Hanf-Startup Hempions: „THC interessiert uns nicht“
Lange verpönt, rückt die Kulturpflanze Hanf in den letzten Jahren wieder mehr in den Vordergrund – nicht zuletzt deshalb, weil Europas größter Markt Deutschland Cannabis legalisieren will. Und das hat in der Startup-Landschaft für einen Ruck gesorgt, immerhin gibt es potenziell Milliardenumsätze zu holen.
In Österreich gibt es ebenfalls einige Hanf-Startups, die auf einen immer interessierteren Markt stoßen. Eines davon ist Hempions aus Vorarlberg, 2018 gegründet von den Sportlern Fabian und Florian Braitsch sowie ihren Mitgründern Daniel Maier und Lukas Bitschnau. Doch um gleich einmal keine falschen Erwartungen zu schüren. „THC interessiert uns nicht“, sagt Florian Braitsch zu Trending Topics. „Wir wollen auch in Zukunft nichts mit THC zu tun haben.“ Sie sind damit bei den Outdoor-Nutzpflanzen, die hoch in die Luft ragen, daheim, und haben mit den buschigen THC-reichen Indoor-Züchtungen nichts am Hut.
Vielmehr geht es dem Vierer-Team aus Wolfurt darum, interessierten Konsument:innen eine Bandbreite an Produkten auf Basis von in Europa produzierten Hanfsamen zu bieten – vom CBD-Öl über die Hanf-Pasta bis hin zu Tee. Neben dem Online-Shop gibt es bereits Listungen in mehreren Vorarlberger Supermärkten. Verläuft alles nach Plan, so könnte es die Hempions-Produkte auch bald österreichweit zu kaufen geben.
Gesunde Produkte für die LOHAS
Das Geschäft mit dem Hanf ist dabei eine komplizierte Angelegenheit. „Der Hauptgrund, warum Leute zu unseren Produkten greifen, ist der Gesundheitsaspekt“, sagt Braitsch. Die Zielgruppe des Startups heißt LOHAS – das Kürzel für jene Menschen, die man „Lifestyles of Health and Sustainability“ zuordnen kann. „Es gibt Studien der WHO, die bestätigen, dass CBD-Öl bei Kopfschmerzen, Stress, Schlaflosigkeit, Migräne oder sogar Epilepsie helfen kann“, sagt der Mitgründer. Allerdings darf man CBD-Öl, dessen Wirkung mancherorts strittig ist, nur als Nahrungsergänzungsmittel verkaufen.
„Bei den Lebensmitteln, wie etwa den Nudeln, geht es um den Geschmack, und sie haben mehr Proteine und Ballaststoffe als herkömmliche Nudeln“, so Braitsch weiter. „Der große Haken an Hanfprodukten war, das der Geschmack zu kurz gekommen ist. Wir machen die leckersten Innovationen aus Hanfsamen.“ Man forsche und teste viel, um die optimale Verarbeitung zu schaffen. So würde man etwa schonend rösten, um den nussigen Geschmack der Hanfsamen noch deutlicher hervorzubringen.
„Wir sind mehr auf der nachhaltigen Schiene unterwegs“
Die Hanfsamen stammen dabei aus oft österreichischer, immer aus europäischer Produktion. So gibt es etwa Partnerschaften mit Bio-Hanfbauern in Niederösterreich, „weil dort die Bedingungen für den Anbau von Nutzhanf am besten ist“, sagt Braitsch. Der von dort bezogene Rohstoff wird dann mit unterschiedlichen Produzenten zu den Produkten weiter verarbeitet. Bandnudeln werden mit einem Hersteller aus Vorarlberg gefertigt, es gibt eine Ölmühle in der Steiermark, und außerdem auchProduktion auch in Süddeutschland. „Unsere Spezialisierung liegt in der Entwicklung und in der Vermarktung“, sagt Braitsch zum USP der Firma.
Seit dem Verkaufsstart der ersten Produkte 2019 hat sich das Geschäft für die vier Gründer jährlich verdoppelt. 2019 waren es 40.000 Umsatz, 2021 bereits etwa 200.000 Euro. Eine Wachstumskurve, die für Investor:innen also durchaus interessant sein kann. Doch bisher haben die Vier noch keinen Geldgeber in den Cap Table gelassen. „Wir sind mehr auf der nachhaltigen Schiene unterwegs“, sagt Braitsch. „Wenn wir einen Investor finden, der nicht nur Geld bringt, sondern uns strategisch hilft und Know-how einbringt, dann können wir uns das vorstellen.“