HydroMiner: Fragwürdige Vorgänge rund um einen ICO, der fast 3 Mio. Dollar einbrachte
Es sind umgerechnet 2,9 Millionen Dollar oder eben 8.673 Ether, die der ICO (Initial Coin Offering) des österreichischen Startups HydroMiner eingebracht hat. Das Versprechen an die Investoren, die sich mit der Kryptowährung Ethereum die so genannten H2O-Token kaufen konnten: Diese Token fungieren als Gutscheine, die man später gegen Mining-Zeit eintauschen kann. HydroMiner betreibt eigenen Angaben zufolge eine Reihe an Einrichtungen, in denen Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen geschürft werden können. So sollen Token-Inhaber Kryptowährungen minen können, die dann an eine Wallet übertragen werden.
Das Besondere: Die Rechner sollen direkt bei privaten Wasserkraftwerken in Österreich stehen. Der Strom, der dort bezogen wird, soll laut HydroMiner-CEO umweltfreundlich und zusätzlich besonders günstig sein, weil die Netzkosten wegfallen würden. 3 Cent pro Kilowatt sollen nur anfallen, damit könne man Bitcoin, Ether und Co besonders kostengünstig minen.
Wo stehen diese Rechner?
Nadine Damblon, CEO von HydroMiner, sieht ein, dass die Kommunikation rund um die Standorte verwirrend gewesen sei. „Bruck an der Mur war bis zum ICO als Option für HydroMiner möglich, dort stehen aber momentan nur Anlagen von privaten Investoren. Wir haben dann auf das größere Kraftwerk in Waidhofen umgestellt. In Murau hatten wir eine Option, aber diese wegen zu kleiner Kapazität nicht ausgeübt“, wird seitens HydroMiner erklärt.
Die unterschiedlichen Aussagen seien hauptsächlich durch die Umplanung Murau und Waidhofen zustande gekommen. „Generell aber scheuen wir zugegebenermassen davor zurück, die Standorte genau anzugeben, außer wir haben einen längerfristigen Abnahmevertrag für die gesamte Basisenergie, weil sich sonst dort gleich mehrere Miner melden und uns überbieten oder uns die Kapazität wegnehmen“, heißt es seitens HydroMiner. Ende November soll es jedenfalls einen Termin für Medien geben, bei dem der Standort in Waidhofen an der Ybbs besichtigt werden kann. Dieser wird zur Zeit aufgebaut.
Mit dem Geld, das der ICO eingebracht hat, sollen jetzt zwei bis vier Mining-Standorte eingerichtet werden – wie viele genau, kann Damblon derzeit nicht genau sagen. In einem Video wird jedenfalls gezeigt, wie der Standort in Schönberg am Kamp in Niederösterreich aussieht:
https://www.youtube.com/watch?v=Nc9cxWnp30o
Seltsame Social-Media-Shares
Was rund um HydroMiner ebenfalls stutzig macht: Die verhältnismäßig vielen Likes und Shares, die Posting auf der offiziellen Facebook-Seite bekommen. Ein Vergleich: Das Foto, auf dem Nadine und Nicole Damblon bei der notariellen Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrags zu sehen sind, bekam 227 Shares:
Das schlägt quantitativ den künftigen Bundeskanzler Österreichs. Als Sebastian Kurz ein Foto gemeinsam mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen postete, das die beiden Spitzenpolitiker beim Unterzeichnen von Dokumenten zeigt, erntete Kurz dafür 219 Shares – also weniger als HydroMiner. Der Unterschied: Die Facebook-Seite von Sebastian Kurz hat rund 714.000 Facebook-Likes, HydroMiner hat etwa mehr als 3.000 Facebook-Likes.
Es sind regelmäßig hunderte Likes, Shares und Kommentare von oft fragwürdigen Accounts wie Muhammad Bayu, Shah Alam, Bitcoin Hunt oder Malu Malu. Facebook gibt selbst zu, große Probleme mit Fake-Accounts zu haben, es sind rund 60 Millionen gefälschter Profile, die sich auf Facebook tummeln (Trending Topics berichtete). Woher kommen nun die außergewöhnlich guten Interaktionsraten der HydroMiner-Posts?
„Wir habe eine Agentur für die Community-Betreuung (Amazix, Anm.), diese haben auch eine Bounty-Kampagne organisiert, wie sie bei ICOs üblich ist“, sagt Tobias Ratschiller, der als Berater von HydroMiner tätig ist. „Dabei werden Mitmachen auf Social Media, das Veröffentlichen von Artikeln oder Videos, etc. belohnt. Die ursprüngliche Idee dahinter war, die Community hinter einem Projekt zu belohnen, aber es haben sich mittlerweile einige zu quasi professionellen Bounty-Huntern gemacht, die das Ganze aus rein kommerziellen Motiven machen.“
Zu den fragwürdigen Social-Media-Aktivitäten rund um HydroMiner gehört auch ein Interview, das auf Medium.com veröffentlicht wurde. Dabei interviewt Philip Dimitrov, Marketing-Chef bei HydroMiner, den Technikchef des eigenen Unternehmens, Christian Vogl. Dass die beiden für die selbse Firma arbeiten, findet keine Erwähnung.
Künstler als Berater und Ideengeber
Nadine Damblon (CEO) und ihre Schwester Nicole (CFO) werden der Öffentlichkeit als die Köpfe von HydroMiner präsentiert. Sie sollen sich seit 2014 mit dem Thema Krypto-Mining beschäftigen und haben beim privaten Minen erste Erfahrungen mit Bitcoin und Co gesammelt. Doch ohne die tatkräftige Unterstützung von Beratern wäre es wohl nicht zu dem ICO gekommen. Zentral dabei ist der Wiener Unternehmer und Künstler Michael Marcovici.
Marcovici war einmal Europas größter eBay-Händler, bis seine damalige Firma Qentis 2006 in den Konkurs schlitterte. Später machte er mit Kunstinstallationen wie „Rat Trader“ oder „One Billion Dollar“ (siehe Bild unten) auf sich aufmerksam, außerdem handelte er mit Internet-Domains. Marcovici bezeichnete sich in einem Interview als „der größte Kapitalismusfreund“.
„Die Idee zum Minen mit Wasserkraft in Österreich wurde von Nadine initiiert. Marcovici ist ein Berater von HydroMiner, so wie ich. Die Idee, einen ICO zu machen, kann von Michael Marcovici kommen, er ist Krypto-Vorreiter, einer der frühesten Investoren in HydroMiner und auch Gesellschafter an der Hydrominer GmbH“, so HydroMiner-Berater Radschiller. Die HydroMiner GmbH befindet sich aktuell in Gründung, im Firmenbuch ist noch kein Eintrag zu finden.