Humane AI Pin: Vermeintlicher Smartphone-Killer um 700 Dollar mit peinlichem Fehler
Es ist schon eine große Ansage, ein Gerät entworfen zu haben, dass das Smartphone ablösen soll. Aber das US-Startup Humane der ehemaligen Apple-Mitarbeiter:innen Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno wil genau das schaffen. Der neu präsentierte „AI Pin“, den man bald ab 700 Dollar bestellen kann, wird durch AI-Modelle von OpenAI sowie ein eigenes Betriebssystemnamens Cosmos und einem Snapdragon-Prozessor von Qualcomm angetrieben. Die Grundidee ist, dass man künftig nicht mehr auf ein Display starren muss, um mit einem Smartphone interagieren zu können.
Stichwort interagieren: Der kleine Clip, den man sich an die Brust heften kann, wird vorwiegend durch Sprache gesteuert. Man tippt ihn an, und dann kann man auch gleich mit einer Sprachversion von ChatGPT in Interaktion treten. Die Lautsprecher des „Ai Pin“ sollen eine Art Sound-Blase rund um den Kopf des Trägers erzeugen, damit man hören kann, was der Pin zu sagen hat – aber natürlich kann mna auch Bluetooth-Kopfhörer anschließen, wenn man nicht will, dass Umstehende zuhören.
Spannend an dem Gerät ist auch, dass es mit der 13-MP-Cam die Umgebung scannen kann – etwa um Dinge, die man in der Hand hat, zu erkennen. In einer Demo hat Gründer Chaudhri eine Handvoll Nüsse, für die er sich die Kalorien vom AI Pin berechnen lässt. Die Erfahrung aus dem Google Glass-Debakel (die Brille mit verbauter Kamera) hat Humane auch ein Sicherheitslicht integrieren lassen – immer, wenn das Gerät mithört oder mitschaut, dann leuchtet ein Licht. Das soll Vertrauen schaffen gegenüber den Mitmenschen, in deren Gegenwart der Pin getragen wird.
Um manchmal notwendige Dinge zu tun, die man sonst auf einem Display machen würde (z.B. Musik kontrollieren), kann der AI Pin auch Kontrollflächen auf die Handfläche projizieren. Mit Fingergesten kann man dann steuern – aber das, was wir heute auf Smartphone-Displays gewohnt sind (geschweige denn von Video-Content), kann der AI Pin nicht bieten. Wozu das Gerät in erster Linie eingesetzt werden soll, zeigt auch die Integration der ersten Apps: Tidal zum Musikhören und Slack zur Kommunikation mit den Firmenkolleg:innen.
Fehlerhafte AI-Antwort im Demovideo
Peinlich hingegen ist, dass Humane es im Demo-Video passiert ist, die AI eine falsche Information geben zu lassen. Die Gründer fragen den AI Pin nach dem besten Platz auf der Welt, um die nächste Sonnenfinsternis am 8. April 2024 beobachten zu können. Der Pin antwortet, dass die besten orte Exmouth in Australien und Osttimor wären, aber das stimmt leider nicht. Es lässt sich leicht herausfinden (z.B. bei der Nasa), dass man die Sonnenfinsternis am besten in Nordamerika beobachten wird können. Welches AI-Modell eingesetzt wird, wird von Humane derzeit nicht bekannt gegeben, aber einiges weist darauf hin, dass es sich um GPT-4 von OpenAI handelt.
Humane hat den AI Pin zuerst einmal in (für den nordamerikanischen Markt) homöopathischen Dosen von 100.000 Stück produzieren lassen und vertreibt exklusiv im T-Mobile-Netz. Wer sich das Ding bestellt, geht auch eine 24-Monats-Vertragsbindung eine, die monatlich noch einmal 24 Dollar kostet. Fraglich ist, ob sich das durchsetzen wird, da wohl kaum jemand das Gadget als Smartphone-Ersatz nutzen wird – und dann zusätzlich zum Smartphone noch diese Kosten tragen muss.
Humane ist ein Startup, das zuletzt 100 Mio. Dollar an Risikokapital bekommen hat. Zu den Investoren zählen auch Microsoft und Sam Altman, Gründer von OpenAI. Weiters sind bereits SK Networks, LG Technology Ventures, Volvo Cars Tech Fund, Top Tier Capital, Hudson Bay Capital, Socium Ventures, Tiger Global, Qualcomm Ventures, Valia Ventures und Forerunner Ventures investiert.
Humane: KI-Firma von Ex-Apple-Angestellten sammelt 100 Mio. Dollar ein