Wien - Bratislava

Hyperloop-CEO Dirk Ahlborn im Interview: „Idealerweise zahlt man gar nichts für ein Ticket“

Noch ein Mock-up: Der Hyperloop in Philadelphia. © HTT
Noch ein Mock-up: Der Hyperloop in Philadelphia. © HTT
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Wenn die Pläne von Dirk Ahlborn, CEO der Firma Hyperloop Transportation Technologies (HTT) aufgehen, dann wird man in einigen Jahren von Wien nach Bratislava in acht Minuten düsen können – und zwar in einer Passagierkapsel, die mit 1.200 km/h auf einem Luftpolster durch eine Highspeed-Röhre namens Hyperloop schießt. Bis Jahresende wird die slowakische Regierung die Machbarkeit prüfen lassen, in Wien hat man ein offenes Ohr für das Projekt.

Die Meldung, das Wien und Bratislava per Hyperloop miteinander verbunden werden sollen, ist ordentlich eingeschlagen. Was ist da der konkrete Status Quo?

Dirk Ahlborn: Wir haben mit der Slowakei eine Vereinbarung. Wir müssen jetzt rausfinden, wo in der Slowakei der beste Platz für die Strecke ist, eben mit der Vision, dass Wien und und in Folge Budapest angebunden werden.

Von welchem Zeithorizont sprechen wir da? Wann wird man das erste Mal von Wien nach Bratislava in acht Minuten durch die Röhre schießen können?

Da müsst ihr eure Politiker fragen. Ich würde gerne mehr dazu sagen, aber ich muss da noch warten.

Dirk Ahlborn, CEO von Hyperloop Transportation Technologies. © HTT
Dirk Ahlborn, CEO von Hyperloop Transportation Technologies. © HTT

Prinzipiell befindet sich die Teststrecke von Hyperloop in Kalifornien noch im Aufbau. Wir reden da doch von 2020 oder später?

Nein, wir bauen in Kalifornien keine Teststrecke, sondern eine voll funktionsfähige Passagierstrecke. Wir haben die Baugenehmigung und gehen davon aus, dass wir Mitte des Jahres anfangen zu bauen und Ende 2018, Anfang 2019 fertig sind. Es kann aber auch sein, dass wir das Projekt in der Slowakei vorziehen. Die Technologie funktioniert, es geht eigentlich nur mehr darum, alles zusammenzubauen.

Wien – Bratislava in acht Minuten, mit dem Auto braucht es eine dreiviertel Stunde. Zahlt sich diese kurze Strecke überhaupt aus?

Sind Sie der Meinung, dass Leute damit fahren würden? Ich bin schon der Meinung, dass acht Minuten ein Unterschied sind. Man könnte in Bratislava leben und in Wien arbeiten. Das würde Städte auf neue Art zusammenwachsen lassen und neue Wirtschaftsmodelle ermöglichen.

Wie viele Menschen pro Stunde können Sie transportieren?

Wir können verschiedene Rohre bauen. Ein Rohr ersetzt den Flugverkehr zwischen Los Angeles und San Francisco fünf Mal, das sind etwa 3300 Leute pro Stunde.

Warum gerade die Slowakei?

Erstens bietet die Slowakei ein gutes politisches Umfeld, die Leute dort sind sehr motiviert und versuchen, das Land in Sachen Innovation nach vorne zu bringen, lokales Unternehmertum zu etablieren. Und zweitens kommt dazu: In Europa gibt es die besten Ingenieure der Welt, die in bestimmten Bereichen den Amerikanern voraus sind. Wir wollen die Europäer mehr ins Boot holen, und wenn wir vor eurer Haustür bauen, dann wird auch die deutsche und die österreichische Industrie aufmerksam. Idealerweise haben wir ein Projekt auf jedem Kontinent.

Asien ist dann wohl auch wichtig.

Für uns sind der mittlere Osten, Indien, Indonesien eigentlich Hauptmärkte. Wir sind mit ungefähr 20 Städtepaaren in Gesprächen.

Zu Dubai würde ein Hyperloop ja ganz gut passen.

Ja.

Die Highspeed-Röhre im Querschnitt. © HTT
Die Highspeed-Röhre im Querschnitt. © HTT

Wie viel wird ein Ticket kosten?

Unsere Preisanalyse zeigt, dass wir das Doppelte eines Flugtickets für die selbe Strecke verlangen könnten.  Aber wenn wir auf der Strecke San Francisco – Los Angeles 30 Dollar verlangen, wären wir innerhalb von acht Jahren profitabel. Am Anfang werden wir sicher mehr verlangen, aber uns interessiert vor allem, neue Geschäftsmodelle zu finden. Idealerweise zahlt man gar nichts für ein Ticket.

Wie soll denn das klappen?

Big Data. Wir könnten Upselling machen: Wenn wir wissen, wo der Passagier hin will, kann man ihm zusätzliche Services anbieten, etwa eine Airbnb-Unterkunft oder ein Hotel. Und wir könnten Werbung schalten. Die Passagierkapseln werden Augmented Windows haben. So könnte man eine Fahrt durch “Jurassic World” simulieren, die vom Filmstudio gesponsert wird. Solche Sachen sind denkbar und machbar. Das Ziel ist dabei nicht, die Leute mit Werbung vollzuballern, sondern ihnen eine besondere Erfahrung zu bieten.

Bevor man Geld mit dem Hyperloop verdient, braucht man Investments. Sind Sie noch auf der Suche nach Investoren?

Der Hyperloop erzeugt mehr Energie, als er verbraucht, weil wir auf Solar, Wind und je nach Region auf Thermalenergie setzen. So sind wir unabhängig von staatlichen Subventionen. Wir haben 30, 40 Firmen als Partner und etwa 500 Team-Mitglieder, 150 davon wollen selbst in Hyperloop investieren. Ihnen haben wir versprochen, dass sie die ersten sein werden, die investieren können, danach kommen etwa 600 akkreditierte institutionelle Investoren. Klar sind wir immer offen für Neuinvestoren, aber Geld ist bei dem Projekt nicht so dringend notwendig.

Neben Ihrer Firma Hyperloop Transportation Technologies (HTT) gibt es auch Hyperloop Technologies (HTI), die eine sehr ähnliche Transporttechnologie entwickelt. Sehen Sie das als Konkurrenz?

Wir bauen keine Firma, sondern eine Bewegung. Zu einer Bewegung zählt natürlich auch, dass es andere gibt, die da mitmachen. Grundsätzlich will man nicht in einem Markt sein, weil das würde bedeuten, dass es den Markt nicht gibt. Aber: Wir haben zwei Jahre Vorsprung vor HTI, bauen schon eine Passagierversion, während die anderen nur testen. HTI geht aggressiver vor, sie versuchen, so viel Geld wie nur möglich aufzutreiben, und sie reden nicht immer sehr freundlich über uns. In Europa sind wir der Hyperloop.

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