche, mir etwas abzuschauen und mich dadurch zu verbessern. Das ist auch das ganz Besondere an einem Programm wie Techstars – da lernt man jeden Tag unzählige Leute kennen: Cofounder, Mentoren, Investoren, Business-Kontakte, welche in ihren Feldern enormes geleistet haben, mit Ihren Erfolgsgeschichten inspirieren und mit ihren Niederlagen wertvolle Weisheiten vermitteln.