Huawei P40 Pro: High End ohne Google
Die Coronakrise hat auch für die Smartphone-Branche folgen. War eigentlich für heute, 26. März, die offizielle Präsentation der neuen Huawei P40-Reihe in Paris vorgesehen, fand das Event nun kurzfristig online statt. Vorgestellt wurden das P40, das P40 Pro und das P40 Pro Plus, letzteres wird in Europa aber noch auf sich warten lassen. Wir durften uns vorab die „Pro“-Variante ansehen.
Ein klein wenig Normalität gibt es auch in der Coronakrise: Huawei zeigt die neuen Modelle der P-Serie seit Jahren am Ende des ersten Jahresviertels – und zieht die Show auch dieses Jahr durch. Das natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der heutige Stream war aber ohnehin in jedem Winkel der Welt verfügbar. Huawei zeigte wie erwartet drei Smartphones: Das P40 als Standardmodell, das P40 Plus als größere und leistungsstärkere Version und das P40 Pro Plus als Kompetitor für die neue S20 Ultra-Reihe von Samsung. Das P40 Pro Plus wird laut Huawei Österreich aber erst „einige Monate später“ zu uns.
Zwei Tage mit dem Huawei P40 Pro
Wir hatten die Möglichkeit, uns das P40 Pro vorab anzusehen. Die technischen Daten stehen in der Tabelle unterhalb, darum verzichten wir hier auf eine Aufzählung. Huawei verbaut durch die Bank High End-Komponenten, entsprechend schnell präsentiert sich das P40 Pro. Cool ist das 90 Hertz-Display, Inhalte wirken deutlich „smoother“, vor allem beim Scrollen und Wischen. Damit Akku gespart wird, kümmert sich eine Energie-KI im Hintergrund um das automatische Umschalten von 60 auf 90 Hertz. Ähnliches passiert bei der Bildschirmauflösung, „Intelligente Auflösung“ nennt Huawei das.
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Auffälliges Kameramodul
Optisch ist das P40 Pro ansprechend geworden, das ist aber auch der Anspruch einer „Lifestyle“-Serie. Auf jeden Fall auffällig präsentiert sich das Kameramodul, dass nicht nur groß, sondern auch etwas dicker ausgefallen ist. Dementsprechend weit steht es aus dem Gehäuse hervor. Dafür stimmt die Qualität: Unsere ersten Testfotos und -videos waren allesamt sehr gut, Huawei spielt hier sicher in der ersten Liga mit. Verbaut sind insgesamt vier Knipsen: Als Haupkamera fungiert die „Ultra Vision Kamera“ mit 50 MP, dazu kommt die „Cine-Kamera“ mit 40 MP und eine 12 MP-Linse mit Weitwinkelfunktion. Als vierte Modul ist eine 3D-Tiefenkamera untergebracht.
Nach einigen wenigen Aufnahmen lässt sich kaum eine valide Einschätzung der wahren Leistungsfähigkeit der Kamera abgeben, der erste Eindruck ist aber jedenfalls ausgezeichnet. Huawei hat zudem ein paar nette Spielereien untergebracht, beispielsweise einen 50fach-Zoom. Stärken spielen die Chinesen auch beim Nachtmodus aus.
Vollwertige Ausstattung
Der Akku kommt mit einer Nennkapazität von 4.000 mAh und hielt im Test locker einen Tag durch. Andere Geräte haben aber schon höhere Kapazitäten verbaut. Langfristig wird der Akku wohl rund einen bis zwei Tage halten, mehr ist kaum drinnen. Die wichtigsten Konnektivitätsstandards sind alle an Bord, 5G gibt es auch.
Huawei und die USA
Das größte Problem von Huawei derzeit: Der Bann durch die USA. Das hatte bekanntlich Folgen, Huawei darf Android nicht mehr wirklich verwenden. Also muss eine Zwischenlösung her. Die sieht folgendermaßen aus: Huawei installiert zwar Android 10, allerdings in der offenen AOSP-Version. Was fehlt, sind die Google Play Services – und damit die Integration in das Ökosystem von Google. Dafür, dass seit dem Bann erst einige Monate vergangen sind, ist die Alternative erstaunlich umfangreich. „App Gallery“ nennt Huawei den eigenen Store. Einige hundert hierzulande wichtige Apps sind bereits gelistet, beispielsweise Willhaben, Puls24, Zappn, diverse Banking-Apps oder Shpock und ORF. Vieles fehlt aber noch.
