Hektar & Nektar: Warum die Kununu-Brüder Martin und Mark Poreda jetzt mit Bienen handeln wollen
Es ist vier Jahre her, als die Nachricht sich wie ein Lauffeuer in der Internet-Branche Österreichs verbreitete: Das Business-Netzwerk Xing schluckt das Wiener Startup Kununu. Mehr als zehn Millionen Euro zahlte Xing für das Job-Bewertungs-Portal und machte seine beiden Gründer, das Brüderpaar Mark und Martin Poreda, zu wohlhabenden Menschen. „Der Unterschrift unter den Kaufvertrag im Jahr 2013 folgten zwei Jahre Earn-out-Phase, die im März 2015 zu Ende war“, sagt Martin Poreda zu Trending Topics. „Seitdem sind wir für Kununu im DACH-Raum nur mehr sporadisch tätig und beraten Kununu USA beim Markteintritt.“
Für das Brüderpaar folgte dann unternehmerischer Leerlauf. „In der Anfangszeit unserer Schaffenspause waren wir ein bisschen surfen, mein Bruder Mark wurde Vater und wir warteten auf die nächste Idee, die unser Unternehmerblut wieder zum wallen bringen könnte“, erzählt Martin Poreda. Immerhin hätten sie sich einen Bubentraum erfüllt und sich eine Mini-Ramp ins Büro gebaut. Bruder Mark hätte sich gleich einen Zeh gebrochen. „Das war aber auch schon das Produktivste, das dem dortigen Büro entsprang.“
Marktplatz für Bienen
Dann aber kam ein entscheidender Moment. Im Rahmen des Mentorenprogramms StartupLeitner beim Wiener Wirtschaftsprüfer LeitnerLeitner trafen die Poreda-Brüder auf einen Imker, der sie um Hilfe bei der Digitalisierung seines Geschäfts bat. „Aus unseren Beobachtungen des Imkerei-Alltags entsprang die Idee zu HektarNektar.com„, sagt Martin Poreda. Im Frühjahr 2017 wurde dann schließlich die Hektar Nektar GmbH gegründet. Das Ziel: Die Poredas wollen eine Community mitsamt Marktplatz aufbauen, über den Imker Bienen kaufen und verkaufen können.
„Es fehlt an Standplätzen für Bienenstöcke, es gibt keinen geregelten Marktplatz für den notwendigen Bienenhandel und die Imker sind konfrontiert mit Rückschlägen durch Wetterkapriolen, dem Bienensterben und geringen Einnahmen aus der Honigproduktion“, sagt Martin Poreda. Mit einer Online-Community, die junge und erfahrene Imker vernetzen soll, will man die Branche selbst stärken, ein angeschlossener Marktplatz soll dann für mehr Geschäft sorgen.
Mehr als bloße Philanthropie
Imker können mit Bienen handeln, Bestäubungsleistungen lokalen Landwirten anbieten und außerdem Bienenpatenschaften an Unternehmen und Haushalte, die einen Beitrag zum Bienenschutz leisten wollen, verkaufen. „Die Plattform verdient an jeder Transaktion über eine Marktplatz-übliche Transaktionsfee mit“, sagt Poreda. Noch befindet sich der Marktplatz in Aufbau. Derzeit gelte es, Imker und Unternehmen zusammen zu bringen. Um Firmen in ihren CSR-Aktivitäten (Corporate Social Responsibility, Anm.) zu unterstützen, agiert Hektar & Nektar als Dienstleister, der vom Aufstellen von Bienenstöcken bis zur Ernte von Honig für die eigenen Mitarbeiter und Kunden alles koordiniert.
„Man sagt über hektarnektar.com, dass es ein Social Impact Venture ist“, so Martin Poreda. „Demnach wird ein um so größerer Impact für die Gesellschaft und in unserem Fall auch die Natur erreicht, wenn das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist. Mit dieser Definition fühlen wir uns ganz wohl.“ Zur Zeit befinden sich die Poreda-Bründer auf Investorensuche für die Seed-Phase.
Kooperationen mit Bienen-Startups
HektarNektar.com ist nicht das erste Startup, dass sich dem Thema Bienensterben widmet. BeeAnd.me der Gründer Elma Hot und Alija Dervic mit Standorten in Montenegro und Wien arbeitet an Sensoren, mit denen Imker Bienenstöcke überwachen und analysieren können. Aus Datenanalysen sollen auftretende Probleme frühzeitig erkannt werden können, die Imkerei soll so effizienter arbeiten können.
Bei Nearbees aus München wiederum geht es vor allem um den Vertrieb. Unter dem Motto „Honig von nebenan“ will man Konsumenten den Zugang zu lokal produziertem Honig ermöglichen und regionalen Imkereien mehr Absatz verschaffen.
Als Konkurrenten sieht Poreda diese Startups nicht. „Hektarnektar.com widmet sich ganzheitlich der Unterstützung der Imkerei, sowohl im Tagesgeschäft als auch der Schaffung neuer Einkommensquellen und Unterstützungsmöglichkeiten für Imker. Für Kooperationen stehen wir immer offen und werden diese auch proaktiv angehen.“