Helion wird Microsoft mit Fusionsreaktor unterstützen: 425 Mio. Dollar in Series-F
Helion, ein US-Fusions-Startup, will kurz davor stehen, den ersten Fusionsreaktor zu entwickeln, der tatsächlich Strom erzeugt. Mit einer neuen Finanzierungsrunde von 425 Millionen US-Dollar plant das Unternehmen die Arbeiten an seinem Fusionsreaktor zu beschleunigen. Denn: Microsoft soll laut Vertrag bis 2028 mit Strom versorgt werden. Doch es gibt Herausforderungen: die Technologie ist komplex und die Beschaffung spezieller Bauteile gestaltet sich oft schwierig.
Helion bereits 12 Jahre alt
Das 12 Jahre alte Unternehmen hat bereits einen Vertrag mit Microsoft abgeschlossen und soll laut Gerüchten auch in Verhandlungen mit OpenAI stehen, um auch Sam Altmans Unternehmen mit Strom aus dem Kernreaktor zu versorgen.
Die aktuelle Series-F-Finanzierungsrunde fiel kleiner aus als die vorherige Kapitalaufnahme von 500 Millionen US-Dollar. Zu den neuen Investor:innen gehören Lightspeed Venture Partners, der SoftBank Vision Fund 2 und ein großes Universitätsstiftungsvermögen. Auch bestehende Investor:innen wie Sam Altman, Capricorn Investment Group, Mithril Capital, Dustin Moskovitz und Nucor sind erneut beteiligt.
Zeitplan durch zu lange Lieferzeiten verzögert
Um das Kraftwerk fertigzustellen, plant Helion-CEO David Kirtley, „einen erheblichen Teil der spezialisierten Fertigung ins eigene Haus zu holen“, wie TechCrunch berichtete. Der Grund: Die Lieferzeiten für bestimmte Komponenten sind viel zu lang. So musste das Unternehmen eigenen Angaben zufolge beispielsweise drei Jahre auf spezielle Kondensatoren – eine Art Kurzzeitspeicher für Energie – warten. Das Ziel ist nun, diese Kondensatoren selbst zu fertigen und die Produktionszeit auf ein Jahr oder weniger zu verkürzen.
Prototyp Polaris in Betrieb genommen
Im Dezember 2024 nahm Helion in Washington seinen neuesten Prototyp „Polaris“ in Betrieb, der als erster Fusionsreaktor überhaupt Strom erzeugen soll. Der Bau von Polaris wurde mit etwas mehr als drei Jahren für die Fusionsindustrie zwar vergleichsweise schnell abgeschlossen, doch die Zeit drängt: Microsoft erwartet bereits 2028 Strom aus dem kommerziellen Kraftwerk. Kirtley gibt sich optimistisch und geht davon aus, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.
Dennoch gibt es laut ihm eine weitere große Herausforderung: Die Beschaffung spezieller Chips – hochentwickelter Halbleiterbauteile und Elektronik – für die Steuerung und Überwachung der komplexen Fusionsprozesse. „Polaris besteht aus 50.000 dieser großformatigen, gepulsten Leistungshalbleiter, und der Bau dieser Halbleiter legt den gesamten Zeitplan fest“, erklärt der CEO gegenüber TechCrunch.
Neuartiger Ansatz: Field-Reverse-Configuration-Reaktor
Normalerweise werden Fusionsreaktoren nach zwei Hauptansätzen entwickelt: Beim magnetischen Einschluss, bei dem Plasma durch starke Magnete komprimiert wird, um kontinuierliche Fusionsreaktionen für die Dampferzeugung zu ermöglichen, oder beim Trägheitseinschluss, bei dem Laser Brennstoffpellets so stark verdichten, dass Atomkerne fusionieren.
Helions Ansatz hingegen soll sich grundlegend von diesen Konzepten unterscheiden und das Unternehmen von anderen Startups in der Branche abheben. Helion baut an einem sogenannten Field-Reverse-Configuration-Reaktor, der in seiner Form einer Sanduhr ähnelt. Das Gerät ist von starken Magneten umgeben, die das Plasma im Verlauf jeder Reaktion, die Helion als „Puls“ bezeichnet, leiten und komprimieren. Diese Magneten steuern den Fusionsprozess.
Der Fusionsprozess
Der Prozess beginnt mit der Injektion eines Gemischs aus Deuterium und Helium-3 an beiden Enden des Reaktors. Diese Gase werden zu Plasma erhitzt und durch Magnetfelder zu donutförmigen Gebilden geformt. In der mittleren Kammer kollidieren die Plasmen bei Temperaturen von über 100 Millionen Grad Celsius, wodurch Fusionsreaktionen ausgelöst werden. Das Besondere an diesem System ist die direkte Umwandlung der Fusionsenergie in Elektrizität.
Technische Leistungsfähigkeit
Ein kommerzieller Helion-Reaktor soll mehrmals pro Sekunde pulsieren und dabei 50 Megawatt Elektrizität erzeugen. Ein Kraftwerk könnte dabei mehrere Reaktoren enthalten. Laborversuche sollen bereits zeigen, dass Pulsraten von über 100 pro Sekunde möglich sind. Allerdings bestehen laut Kirtley noch technische Herausforderungen bei der Skalierung des Systems, insbesondere bei der Handhabung der enormen Stromstärken im Millionen-Ampere-Bereich.
Für den kommerziellen Betrieb wird eine Taktung angestrebt, die der Netzfrequenz von 60 Hertz entspricht – also der gleichen Frequenz wie die Elektrizität im Stromnetz.
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