Finanzierung

Hawk: Austro-Gründer holen 52 Millionen Euro für Anti-Geldwäsche-KI

Hawk-Gründer Tobias Schweiger und Wolfgang Berner. © Hawk
Hawk-Gründer Tobias Schweiger und Wolfgang Berner. © Hawk
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Man findet sie immer wieder, die österreichischen Founder, die im Ausland groß rauskommen. Tobias Schweiger und sein Mitgründer Wolfgang Berner zum Beispiel. 2018 gründeten sie Hawk AI in München, mittlerweile hört das Unternehmen nur schlicht auf den Namen Hawk und ist bei immer mehr (Neo-)Banken, traditionellen Geldhäusern wie auch Krypto-Unternehmen gefragt, wenn es um AML- (Anti-Geldwäsche) und CFT-Technologien (Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung) geht. Dafür setzt Hawk stark auf KI, um die Geldflüsse automatisiert zu screenen.

Nun kommt die große Serie-C-Runde in Höhe von 52 Millionen Euro. Die neuen Mittel sollen sowohl die Weiterentwicklung der Plattform als auch die globale Expansion, insbesondere in den USA, finanzieren. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von One Peak, die Bestandsinvestoren Rabobank, Macquarie, BlackFin Capital Partners, Sands Capital, DN, Picus und Coalition ziehen mit.

Im großen Interview spricht CEO und Mitgründer Tobias Schweiger über die Finanzierungsrunde, was die Technologie von der Konkurrenz unterscheidet, und mit welchen Angriffsvektoren Banken mittlerweile zu kämpfen haben.

Trending Topics: 52 Millionen Euro sind ein starkes Signal – wie kam es zur Zusammenarbeit mit One Peak und was waren die ausschlaggebenden Punkte für den Deal?

Tobias Schweiger: One Peak kam schon früh auf uns zu – noch bevor wir überhaupt eine Finanzierungsrunde aufgesetzt haben. Unsere Zahlen haben zwar überzeugt, ausschlaggebend war aber auch, dass inzwischen auch Großbanken auf unsere Technologie setzen. Das war ein echter Meilenstein und hat gezeigt, dass wir jetzt in einer ganz neuen Liga mitspielen.

Wie wird das frische Kapital konkret eingesetzt – welcher Anteil fließt in Produktentwicklung, welcher in Internationalisierung?

Dieses Jahr konzentrieren wir uns sehr stark auf die Internationalisierung. Und längerfristig planen wir die beiden Bereiche abhängig von der Marktlage auszutarieren. Grundsätzlich suchen wir aber neue Mitarbeitende über alle Funktionen hinweg. Sowohl für die USA als auch für unsere Büros in München, Berlin und London.

Wurde die Bewertung von Hawk im Zuge der Serie-C-Runde angepasst – und falls ja: in welche Richtung hat sie sich entwickelt?

Ja, unsere Bewertung ist im Vergleich zur Serie B deutlich gestiegen – und das nicht ohne Grund. Wir haben als Unternehmen einen großen Sprung gemacht, sowohl was das Wachstum als auch die Weiterentwicklung unserer Technologie angeht.

Gab es trotz des KI-Hypes Herausforderungen bei der Kapitalaufnahme – etwa im Hinblick auf Regulierung oder Wettbewerb?

Regulierung wirkt für uns eher als Beschleuniger – vor allem, weil wir uns im Marktvergleich gut behaupten konnten. Letztlich ist entscheidend, ob ein Unternehmen auch wirtschaftlich liefert. Wer da nicht überzeugt, bekommt selbst im KI-Boom kaum Kapital.

Wie sieht das aktuelle Geschäftsmodell von Hawk aus?

Wir stellen Banken und Fintechs unsere Technologie zur Verfügung, die uns dann Softwarenutzungs- oder Lizenzgebühren abhängig von der Unternehmensgröße bezahlen. Diese bemisst sich am Transaktionsvolumen oder dem verwalteten Kapital.

Gegen welche Art der Finanzkriminalität müssen sich Banken heute vor allem rüsten? Welche Technologien kommen auf Seiten der Angreifer zum Einsatz?

