Grüngleise: Wenn Wiener Straßenbahnen über Wiesen rollen
Die Wiener Linien begrünen immer mehr Straßenbahn-Gleise. Diese Grüngleise haben viele Vorteile – sie kühlen die Umgebungsluft, binden Staub und speichern Wasser. Und nebenbei sehen sie nett aus. Zwischen den Schienen das Gras sprießen zu lassen ist aber gar nicht so einfach, wie es vielleicht aussieht.
„Bei Neubauprojekten prüfen wir immer die Option von Grüngleisen mit“, sagt Thomas Hammer, Bereichsleiter Planung und Gleisinspektion in der Abteilung Oberbau der Wiener Linien, zu Tech & Nature. Derzeit wird zum Beispiel die Linie O um vier Stationen ab Praterstern bis ins Nordbahnhofviertel verlängert und zwar mit 319 Metern Grüngleis. Insgesamt werden die Wiener Straßenbahnen O, 62, 18, 25, 26 und D dann auf 8,32 Kilometern über Wiesen rollen. Die Errichtung eines Grüngleises ist rund ein Drittel teurer als die eines regulären Gleises – vor allem, weil ein spezieller Oberbau notwendig ist. Im Falle der O-Verlängerung sind das Mehrkosten von 150.000 Euro, die sich Wiener Linien und der 2. Bezirk teilen.
Vorteile und Herausforderungen
„Neben der optischen Aufwertung des Stadtbildes und der kühlenden Wirkung auf die Umgebung in den Sommermonaten, haben begrünte Gleiskörper viele weitere Vorteile“, sagt Hammer. „Die Pflanzen auf den Grüngleisen binden den Staub und senken so die Staubbelastung in der Umgebung und wirken auch als Wasserspeicher, der etwa bei Starkregen vor Überlastung des Kanals schützt“.
Damit ein Gleis mit Rasen bepflanzt werden kann, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Der Gleiskörper darf zum Beispiel nicht von Autos befahren werden – seien es Zufahrten zu Häusern oder auch nur ausnahmsweise Befahrungen etwa durch Polizei oder Feuerwehr. Ausgeschlossen sind auch Gleise mit Fußgängerübergängen, Weichen oder Unterführungen und schlecht geeignet sind Stellen, an denen Bims länger halten müssen.
Rasen muss Streusalz und Wind trotzen
Trotzdem muss der Rasen sehr robust sein, wie Hammer betont: „Der für das Grüngleis verwendete Rasen ist ein besonders robuster Rasen, der Belastungen wie Streusalz und anderen Schadstoffen sowie starken Temperaturschwankungen und hohen Windgeschwindigkeiten beim Überfahren standhält“. Hammer verrät auch die genaue Mischung, die aus Lolium perenne (Engl Raygras), Poa pratensis (Wiesenrispe), Festuca rubra (Rotschwingel) und Festuca ovina (Härtlicher Schwingel) besteht.