handcheque: Wiener Fintech treibt Entwicklung seiner Touch-Bankkarte voran
Anfang des Jahres konnte man die beiden Gründer des Wiener Startups handcheque, Khaled Asef und Valentin Jilch, bereits in der ORF-Startup-Doku „Hinter dem Hype“ bei den ersten Gehversuchen im Coworking-Space sektor 5 beobachten. Den sektor 5 gibt es leider nicht mehr (Trending Topics berichtete), das Startup mit der Touch-Kreditkarte jedoch schon. Die 2016 gegründete Firma will eine Karte mit eInk-Display auf den Markt bringen, auf der man sämtliche Kredit-, Bankomat- und Kundenkarten gespeichert sind. Und: Es gibt obendrauf noch einen Masterplan.
Eine Karte für alle Karten
„Wir fangen im zweiten Quartal 2019 an, die Karte an Banken zu vertreiben“, sagt Marc Busch, der als Data Scientist zum Team dazugestoßen ist. Bestehender Partner von handcheque ist Mastercard, die Karte soll von der Kreditkartenfirma zertifiziert werden. Damit die Kreditkarte mit dem Touch-Display funktioniert, muss derzeit aber noch viel getestet werden. „Wir sind bei ersten internen Tests“, sagt Busch. Die Entwicklung der Hardware, der Software und des Datenalgorithmus ist sehr aufwändig, am Ende soll es sich aber auszahlen.
Denn wenn handcheque funktioniert, dann muss der Konsument nur mehr eine Karte mitnehmen, anstatt sich das Geldbörsl mit vielen verschiedenen Karten vollzustopfen. „Die Karte hat die Form einer normalen Kreditkarte und ein eInk-Display. Auf dem Display ist eine kapazitive Touch-Folie, mit der man das Display bedienen kann“, erklärt Busch. Die Energie bekommt das Display über eine sehr dünne integrierte Batterie, die über Induktion aufgeladen wird. Außerdem wird es eine zugehörige Smartphone-App geben, über die bestehende Zahlungs- und Kundenkarten durch Abfotografieren auf die handcheque-Karte aufgespielt werden können.
https://www.instagram.com/p/BZQqvLIF30p/?taken-by=handcheque
Handfestes Produkt statt bloß eine App
Dass handcheque auf ein physisches Produkt setzt anstatt bloß einer App, in der man seine Kartendaten sammelt, hat einen guten Grund. „Wir gehen davon aus, dass der Massenmarkt noch längst nicht bereit für die vollständige Digitalisierung ist bzw. ein großer Teil der Bevölkerung noch immer gerne was in der Hand hat. Das wird auch durch unseren User Research bestätigt“, sagt Busch.
Mit der Touch-Karte könnte man sich als spannender Partner von Banken positionieren, die eine digitale Alternative zum Smartphone als Bezahlmittel anbieten wollen. Apple Pay – eine im iPhone integrierte NFC-Bezahlfunktion – soll noch dieses Jahr in Österreich starten (Trending Topics berichtete), und auch Google Pay ist in Europa auf dem Vormarsch und macht Android-Handys zum Kartenersatz.
Empfehlungsmaschine für Finanzprodukte
Ganz ohne App geht es bei handcheque dann aber doch nicht. Wie beschrieben kommuniziert die geplante Smartphone-Applikation mit der Hightech-Karte und überträgt Daten an diese. Tatsächlich ist die App zentral für das Geschäftsmodell des Startups. „Unser Kernprodukt ist eigentlich eine Empfehlungs-Engine für Up- und Cross-Selling von Produkten und Dienstleistungen auf Basis der Transaktionen, die Endkonsumenten mit der Karte vornehmen“, sagt Busch. Über die App sollen die Nutzer Angebote zu Produkten und Dienstleistungen bekommen – also eine Form von mobilem, datengetriebenem Marketing.
Auch andere Fintechs wollen ihren Nutzern passende Produkte und Dienstleistungen empfehlen, nachdem deren Transaktionen (ergo Kaufverhalten) analysiert wurde – etwa N26 der beiden österreichischen Gründer Valentin Stalf und Maximilian Thayental.
Um das Geschäft ins Rollen zu bringen, ist das Team von handcheque mittlerweile auf neun Leute angewachsen. Auch eine erste Finanzierungsrunde soll derzeit finalisiert werden, Details gibt es allerdings noch keine. Derweil kann man auf Instagram mitverfolgen, wie die Entwicklung der Touch-Karte vorangeht. Die Bilder und Videos zeigen: handcheque nimmt weiter Gestalt an.
https://www.instagram.com/p/BkP1lkpAiFf/?taken-by=handcheque