App Gallery: Eigener Store
Auch für diese Fälle hat sich Huawei aber eine Lösung einfallen lassen: Wer beispielsweise WhatsApp installieren will, findet einen Eintrag in der App Gallery, der dann auf die offizielle Downloadseite von WhatsApp verweist. So wird das bei einigen international wichtigen Anwendungen gehandhabt. Dazu soll es noch eine Art Online-App-Suche geben, genannt „App Finder“. Im Test war die aber für unsere Region noch nicht freigeschaltet. Auf Nachfrage erklärte uns Huawei, dass die „App-Suche rein für den DE-Markt“ ist. In Österreich habe man eine andere Lösung in Form einer eigenen App namens „MoreApps“. Darin finden sich tatsächlich neben einigen internationalen Apps weitere Anwendungen mit Österreich-Bezug – unter anderem die App der ÖBB oder von Ö3.
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Apps lassen sich also großteils nachinstallieren, die Play Services allerdings nicht. Wer das volle Android-Vergnügen haben will, müsste das Gerät rooten und mit einer neuen ROM ausstatten. Der Haken: Sogar Google warnt vor diesem Schritt, weil oft nicht klar ist, woher die alternative Software stammt – und wem man mit der Installation Tür und Tor öffnet.
Ersteinschätzung
Ein zweischneidiges Schwert: Huawei baut mit dem P40 Pro zweifellos eines der besten Smartphones auf dem Markt. Kamera und Display gefallen, alles andere stimmt auch – bis auf die Software-Einschnitte. Wer Google in Beruf und Studium braucht, ist mit in dieser Hinsicht „vollwertigen“ Geräten wohl besser bedient. Aber: Wer auf Google verzichten kann oder will, bekommt ein sehr gutes Smartphone – und eines ohne die vielen Überwachungstools des Suchmaschinenriesen. Und letztlich bliebe auch die Möglichkeit des Rootens – die aber nur für Experten und auch dann nur mit einem Restrisiko.
Huawei P40 Pro: Die technischen Daten
Display | 6,58 Zoll (16,71cm) OLED, FHD+
Auflösung 2640 x 1200px, 90Hz |
Prozessor | |
Typ | HUAWEI Kirin 990 5G SoC |
Taktfrequenz | 2 x Cortex-A76 2.86 GHz+ 2 x Cortex-A76 2.36 GHz + 4 x Cortex-A55 1.95 GHz |
Speicher | |
RAM | 8GB |
ROM | 256GB, erweiterbar bis zu 256GB
mit NM Speicherkarte
|
OS | AndroidTM 10.0 + HUAWEI EMUI 10.1
(keine Google Play Services) |
Netze | 4G, 5G |
Akku | 4.200 mAh, 27 Watt Supercharge |
Sensoren | Annährungssensor, Umgebungslichtsensor,
Kompass, Schwerkraftsensor, Gyroskop, Fingerabdrucksensor, Gestensensor, Infrarotsensor |
Konnektivität | WiFi: 802.11 a/b/g/n/ac/ax, 2×2 MIMO, 160MHz, 1024 QAM, 2.4/5GHz, Wi-Fi Direct
Bluetooth: 5.1, Untertützt BLE, SBC, AAC, LDAC NFC: ja USB: Typ C USB 3.1 Gen1* GPS: L1+L5/aGPS/Glonass/Galileo(E1+E5a)/NaviC |
Design | Aluminiumrahmen mit gekrümmten Full-View Display
Huawei Ultra-Curved Display |
Gewicht | Ca 203 g |
Maße | 158,2 mm x 72,6 mm x 8,95 mm (H*B*T) |
Kameras | Frontkamera: 32 MP + Tiefensensor, unterstützt 4K Videoaufnahme
Hauptkamera: 50 MP (Ultra Vision Kamera, f/1.9) + 40 MP (Cine-Kamera, f/1.8, OIS) + 12 MP (Telefoto, f/3.4, OIS) + 3D Tiefenkamera + LED Blitz |
SIM | Dual, 2 x nanoSIM oder 1 x nanoSIM + NM + eSIM |
Huawei P40 Pro: Release und Preis
Das Huawei P40 Pro wird ab April in Österreich erhältlich sein, das P40 ebenfalls. Von der „Pro“-Variante werden drei Farbversionen gelauncht: „Ice White“, „Silver Frost“ und „Black“. Die UVP liegt bei 999 Euro für das P40 Pro und 799 Euro für das P40. Es ist aber davon auszugehen, dass die Preise rasch fallen werden.
Anm.: Das Testgerät wurde uns von Huawei zur Verfügung gestellt.
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