HappyMed: Wiener Start-up will Videobrillen nicht nur beim Zahnarzt, sondern auch im Flugzeug etablieren
Wer schon einmal davon geträumt hat, beim Zahnarzt das ganze Rundherum ausblenden zu können und sich während der Behandlung einen Film ansehen zu können, dem wird die Idee des Wiener Start-ups HappyMed gefallen. Gegründet von Philipp Albrecht und Florian Fischer, will HappyMed Videobrillen in Zahnarztpraxen installieren, die dem Patienten Ablenkung während der unangenehmen Sitzung bescheren. In Kombination mit Kopfhörern, einer Fernbedienung und einem damit steuerbaren Mediacenter soll man so richtig abschalten können.
„Aktuell wird unsere Lösung in Zahnarztpraxen, beim Blutspenden, während der Dialyse sowie bei Chemotherapien und Operationen verwendet“, sagt Albrecht. „Ermöglicht hat dies eine erste Finanzierungsrunde, in der wir internationale Angels aus Europa und der USA für uns gewinnen konnten. Der nächste Schritt ist die Entwicklung der zweiten Produktgeneration, die den Grundstein für einen breiteren Markteintritt legen wird.“ Bewertet wurde HappyMed von den Investoren, die nicht öffentlich genannt werden wollen, mit einer siebenstelligen Summe.
Die große Vision des Start-ups erläutert Albrecht folgendermaßen: „Medizinische Behandlungen können belastend, schmerzhaft und auch langweilig sein. Wir wollen das ändern, indem wir Produkte entwickeln, die Behandlungen angenehmer machen, für Menschen aller Altersgruppen, weltweit. Das erreichen wir nicht-medikamentös, alleine durch Stimulation der Gedanken.“
Brillen von Carl Zeiss, Content von ORF und Red Bull
Damit HappyMed seine Videobrillen an den Mann bzw. Arzt bringen kann, braucht es Hardware- als auch Content-Partner. „Die Videobrillen selbst kommen direkt von unserem Hardware-Partner Carl Zeiss“, sagt Albrecht. Das deutsche Traditionsunternehmen stellt seit einigen Jahren Videobrillen her, hat sich auf dem kleinen Markt aber noch nicht so richtig durchsetzen können – mediale Aufmerksamkeit bekommen vielmehr die Hersteller von Virtual-Reality-Brillen wie Oculus VR (Facebook-Tochter) oder HTC.
Zusätzlich zur Hardware muss HappyMed auch für die Inhalte sorgen, die die Patienten ansehen können sollen. „Wir haben verschiedene Content-Partner wie etwa den ORF, TerraMater, RedBull und Moving Art“, so Albrecht. „Die Partner kommen aus Österreich, Deutschland und der USA. Der Content muss für verschiedene Behandlungen und für verschiedene Personen geeignet sein. Deswegen gibt es nicht nur Dokumentationen, Serien oder Filme, sondern auch Sport- und Naturvideos, und Videos speziell für Kinder.“
HappyMed muss allerdings nicht nur Hardware und Inhalte zukaufen, sondern auch selbst Technologie entwickeln. „Da die Hardware alleine allerdings nicht für ein marktfähiges System ausreicht, ergänzen wir HappyMed mit unserem eigens entwickelten Media Center, das speziell dem medizinischen Markt angepasst ist: Ärzte können das System innerhalb weniger Sekunden starten, die Infrastruktur muss nicht adaptiert werden“, so Albrecht.
Flugkonzern wird aufmerksam
Ob der Firmenname HappyMed auch in Zukunft noch passt, ist fraglich. Denn bald könnten die Videobrillen der Wiener auch im Flugzeug zum Einsatz kommen. „KLM hat proaktiv bei uns angefragt, ob wir das System dem Air France-KLM-Konzern in Paris vorstellen könnten“, sagt Albrecht. „Für sie stellt HappyMed eine spannende Alternative dar, um ihren Passagieren in Zukunft eine innovatives In-Flight-Entertainment-System zu bieten. Gemeinsam arbeiten wir jetzt an einem Pilotprojekt, in dem HappyMed und einzelne weitere Alternativen getestet werden.“
Der Markt, in dem HappyMed operiert, bleibt jedenfalls spannend. Große US-Firmen, allen voran Facebook, Microsoft und Google, arbeiten emsig daran, einen Markt für Brillen für Virtual Reality (Oculus Rift) und Augmented Reality (HoloLens, Google Glass) zu schaffen. Für HappyMed ein Chance, mit der Welle mitzuschwimmen. Die neuesten Technologien sollen uns den Weg in verschiedenste Bereiche der Medizin ebnen“, so Albrecht. „Augmented-Reality-Brillen sollen zum Beispiel genutzt werden, um Patienten mit Gaming-Elementen die Regeneration bei der Physiotherapie zu erleichtern oder nach einem Schlaganfall mit einem spielerischen, interaktiven Programm wieder sprechen zu lernen.“