Österreich

Neuer Gründungs-Fonds geht mit 72 Millionen Euro an den Start

Bundesminister Martin Kocher ruft neuen Startup-Rat ein © BKA
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Die Choreografie ist eine spannende. Vergangene Woche noch wurde in einer Pressekonferenz davor gewarnt, dass es „5 vor 12 am vorbörslichen Kapitalmarkt“ sei. Auch in Österreich ist es schwer geworden für Startups, Fundraising zu machen, sowohl bei größeren Runden der Series A, B oder C, aber mittlerweile auch in frühen Phasen wie Pre-Seed und Seed.

Nun folgt sogleich die Antwort aus dem Wirtschaftsministerium. „Wir haben bereits jetzt Anzeichen, dass die Risikokapital-Finanzierungen zurückgehen“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstaf vormittag bei einer Pressekonferenz in Wien. „Wir werden einen neuen Gründungs-Fonds mit bis zu 72 Millionen Euro einrichten, mit Co-Investitionen aus dem Privatbereich wird das auf bis zu 500 Millionen Euro gehebelt.“ Der Gründer-Fonds mit den bestehenden Beteiligungen wird weiter unabhängig vom neuen Gründungs-Fonds geführt werden.

Richtig gelesen: Der Gründungs-Fonds ist der geschlechtsneutrale Nachfolger des Gründer-Fonds, auch diesmal ist das Austria Wirtschaftsservice (aws) mit der Umsetzung dieses Fonds betraut worden. Laut Kocher können 1,5 Millionen bis 5 Millionen Euro große Tickets pro Startup gemacht werden, Beteiligungen können ab dem 2. Quartal durchgeführt werden. Zum Vergleich: Der alte Gründer-Fonds der aws war mit 68 Millionen Euro dotiert.

Alarmierende Lage für Startups: „Am vorbörslichen Kapitalmarkt ist es 5 vor 12″

1 Euro soll 8 Euro Privat-Investments hebeln

Der Gründer-Fonds der aws hat bisher gezeigt, dass 1 Euro aus öffentlichen Mittel etwa 8 Euro privates Kapital hebelt, weil private Investoren gerne gemeinsam Co-Investments mit der aws machen. So kommt man also auf die Rechnung von bis zu 500 Millionen Euro, die insgesamt durch den Gründungs-Fonds in Gänge kommen könnten. „Die Finanzierung gerade am Beginn ist schwierig geworden, deswegen wollen wir Unternehmen besser unterstützen“, so Kocher. Man wolle ein positives Signal an private Investoren senden.

Der neue Gründungs-Fonds wurde im Rahmen der Präsentation des „Austrian Startup Monitor 2022“ (ASM) verkündet. Dieser zeigt, dass die Zahl neuer Startups in der engeren Definition, die pro Jahr gegründet werden, bei etwa 360 pro Jahr seit 2017 stagniert. „Wir haben derzeit etwa eine Gründung pro Tag“, so Kocher. Die Startups im Land würden ungefähr 25.000 Beschäftigte haben, und der Befragung durch den ASM zufolge würden diese Firmen planen, 10.000 zusätzliche Jobs entstehen lassen zu wollen.

Zuletzt ist es nach dem Rekordjahr 2021 ab dem zweiten Halbjahr 2022 zu starken Einbrüchen bei Startup-Finanzierungen in Österreich wie auch international gekommen. Laut dem Austrian Investing Report, der vergangene Woche präsentiert wurde, stehen Business Angels auf der Bremse und wollen 2023 im Schnitt weniger investieren bzw. bestehende Beteiligungen vermehrt verkaufen. Größere institutionelle Investoren (VCs) wollen zwar mehr ausgeben als im Vorjahr, jedoch wird das eher für Folgefinanzierungen und höheren Kapitalbedarf von bestehenden Portfolio-Unternehmen gemacht werden.

Zu den Themen Mitarbeiter:innenbeteiligung und Investitionsfreibetrag wird aktuell aufs Finanzministerium verweisen, es seien aber wichtige Themen, die umgesetzt werden sollen, so Kocher.

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