Hydrogen eMobility: Wiener Firma will mit Schadholz grünen Wasserstoff herstellen
Wasserstoff für Brennstoffzellen, den gibt es am Weltmarkt in Hülle und Fülle. Der Trick, um die Brennstoffzelle im Auto auch grün zu betreiben, ist, eben grünen Wasserstoff einzusetzen und nicht den heute noch weit verbreiteten grauen Wasserstoff, der eigentlich ein Abfallprodukt bei der Erdgasproduktion ist – denn der ist ja nicht nachhaltig.
In Österreich ist jetzt eine 2018 gegründete Firma namens Hydrogen eMobility an die Öffentlichkeit gegangen, die die grüne Produktion von Wasserstoff verspricht – und zwar mit Hilfe von Holz. Ja, richtig gelesen. Genauer gesagt handelt es sich um Schadholz bzw. von Käfern befallenes Holz, das das Unternehmen aufkauft und in einem mehrstufigen, patentierten Prozess zu Wasserstoff macht.
Ab 2 Euro pro Kilo
Und das geht so, wie uns Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Meilinger am Telefon erklärt: Das eingekaufte Schadholz wird vergast (also stark erhitzt, bis ein brennbares Gasgemisch entsteht), daraus wird Strom erzeugt, und der wird dann für die Elektrolyse verwendet, bei der Wasser in die Elemente Wasserstoff und Sauerstoff geteilt wird. Der Brennstoffnutzungsgrad liegt laut Meilinger bei 97 Prozent, und man könne Wasserstoff so weit unter dem derzeitigen Marktpreis herstellen. Schon ab 2 Euro pro Kilo könne das H2 produziert werden.
„Mit unserer Technologie wird es erstmals wirklich möglich den öffentlichen Verkehr zu ökologisieren, indem Busse, Gemeindefuhrparks und Fahrzeuge der öffentlichen Verwaltung auf Antriebe mit Brennstoffzellen umgestellt werden. Unser Produkt ist reiner grüner Wasserstoff, da wir diesen ausschließlich aus Energieholz und dem durch den Klimawandel erheblich steigenden Mengen an Sturm- und Schadholz herstellen“, sagt Meilinger.
Wie Wasserstoff-Züge alte Dieselstrecken umweltfreundlich machen
Hydrogen eMobility, die als AG gegründet wurde („weil wir transparent sein möchten“) will mit der patentierten Technologie Werke in Wien (Simmering), Graz und Klagenfurt aufbauen. Auf jeweils 1.000 Quadratmetern könne man 400 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren, eine Anlage soll dabei zwischen 20 und 30 Millionen Euro kosten, sagt Meilinger. Der technische Kopf der Unternehmung ist Walter Sailer, der den Prozess entwickelt hat. „Wir sind ein kleines feines Team“, sagt Meilinger.
H2-Busse für Städte
Abnehmer für den Wasserstoff werde es in Zukunft viele geben. „Jede Stadt wird sich Wasserstoffbusse besorgen“, sagt Meilinger. „Derzeit gibt es in Österreich 10.000 Dieselbusse, die werden über die Jahre alle ausgetauscht werden.“ Tatsächlich ist seit Anfang Juni etwa in Wien der erste Wasserstoffbus unterwegs, bis 2023 sollen zehn H2-Busse angeschafft werden. Auch in Italien, Deutschland oder den Niederlanden wurden solche Busse bereits bestellt. Das Grundproblem ist dabei immer die Herkunft des Wasserstoffs. So soll in Wien eine Elektrolyse-Anlage errichtet werden, in der aus erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff produziert wird.
Abnehmer der eigenen Technologie sieht Meilinger auch bei Biomassekraftwerken. „Tatsächlich kämpfen viele der rund 130 Biomassekraftwerke in Österreich um das wirtschaftliche Überleben, da der gestiegene Holzpreis und die niedrigen Strompreise zu einer nicht mehr darstellbaren Rentabilität dieser Stromerzeugung geführt haben“, sagt er. Sie könnten mit seinen Anlagen auf die Herstellung von Wasserstoff umsteigen.
Seit sich die EU und Länder wie Deutschland und Österreich Strategien zum Umstieg auf Wasserstoff gebastelt haben, kommen immer mehr Startups und Unternehmen hervor, die die Produktion des künftig begehrten Rohstoffs grüner und günstiger machen wollen. An der TU Graz etwa forscht das Startup Startup Rouge H2 Engineering arbeitet ebenfalls mit Biomasse, aber auch Biogas und Erdgas. Diese werden zu einem Synthesegas umgewandelt, die darin enthaltene Energie wird dann mithilfe eines Redox-Verfahrens in einem Metalloxid gespeichert. Direkt an Tankstellen soll dann die bedarfsorientierte Produktion des Wasserstoffs durch die Zufuhr von Wasser in das System ermöglicht werden.
Mit Vorgeschichte
Aber zurück zu Hydrogen eMobility und Meilinger. Bisher wollen er und seine Geschäftspartner einige hunderttausend Euro investiert haben, doch noch viel mehr Geld sei notwendig. Deswegen arbeitet er bereits an einem Börsengang – auch deswegen wurde als AG gegründet. Der Hydrogen eMobility ist hoffentlich mehr Erfolg beschieden als Meilingers früheren Projekten.
Der Noch-Ehemann der ehemaligen Außenministerin Karin Kneissl (man erinnert sich an die Hochzeit mit Stargast Putin) wandelte die ehemalige Provonis AG in die Hydrogen eMobility AG um. Mit Provonis wollte er ein Biogasnetz zum Heizen und Tanken in 17 Gemeinden im Burgenland aufbauen, Partner waren die TU Wien, Energie Burgenland sowie Unternehmen aus der Gaswirtschaft. Aus dem Projekt, das vom Klimafonds als Leitprojekt eingestuft wurde, wurde letztlich nichts.