Huawei will ab 2021 voll auf eigenes Betriebssystem HarmonyOS setzen
Es ist eine ungewollte Trennung, aber bald wird sie abgeschlossen sein: Aufgrund der US-Sanktionen verabschiedet sich der zweit größte Smartphone-Hersteller der Welt, Huawei aus Shenzhen in China, von Google mobilem Betriebssystem Android. 2021 soll das hauseigene Betriebssystem HarmonyOS auf den Markt kommen und alles vom Smartphone über Notebooks bis hin zur Smartwatch antreiben.
Die große Kunst für Huawei, aus der Misere herauszukommen, ist, ein eigenes Ökosystem von Apps neben jenen für iOS und Android aufzubauen. Immerhin: Weltweit sollen sich 1,8 Millionen Entwickler registriert und damit Interesse bekundet haben, Apps für HarmonyOS zu entwickeln. Die AppGallery, das chinesische Gegenstück zum App Store von Apple bzw. Play Store von Google, soll bereits 96.000 Apps umfassen. Huawei berichtete auf seiner hauseigenen Huawei Developer Conference 2020 auf von mittlerweile 420 Millionen Nutzern, die potenziell Zugriff auf die AppGallery haben.
AppGallery noch schwach bestückt
Vorerst behilft sich Huawei mit der Open Source-Variante von Android (AOSP), die aber nicht mit dem vollen, von Android-Handys gewohnten Funktionsumfang kommt. Über die so genannten Huawei Mobile Services wurde zwar ein fast vollständiger Ersatz für die zuvor fix integrierten Google-Dienste (eben z.B. AppGallery statt Play Store) geschaffen, doch Dinge wie Google Pay funktionieren nicht.
Nun muss Huawei möglichst viele Unternehmen dazu animieren, Apps für die AppGallery bereit zu stellen. Es gibt zwar bereits einige bekannte Anwendungen wie Telegram, TikTok oder Tinder sowie auch regional wichtige Apps wie jener der ÖBB oder dr ORF TVthek, doch andere große, wichtige Apps wie Facebook, WhatsApp, Instagram oder YouTube muss man sich über Umwege besorgen.
2021 kommen deutlich weniger Huawei-Smartphones
Wann HarmonyOS tatsächlich auf Smartphones kommen wird, bleibt noch abzuwarten. Die auf der Huawei Developer Conference vorgestellte Version für Entwickler unterstützt erst einmal Geräte mit einem Arbeitsspeicher von 128KB bis 128MB – das sind zum Beispiel Smart-TVs, Wearables oder auch die passenden Schnittstellen in Autos. „Ab April 2021 wird HarmonyOS dann auch für Geräte mit 128MB bis 4GB Geräte und ab Oktober 2021 für Produkte mit mehr als 4GB zur Verfügung stehen“, heißt es seitens Huawei. Also erst gegen Ende 2021 wird es möglich sein, große Apps für HarmonyOS-Smartphones umzusetzen.
Bis dahin stellt sich ach die Frage, wie viele Smartphones Huawei überhaupt noch produzieren kann. Ab dem 15. September greifen härtere Regeln der US-Sanktionen, und ab dann werden wichtige Zulieferer keine Hardware mehr an Huawei schicken. So fällt etwa TSMC aus Taiwan, der bisher die Kirin-Chips herstellte, als Lieferant aus. Und auch Samsung und SK Hynix aus Südkorea sollen die Lieferungen einstellen. Deswegen soll Huawei 2021 nur mehr mit etwa 50 Millionen neu produzierten Smartphones planen – das sind 74 Prozent weniger als noch heuer.