Herosphere: So soll der ICO des österreichischen E-Sports-Startups ablaufen
„Eure e-Sport-Plattform ist wie geschaffen für die Kryptowährung.“ Vor etwa einem Jahr wurde Herosphere-Mitgründer Paul Polterauer von einem Bekannten angesprochen. Damals haben wir die Idee noch nicht wirklich als relevant für uns erachtet. „ Zu dieser Zeit haben wir uns mit der Planung und Einsatz von traditioneller Währung beschäftigt.“
Doch dann begannen sich die Gründer intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen und beauftragten die Anwaltskanzlei Stadler Völkel mit der rechtlichen Ausarbeitung des ersten ICO nach österreichischem Recht.
Was macht Herosphere?
Mit Herosphere wollten Polterauer und Co. Nutzer einfach auf eSport-Wettkämpfe tippen lassen – etwa bei Games wie „League of Legends“, „CS:GO“ oder „DOTA2“. Derzeit sind eigenen Angaben der Firma rund 200.000 Nutzer auf der Plattform registriert, täglich würden 5.000 neue User dazukommen. Als besonders interessant erachtet das Startup den chinesischen Markt, erste Vorbereitungen für den Start in dem Land wurden bereits getroffen. In der Vergangenheit investierten startup300 sowie Gerald und Roland Tauchner (Dimoco) Rainer Reich, Gerald Hollaus und Johannes Siller in zwei Runden 750.000 Euro in das Umternehmen.
Rechtlich einfach, aber steuerliche Grauzone
Für die Anwälte war die Umsetzung kein gröberes Problem. Die Prospektpflicht, wichtig bei einem Börsengang, fällt aus (Unterschiede zwischen ICO und IPO). Weitaus schwieriger war die Einschätzung der steuerlichen Behandlung. Fällt bei der Vergabe der HERO-Token an die Investoren ab dem 14.09.2017 Umsatzsteuer an? Wie werden die Einnahmen, die Herosphere in Ethereum erhalten wird, versteuert?
Präzedenzfall: Hedqvist-Urteil
„Reglementierungen würden wir prinzipiell begrüßen. Wir wissen, dass die Politik daran arbeitet. Rechtssicherheit wäre wirklich wichtig“, so Polterauer. Da diese noch nicht gegeben ist, ließen die Gründer ein Rechtsgutachten erstellen, das klären sollte, ob das Hedqvist-Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 22.10.2015 zum Fall Hedqvist auch für Ethereum gilt.
Das Urteil besagt nämlich, dass
„Umsätze, die im Tausch konventioneller Währungen in Einheiten der virtuellen Währung Bitcoin und umgekehrt bestehen, gegen Entgelt erbrachte Dienstleistungen in Sache der Mehrwertsteuer-Richtlinie (RL 2006/112/EG) darstellen (…) und von der Mehrwertsteuer befreit sind, da es sich um Umsätze mit Devisen, Banknoten und Münzen handelt, die gesetzliche Zahlungsmittel sind.“
So weit, so gut. Nur gilt dieses Urteil auch für Ethereum?
Gutachten: Bitcoin und Ethereum steuerlich gleich behandelt
Das Rechtsgutachten bescheinigt Ethereum eine Vergleichbarkeit mit Bitcoin und somit eine steuerliche Gleichstellung. Andernfalls wäre beim Tausch von Ethereum gegen die HERO-Token eine Umsatzsteuer fällig, und der ICO damit völlig unattraktiv.
„Das wäre ein falsches Signal an die Krypto-Szene in Österreich gewesen. Wir wollen andere Unternehmen ermutigen, sich ebenfalls auf der Blockchain anzusiedeln“, so Poltauer. Ein europäischer Sonderweg, der 20 Prozent Aufschlag bei ICO an den Fiskus weiterleitet, wäre im internationalen Kontext höchst unattraktiv.
HERO für die ganze Wettbranche skalierbar
Die HERO-Token an sich werden steuerlich als Gutscheine klassifiziert. Das Unternehmen will beim ICO 600 Millionen Coins herausgeben. In Folge werden keine zusätzlichen mehr gedruckt. Bis zum Start wartet noch viel Arbeit. Herosphere hat die PR-Agentur Blonde 2.0 aus Boston engagiert, die schon den Bancor-ICO im Marketing betreut hat. Die Agentur soll den ICO weltweit publik machen, damit er aus der Masse heraussticht.
Die Coins sind mit einer Schnittstelle für Smart Contracts konzipiert, die es auch allen anderen Wettanbietern möglich machen, HERO als Zahlungsmittel zu verwenden. Etwa sechs Monate nach dem ICO soll der Coin bei den Herosphere-Diensten zum Einsatz kommen. „Wir basteln an Lösungen für Poker- und Fantasy-Spiele. HERO kann dort überall als Einsatz dienen.“ Damit sei der Coin für die gesamte Wettbranche skalierbar.
„Wir sind ein glaubwürdiger Anbieter“
Aktuell finden dutzende ICOs statt. Viele Anbieter haben außer einer Landing Page und einem rudimentären White Paper keine Prototypen oder Produkte. Die ICOs sind Wetten auf die Zukunft des Unternehmens. „Wir haben den entscheidenden Vorteil, dass wir eine bestehende Plattform haben. Das macht uns zu einem glaubwürdigen Anbieter“, sagt Polterauer. Um Hacker-Angriffe während des ICO zu vermeiden, suchen die Herosphere-Entwickler das System aktuell intensiv nach Schlupflöchern ab.
„Motivation für andere Blockchain-Startups sein“
In Österreich wächst aktuell eine kleine Blockchain-Szene heran. Wirtschaftsminister Harald Mahrer beschäftigt sich intensiv mit der Thematik und will Sandboxes installieren, bei denen sich Blockchain-Startups melden können. „Es gibt mit Bitpanda eine österreichische Börse und mit Coinfinity und Cointed einige Dienstleistungsanbieter, aber kaum ein Startup setzt wirklich auf die Blockchain. Wir hoffen, dass wir mit unserem ICO ein Zeichen setzen können und andere zu dem Schritt motivieren. Der ICO kann auch Österreich als Standort für internationale Startups im Blockchain-Umfeld interessant machen“, sagt Polterauer. Der Rummel um den ICO und die Aufmerksamkeit sind einige Gründe, die Herosphere in den vergangenen Monaten 100.000 neue User gebracht haben.
Editors Note: Investments in Krytocoins oder Token sind hoch spekulativ und der Markt ist weitestgehend unreguliert. Jeder, der Aktivitäten in Erwägung zieht, sollte in Betracht ziehen, dass sein komplettes Investment verloren gehen könnte.