Um sich gegen Finanzkriminalität zu wappnen, müssen Banken heute massiv auf Technologie und qualifiziertes Personal setzen – weltweit fließen dafür jährlich fast 200 Milliarden US-Dollar. Die Bedrohung ist vielfältig: von Geldwäsche über Betrug bis hin zur Umgehung von Sanktionen. Und auch die Gegenseite rüstet auf – insbesondere mit KI. Ein bekanntes Beispiel: der sogenannte Enkeltrick, für den Stimmen täuschend echt per KI generiert werden.

Worin unterscheidet sich eure KI konkret von regelbasierten Systemen und von anderen Anbietern im Markt?

Regelbasierte Systeme arbeiten oft, vereinfacht gesagt, nach dem Motto „Wenn A, dann B“. Liegt eine Transaktion zum Beispiel über 10.000 Euro, wird sie automatisch gemeldet und manuell geprüft. Das Problem: Betrüger überweisen dann einfach 9.567 Euro – und umgehen das System. Unsere KI denkt da deutlich weiter. Sie schaut sich nicht nur einzelne Zahlungen an, sondern analysiert Konten samt ihrer Verbindungen und Historie. So erkennt sie besser Muster, deckt mehr verdächtige Aktivitäten auf – und produziert dabei weniger Fehlalarme.

Wie geht ihr mit dem Spannungsfeld aus False Positives und False Negatives um?

False Positives sind vor allem ein Effizienzproblem – sie erzeugen unnötigen manuellen Aufwand und blockieren Ressourcen. False Negatives dagegen sind ein echtes Risiko, weil sie kriminelles Verhalten unentdeckt lassen. Mit modernen Algorithmen und KI lassen sich beide Seiten deutlich verbessern: bessere Erkennung bei gleichzeitig weniger Fehlalarmen. Unser Ziel ist es, genau diesen Spagat zu meistern – denn je weniger False Positives, desto mehr Freiraum bleibt für bessere Kriminalitätsbekämpfung.

Welche Rolle spielen menschliche Analysten in der finalen Entscheidungsfindung – wie stark ist der Mensch noch im Loop?

Wenn unser System eine verdächtige Transaktion erkennt, wird diese im Anschluss typischerweise durch einen Menschen überprüft, der dann am Ende die finale Entscheidung trifft. Unser Ziel ist es, die manuelle Arbeit zu reduzieren: durch weniger Fehlalarme und treffsichere Hinweise. Denn jeder unnötige Verdachtsfall kostet Zeit – und sorgt für Frust bei den Kunden.

Wie entwickelt sich der Markt für KI-basierte Finanzkriminalitätsbekämpfung in den nächsten Jahren – was kommt nach der KI-Welle?

Der Technologiemarkt für Software wie unsere wächst derzeit mit rund 20 Prozent pro Jahr – vor allem, weil viele Institute ihre veralteten Systeme durch moderne KI-Technologie ersetzen wollen oder sogar müssen. Wir arbeiten seit 2018 mit verschiedenen Formen von KI und entwickeln unsere Modelle kontinuierlich weiter. Die nächsten Wellen sind der Einsatz von Generative AI und Agentic AI, die schon heute, aber vor allem auch künftig noch zielgenauer Muster erkennen und bessere Entscheidungen treffen werden.

Seht ihr mittelfristig Potenzial für M&A – sei es als Käufer oder potenziell selbst als Übernahmekandidat?

Zunächst einmal sind wir mit dem organischen Aufbau unseres Unternehmens beschäftigt und ausreichend mit Kapital versorgt – Optionen schauen wir uns natürlich anlassbezogen gerne an.

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Powered by Dieser Preis-Ticker beinhaltet Affiliate-Links zu Bitpanda.

Deep Dives

Startup & Scale-up Investment Tracker 2025

Die größten Finanzierungsrunden des Jahres im Überblick
#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe
Die 2 Minuten 2 Millionen Investoren. © PULS 4 / Gerry Frank

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 12

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen