Headhunter für die Digitalisierung: “In Österreich zu rekrutieren, geht kaum mehr”
Die Digitalisierung verlangt Startups, aber auch mittelständischen Unternehmen vor allem eines ab: Manager, die mit ihrem Know-how neue Geschäftsmodelle umsetzen und vorantreiben können. Den Titel „Founder“ haben Gründer schnell einmal auf ihrer Visitenkarte stehen. Doch wenn ein Startup gedeiht und nach mehreren Runden größere Investments auf dutzende, wenn nicht sogar hunderte Mitarbeiter angewachsen ist, sind neue Management-Skills gefragt, die nicht jeder im Gründungs-Team abdecken kann.
Manager finden sich vor allem international
“Wir sehen, dass die Digitalisierung in Österreich hinterherhinkt. Dafür braucht es die entsprechenden Manager, und die sind vor allem international zu finden”, sagt Michael Baumann, der dieses Jahr die österreichische Niederlassung des internationalen Personalberaters H.I. Executive Consulting eröffnet hat. Sein Job: Er sucht für kleine bis große Unternehmen geeignete Manager für C- und Senior Level. Und dafür muss er über die Grenzen des kleinen Landes blicken, denn: “In Österreich zu rekrutieren, geht kaum mehr.” Der Fachkräftemangel zeigt sich damit also auch in Führungspositionen – etwa, wenn es um die Besetzung für die Rolle eines CIOs oder CDOs geht.
In Deutschland hat H.I. Executive Consulting bereits bei einigen Startups und Tech-Unternehmen C-Level-Positionen besetzen können. Für Teamviewer (Screensharing-Software) wurde ein neuer CMO, CFO, Director Global Sales Operations und General Manager für Japan gefunden, für Signavio (ERP-Software) wurden die Positionen CFO, CSO/COO und Head of HR besetzt, und für Door2Door (Mobility as a Service) konnte ein neuer CFo und ein neuer COO gefunden werden.
„Die Möglichkeit, Erfolg zu haben“
In Österreich läuft das Geschäft für den internationalen Headhunter erst an. Die besonderen Marktgegebenheiten verlangen von Baumann auch einen besonderen Fokus. Neben Startups ist es vor allem der Mittelstand, den er mit dem passenden Personal versorgen möchte. Denn: Internationale Corporates reduzieren teilweise ihre Präsenz im Land, außerdem gibt es dort oft begrenzte Entscheidungsbefugnisse, sehr viele internationale Vorgaben. Der Spielraum für Manager ist bei diesen Österreich-Töchtern gering, Jobs werden deswegen nicht immer als attraktiv angesehen.
Bei Startups hingegen sehen Executives aus der IT-Branche immer öfter ihre Chance „unmittelbaren Gestaltungsfreiraum“, wie Baumann sagt. “Die größte Herausforderung ist, jemanden zu finden, der das auch will und die Einstellung für ein Startup hat”, sagt der Headhunter. Um jemanden aus dem Ausland zu überzeugen, bei einem österreichischen Startup oder KMU eine Management-Position anzunehmen, sei gar nicht das Geld der große Faktor. “Die Möglichkeit, Erfolg zu haben”, ist laut Baumann das wichtigste Kriterium.
„Recruiter kann man nicht durch eine Datenbank ersetzen“
Sein eigener Job sei vor der Digitalisierung relativ sicher, meint Baumann. “Einen erfahrenen Recruiter kann man nicht durch eine Datenbank ersetzen”, sagt er. Mit digitalen Tools arbeite sein Team natürlich, doch am Ende gehe es stark um persönliche Kontakte. Um für österreichische Kunden im Ausland zu suchen, kann er das Netzwerk von H.I. Executive Consulting anzapfen, das über Standorte in San Francisco, New York, London, Paris, Zürich, München, Dubai, Hongkong, Shanghai und Tokio verfügt.
Einfach wird es nicht sein, Top-Manager zu österreichischen Firmen zu holen. Am Ende geht es meistens darum, diese von anderen Unternehmen abzuwerben, denn, so Baumann, “Abwerben ist das Hauptgeschäft.” Spannend ist dann auch, wer meistens das letzte Wort bei der Entscheidung hat, wenn ein Manager ins Ausland gehen will. Baumann: „Das ist fast immer eine Familienentscheidung.“