HAKOM: Wiener Firma will durch die eigene Software Energie-Blackouts verhindern
Die Energiewende ist eine große Herausforderung. Nicht nur die Produktion von der erforderlichen Menge an Erneuerbaren Energien ist sehr fordernd, sondern auch das Management ist sehr komplex. Das lieg insbesondere an der Art der Energiegewinnung. Nachhaltige Quellen, wie Wind- und Solarkraft, neigen zu starken Schwankungen. Aber auch die Anzahl der Anbieter steigt an, da zahlreiche kleinere Anlagen Ökostrom in das Netz einspeisen. Gleichzeitig muss Ökostrom manchmal auch viel weiter durch das Netz reisen, da zum Beispiel in Nordeuropa die Bedingungen für große Windanlagen besser sind. Das bringt nicht nur die Anbieter von Regelenergie, sondern auch die Netze massiv unter Druck, warnt die E-Wirtschaft regelmäßig.
Bei der Nutzung der bestehenden Energie ist deswegen viel Feingefühl erforderlich, um Blackouts zu vermeiden. Das Stromnetz der Zukunft erfordert daher ein extrem hohes Maß an Datenverarbeitung. Laut dem Wiener Energieunternehmen HAKOM gibt es zum Sammeln dieser Daten nur eine wirklich umfassende Lösung: Das Zeitreihenmanagement.
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HAKOM setzt auf Cloud-Technologie
Beim Zeitreihenmanagement handelt es sich um Datenpunkte, die in bestimmten Zeitabständen gemessen werden, beispielsweise aus dem Stromverbrauch bestimmter Geräte. An jedem Smart Meter im Haushalt, jeder Windturbine und jedem Solarmodul sind Sensoren angeschlossen, die messen, wie viel Strom zu einem bestimmten Zeitpunkt fließt. Reiht man die Daten laut HAKOM chronologisch aneinander, bekommt man eine Zeitreihe. Dadurch entsteht eine Flut an Daten, die Energieanbietern viele relevante Einblicke verschafft.
Die Idee ist nicht neu, schon seit der Gründung im Jahr 1991 bietet HAKOM eine solche Lösung, hat sie aber über die Jahre hinweg zunehmend digitalisiert. Das Unternehmen schwört nach eigenen Angaben schon seit der Gründung auf die Technologie von Microsoft. Mit dessen Tools hat HAKOM eine eigene Software zum Messen von Zeitreihen entwickelt, mit der die Firma Kund:innen entsprechende Daten liefert.
Besonders wichtig war für HAKOM in den vergangenen Jahren der Übergang zu Cloud-basierten Anwendungen, vor allem zur Datenspeicherung. Auch hier setzt das Unternehmen weiterhin auf Technologie von Microsoft. Zur Datenspeicherung nutzt es beispielsweise die Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure. Nur so lassen sich die immer größeren Datenmengen laut Stefan Komornyik, Mitgründer und Managing Partner von HAKOM, verarbeiten. „Viele Energieunternehmen haben sich zu Anfang gegen die Cloud gesträubt, aber vor allem im vergangenen Jahr ist sie immer attraktiver geworden“, so Komornyik.
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Schnelle Updates zum Energiefluss
Unter anderem ist der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid AG (APG) ein Kunde der Firma. „Durch unsere Technologie sind unter anderem Rückschlüsse auf die Netzstabilität sowie unmittelbare Prognosen über den Energieverbrauch möglich“, erklärt Komornyik. Die APG muss ihm zufolge Erzeugung und Verbrauch von Strom immer in Balance halten. Fällt dieses Gleichgewicht aus der Waage, könne es zu Stromausfällen bis hin zum Blackout kommen.
Je länger die Stromversorgung unterbrochen werde, desto größer die Auswirkungen. Unterbrochene Kühlketten und lahmgelegte Zahlungssysteme seien Beispiele dafür. Die Zeitreihentechnologie von HAKOM soll Daten von Sensoren sammeln und der APG so schnell wie möglich Updates zum zeitlichen Verlauf des Energieflusses liefern. Im Notfall soll der Netzbetreiber dadurch rasch einschreiten und Defizite ausgleichen können.
Zeitreihen für KI-Anwendungen wichtig
Datenmanagement ist momentan ein großes Thema in der Energiebranche. Viele Startups bieten auf Künstlicher Intelligenz basierende Lösungen an, die durch Datenanalyse mehr Energieeffizienz ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist die Wiener Jungfirma Campfire Solutions, deren Software besseres Energiemanagement in der Industrie bieten soll (wir berichteten). „Es sind viele spannende Anwendungen durch KI möglich, jedoch brauchen diese alle zuerst die entsprechenden Daten. Zeitreihenmanagement ist dafür die beste Quelle“, sagt Komornyik. Besonders im Bereich der Erneuerbaren Energie seien diese Daten von großer Bedeutung, um Ausfälle zu vermeiden.