Hektar-Nektar-Gründer: „Schockstarre kann sich ein Startup nicht leisten“
Die Corona-Krise schlägt in der Gründerszene ein wie ein Meteorit. Startups können schon per Definitionem nicht über ausreichend Rücklagen verfügen, um monatelang Gehälter, Mieten, Entwicklungskosten abzudecken. Derzeit springt der Staat ein, um auszuhelfen. Doch auch die angebotenen Mittel allein werden ein Startup nicht retten können.
Martin Poreda, Co-Gründer und CEO des Social Startups Hektar Nektar, navigierte bereits sein erstes Unternehmen, die Arbeitgeberbewertungsplattform kununu, erfolgreich durch die globale Finanzkrise 2008/2009. Jetzt gilt es, sein aktuelles Projekt zu retten und er gibt Tipps, wie das auch anderen Startups und Kleinunternehmen gelingen kann.
Poreda gliedert die Maßnahmen, die zu setzen sind, in drei Bereiche:
- Finanzen,
- Produktentwicklung,
- Kommunikation und Teamgeist
Als Grundregel für alle Entscheidungen gilt: Handle zügig, aber nicht überstürzt! “Schockstarre kann sich ein Startup nicht leisten. Es gilt, schnell auf die veränderten Bedingungen zu reagieren, aber nichts übers Knie zu brechen. Klopf’ ab, welche Handlungen jetzt oberste Priorität haben und was man getrost streichen kann”, rät Poreda. Zu den einzelnen Bereichen empfiehlt der Gründer folgendes Vorgehen:
1. Finanzen unter Kontrolle bringen
Kosten runter
Wenn absehbar ist, dass der Verkauf des eigenen Produkts, der eigenen Dienstleistungen in den kommenden Wochen oder gar Monaten nur erschwert möglich sein wird, umgehend die Kosten reduzieren. Das Team zu verkleinern, empfiehlt sich aber nur bedingt. Das gesammelte Know-How und die Identifikation mit dem Unternehmen ist auch in Krisenzeiten von enormer Bedeutung. Andere Fixkosten wie etwa Mieten oder externe Dienstleister nach Möglichkeit minimieren – sie sind nach der Krise leichter zu ersetzen als ein motiviertes Team mit entsprechenden Insights.
Investoren an Bord holen
Wenn dein Unternehmen schon die eine oder andere Investitionsrunde hinter sich hat, ist es besonders jetzt wichtig, das Vertrauen der Shareholder zu stärken. Auch in der Krise gibt es Möglichkeiten, Kapital aufzustocken.
Förderungen beantragen
Der österreichische Staat bietet aktuell zahlreiche Möglichkeiten, Förderungen zu beantragen. Hier in Recherche, Beauftragung eines Förderberaters und Antragstellung zu investieren, zahlt sich im doppelten Wortsinn aus.
2. Produktentwicklung und Kommunikation den neuen Gegebenheiten anpassen
Glaub an dein Produkt und passe es an
In unsicheren Zeiten ist es umso entscheidender, mit ganzer Kraft an das eigene Produkt zu glauben. Kann es so umgebaut oder erweitert werden, dass es mithilft, die potenziellen Interessenten durch die Krise zu begleiten? Ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, die Zielgruppenansprache zu überdenken und neu aufzusetzen?
Sprich darüber
Was in guten Zeiten gilt, gilt jetzt genauso: Die Öffentlichkeit muss über dein Produkt, deine Dienstleistung Bescheid wissen. Sorge dafür! Intensiviere deine Social Media Aktivitäten, sprich die Presse an. Lass die Welt wissen, warum sie dein Produkt braucht.
Gründe Allianzen
Alles allein zu stemmen, ist schon schwer genug, wenn’s gut läuft. Gründe Allianzen mit anderen Unternehmen, bewege Dich aus deinem Ökosystem und suche nach komplementären Ökosystemen. Wenn Synergien entstehen, wächst auch die Anzahl deiner Multiplikatoren.
3. Teamgeist aufrecht halten
Achte auf dein Mindset
Auch wenn es schwerfällt, jetzt ist nicht die Zeit, zu verzagen. Halte die Moral hoch, achte auf dein Mindset. Nur mit voller Zuversicht und der Überzeugung, durch diesen Sturm – eventuell gebeutelt, aber dennoch unbeschadet – durchzusegeln, kannst du auch deinem Team vermitteln, dass ihr das gemeinsam schaffen könnt und auch werdet. Und niemals den Humor verlieren!
Transparente Kommunikation
Lass dein Team wissen, wie es weitergeht und welche Schritte gesetzt werden (müssen), damit es weitergeht. Neu hinzugekommene Aufgaben müssen verteilt werden, andere dafür gestrichen.
Einsatz halten, Überforderung vermeiden
Um die nächsten Wochen so gut es geht, zu durchtauchen, ist es notwendig, dass der Einsatz hochgehalten wird und jeder im Team sein/ihr Bestes gibt. Doch wir sind alle in einer Ausnahmesituation, in der wir uns erst einmal orientieren müssen. Die emotionale Belastbarkeit kann variieren. Entscheidend ist es auch, die eigene, durch Home Office virtuelle, Führungsrolle neu zu definieren und schließlich Vertrauen zu haben.
Die Zeit danach
Auch diese Krise geht vorüber. Nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde, aber sie geht vorüber. “Sammle die Learnings dieser Zeit und plane das “Danach” so minutiös wie möglich. Um dann mit neuer Kraft durchzustarten”, schließt Martin Poreda.
- Wege aus der Corona-Krise, Teil 1: „Her mit den Daten!“ von Armin Strbac
- Wege aus der Corona-Krise, Teil 2: „Aus den Entbehrungen für die Zukunft lernen“ von Lukas Kinigadner
- Wege aus der Corona-Krise, Teil 3: „Ärmel hochkrempeln – miteinander und füreinander!“ von Isabell Klaus
- Wege aus der Corona-Krise, Teil 4: „Schockstarre kann sich ein Startup nicht leisten“ von Martin Poreda