Hoher Energieverbrauch: Bitcoin schrammt in USA am Verbot vorbei
Am Donnerstag hat das Weiße Haus in Washington ein Dokument veröffentlicht, das es in sich hat. Ein Fact Sheet zu „Climate and Energy Implications of Crypto-Assets in the United States“ soll den Weg weisen, wie in den USA künftig mit dem hohen Energieverbrauch von Krypto-Netzwerken, insbesondere natürlich Bitcoin, umgegangen werden soll. Und zwischen den Zeilen liest man: Wenn es keine drastischen Verbesserungen gibt, dann ist die US-Regierung auch gewillt, mit Verboten zu arbeiten.
Die Aussendung zum künftigen Umgang mit Krypto-Assets hinsichtlich Energieverbrauch kommt kurz, nachdem die US-Regierung unter Joe Biden den riesigen Inflation Reduction Act durchgeboxt hat. Da wurden 369 Milliarden Dollar für das größte Klimaschutzpaket der Geschichte auf den Weg gebracht, um den Umstieg auf Elektroautos, Erneuerbare Energien und Co. zu forcieren. Da passt es nicht ins Bild, dass die USA der wichtigste Standort für Bitcoin-Mining ist.
„Abhängig von der Energieintensität der Technologie und den verwendeten Stromquellen könnte das schnelle Wachstum von Krypto-Assets die allgemeinen Bemühungen zur Erreichung der US-Klimaziele einer Netto-Null-Verschmutzung behindern“, heißt es aus dem Weißen Haus. Als Standort von vielen Bitcoin-Minern sowie generell Krypto-Unternehmen sieht sich die USA besonders belastet.
„In den Vereinigten Staaten ist schätzungsweise ein Drittel der weltweiten Crypto Asset Operations angesiedelt, die derzeit etwa 0,9 % bis 1,7 % des gesamten Stromverbrauchs in den USA ausmachen“, heißt es. Dieser Stromverbrauch wiederum verursache 25 bis 50 Millionen Tonnen CO2/Jahr, was 0,4 % bis 0,8 % der gesamten Treibhausgasemissionen der USA entspräche. „Dieser Emissionsbereich ist vergleichbar mit den Emissionen von Dieselkraftstoff, der im Schienenverkehr in den Vereinigten Staaten verwendet wird“, heißt es.
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„Wirksame Umweltstandards für Krypto“
Und da soll jetzt reagiert werden. Das Weiße Haus fordert jetzt „wirksame, evidenzbasierte Umweltleistungsstandards für die verantwortungsvolle Gestaltung, Entwicklung und Nutzung von umweltfreundlichen Kryptotechnologien“. „Diese sollten Standards für eine sehr niedrige Energieintensität, einen geringen Wasserverbrauch, eine geringe Lärmerzeugung, eine saubere Energienutzung durch die Betreiber und Standards umfassen, die im Laufe der Zeit für eine zusätzliche CO2-freie Erzeugung sorgen, die der zusätzlichen Stromlast dieser Anlagen entspricht oder diese übersteigt“, heißt es. Eine Deadline gibt es dazu noch keine.
Aber das Weiße Haus stellt der Krypto-Industrie, insbesondere Bitcoin-Minern, die Rute ins Fenster. Und droht: „Sollten sich diese Maßnahmen zur Verringerung der Auswirkungen als unwirksam erweisen, sollte die Regierung Maßnahmen der Exekutive prüfen und der Kongress könnte eine Gesetzgebung in Erwägung ziehen, um die Verwendung von Konsensmechanismen mit hoher Energieintensität für das Krypto-Asset-Mining einzuschränken oder zu unterbinden.“
Im Weißen Haus gibt es ein Verständnis dafür, dass DLT einen Wert hat. So könnten Blockchains dazu verwendet werden, um im Markt für CO2-Zertifikate die Infrastruktur zu bieten. Auch weiß man, dass man als führendes Mining-Land die Unternehmen schnell wieder an andere Weltregionen verlieren könnte, würde ein Verbot oder würden Einschränkungen kommen.
Selbstkontrolle der Mining-Industrie reicht nicht
In dem Dokument werden explizit zwei Krypto-Assets genannt: Bitcoin und Ethereum. Ab nächster Woche hat sich die Energiefrage von Ethereum erledigt, weil da das Netzwerk dann auf Proof of Stake umgestellt wird, was den Energieverbrauch um 99 Prozent senken soll. Währenddessen gibt es keine Anzeichen dafür, dass bei Bitcoin der Energiebedarf gesenkt werden wird.
Dem Industrie-Zusammenschluss Bitcoin Mining Council (BMC) zufolge soll Bitcoin-Mining mittlerweile zu 60% auf Erneuerbarer Energie laufen. Allerdings stammen die Zahlen aus Umfragen unter Mitgliedern, zu denen viele Mining-Unternehmen gehören. Das Weiße Haus will, das unabhängige Stellen künftig Daten darüber sammeln. So sollten die Energy Information Administration und andere Bundesbehörden Informationen von Krypto-Asset-Minern und Stromversorgern zu sammeln und zu analysieren.
Bitcoin-Mining soll mittlerweile zu 60% auf Erneuerbarer Energie laufen