Harte Zeiten für Investor:innen, die ihr Heil in Tech-Aktien suchten
Es war der schlechteste Monat für den NASDAQ seit der Finanzkrise 2008, und auch der S&P500 sowie der Dow Jones haben ordentlich gebüßt: Nein, für Aktien-Investor:innen mit Tech-Fokus ist 2022 bisher kein großer Spaß gewesen. Die wichtigsten Aktien-Indizes der Welt haben im April in Folge von US-Zinswende, Ukrainekrieg und den Nachwirkungen der Corona-Krise neue Tiefpunkte erreicht – und werfen die Frage auf, ob Aktien-Investments in der aktuellen Situation das Richtige sind.
Der NASDAQ100 ist seit Jahresbeginn um 22 Prozent gefallen und zeigt, dass es um die 2020 und 2021 gehypten Tech-Aktien nicht gut steht. Waren es Anfang des Jahres vor allem SaaS-Anbieter, deren Aktienkurse stark litten, sind es mittlerweile auch Big Tech, die ordentlich Federn lassen müssen. Zusammen genommen haben Facebook/Meta, Apple, Amazon, Alphabet, Netflix und Microsoft alleine im April 2022 Marktkapitalisierung von satten 1,4 Billionen Dollar verloren. Nachdem es Facebook/Meta traf, sind zuletzt auch Netflix und Amazon stark gefallen. Auch die Google-Mutter Alphabet hat zwischen Februar und April fast 500 Milliarden Dollar Market Cap eingebüßt. Nur Apple und Microsoft konnten sich über der 2-Billionen-Dollar-Grenze halten.
Preisverfall bei Aktien
Dieser Preisverfall bei Tech-Unternehmen wirkt sich auf die Aktien-Indizes stark durch – und zwar nicht nur auf den Tech-Index NASDAQ, sondern auch auf den von den US-Tech-Unternehmen dominierten S&P500 sowie schließlich auch auf den Dow Jones, der die US-Wirtschaft abbildet und dementsprechend ebenfalls stark von Big Tech beeinflusst wird. Hier die Kursentwicklung seit Jahresbeginn im Vergleich:
- Bitcoin = Blau
- Nasdaq100 = Orange
- S&P500 = Türkis
- Dow Jones = Gelb
Das Argument vieler Krypto-Anhänger:innen, Bitcoin sei ein guter Schutz gegen die Inflation, muss man bei näherer Betrachtung nicht teilen. BTC ist seit Jahresbeginn im Preis um etwa 19 Prozent gefallen und liegt aktuell 44 Prozent unter seinem Allzeithoch, das am 10. November erreicht wurde. Auch wenn Bitcoin (und damit auch viele andere Krypto-Assets) immer wieder ausreisst – tendenziell verhält sich die Kryptowährung sehr ähnlich wie (Tech-)Aktien und nicht wie etwa Gold, das nur sehr schwach im Preis schwankt.
Der Ausblick ist ebenfalls eher düster. So sind die Prognosen von Big Tech, was das nächste Quartal angeht, sehr vorsichtig und geben keinen Anlass, auf rasche Kursgewinne hoffen zu können. Durch die starke Inflation in den USA und der EU sowie vielen anderen Ländern, nach wie vor gehemmte Lieferketten durch weitere Corona-Lockdowns wie in Shanghai und den Ukraine-Krieg gehen manche Beobachter:innen bereits davon aus, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession taumeln könnte. Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong warnte am Wochenende davor, dass es in den nächsten zwei Jahren weltweit eine Rezession geben könnte.
Gefahr der Stagflation
Die Gefahr heißt Stagflation – also hohe Inflation gepaart mit einer stagnierenden Weltwirtschaft. Sie birgt die Gefahr einer Abwärtsspirale, die in etwa so aussieht: Konsument:innen werden immer zurückhaltender, während die Preise durch die starke Inflation weiter steigen. Wenn Konsument:innen weniger Geld ausgeben, trifft das natürlich die Wirtschaft, die es wiederum durch die stark steigenden Energie- und Rohstoffpreise schwer hat, so günstig wie zuvor zu produzieren. Preise steigen, Konsument:innen können sich weniger leisten, die Spirale dreht sich weiter.
Die EZB, der Ukraine-Krieg und die Angst vor der Stagflation