hiMoment: Wiener Glücks-App erinnert an die schönen Momente im eigenen Leben
Eigentlich war Christoph Schnedlitz früher ein Zahlenmensch. Für ein indisches Unternehmen war er als Finanzleiter tätig, für das Pioneers Festival arbeitete er als CFO. Glücklich gemacht hat den 27-jährigen Steirer seine Karriere aber nicht, und dann kam eines Tages der Wendepunkt. Beim Wandern in den Bergen kam Schnedlitz in ein heftiges Gewitter und er meinte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Weil er den Sturm unbeschadet überstand, setzte er sich schließlich mit Glücksforschung und damit auseinander, was er wirklich im Leben erreichen will.
Herausgekommen ist hiMoment: Mit der gleichnamigen Firma, seinen beiden Mitstreitern Jan Hrubý und Hermann Ziakund einer App (kostenlos für iPhone und Android) will Schnedlitz jedem Smartphone-Nutzer möglichst einfach das Glücklichsein beibringen. Das funktioniert so: User halten besondere Momente in ihrem Leben per Foto oder Text fest. In Folge soll ein Algorithmus dafür sorgen, diese Momente später wieder zu zeigen. Diese „Glücks-Boosts“, die per Push-Benachrichtigung aufs Display kommen, sollen die Wahrnehmung für die kleinen Alltagsmomente schärfen.
Gegenentwurf zu Instagram
Wie sollen nun alte Fotos in einer App uns glücklicher machen? Für manche klingt die Idee nach Hokuspokus, für andere nicht. So gibt es Studien zu der so genannten „Savoring-Methode“, auf die sich Schnedlitz stützt. Diese besagt, dass das Fokussieren auf schöne Alltagsmomente zu einer verbesserten Wahrnehmung für die positiven Seiten im Leben führt – einer Studie zufolge soll das gar zu einem gesteigerten Glücksgefühl von bis zu 25 Prozent innerhalb eines Monats führen. Anzumerken ist da auch: Die Studie stammt aus dem Jahr 2003, also einer Zeit vor Smartphone und Instagram.
Dass der Nutzer besondere Momente nur für sich und nicht für die Öffentlichkeit auf Social Media festhält, mach hiMoment zu einem Gegenentwurf von Instagram. Der Foto-App von Facebook wird vorgeworfen, dass das ständige Konsumieren scheinbar perfekter Momente von anderen sich negativ auf das Seelenleben von Nutzern auswirken und gar zu Depressionen führen kann. Da scheint der Fokus auf die persönlichen positiven Erlebnisse ein mögliches Mittel gegen das Unglücklichsein.
Buhlen um Aufmerksamkeit
Doch damit hiMoment seine mögliche Wirkung auch entfalten kann, muss der Nutzer erst einmal aktiv werden und damit Daten erfassen, mit der die App arbeiten kann. Schnedlitz` Team hat dazu das hauseigene Maskottchen HiMo ersonnen: Das virtuelle Äffchen erinnert den Nutzer regelmäßig daran, doch einen Moment festzuhalten. Außerdem kann man mit Hashtags wichtige Themen in seinem Leben (z.B. Kinder, Urlaub, Sport) markieren – so kann die App automatisch Sammlungen anlegen und mitlernen, was für den Nutzer wichtig ist.
Um sich am gesättigten Markt mit einer App durchzusetzen, wird ein schwieriges Unterfangen – das wissen sowohl Schnedlitz als auch seine bestehenden Investoren, Pioneers Ventures, die Business Angels Markus Ertler und Hermann Futter sowie KaPa Ventures. Diese haben 2017 gemeinsam 250.000 Euro in das Startup investiert, das es ins Finale des Demo Days von weXelerate schaffte (Trending Topics berichtete). Potenzial gibt es immerhin, Wohlfühl-Apps zum Meditieren, Sporteln und gesunder Ernährung erfreuen sich großer Beliebtheit.
Wie verdient man bloß Geld damit?
In der Startphase ist hiMoment vor allem noch darum bemüht, möglichst viele Nutzer in die Gratis-App zu locken und zum aktiven Verwenden zu bringen. Später soll dann ein Freemium-Modell eingeführt werden: Basisfunktionen der App bleiben da gratis, doch für Zusatzinhalte wird der User dann zur Kasse gebeten.
Sollte es nicht klappen, dann hat Schnedlitz zumindest eines geschafft: “Es klingt komisch, aber hiMoment hat mir geholfen, hiMoment zu bauen. Gesteigertes Glück bringt viele Vorteile: 10 Jahre mehr Lebenszeit, höhere Motivation, und Depressionsprophylaxe zum Beispiel“, sagt der hiMoment-Gründer. „Heute bin ich ein sehr glücklicher Mensch, bin körperlich und geistig fitter denn je, und glaube an mich selbst. Und das, obwohl das Arbeiten an hiMoment wahrscheinlich die größte Herausforderung ist, der ich mich je gestellt habe.”