Im Herbst soll eine massive Pleitewelle losgehen
Es ist ein Paradoxon, aber den Umständen der Corona-Krise geschuldet: Zwar steuert die Weltwirtschaft auf ihre größte Krise seit der Finanzkrise 2008/2009 zu, doch die Zahl der Insolvenzen liegt deutlich unter dem Niveau der Vorjahre. Steuerstundungen, milliardenschwere Hilfspakete und die Verlängerung von Fristen für Insolvenzanträge haben dafür gesorgt, dass viel weniger Unternehmen als in einem „normalen“ Jahr in die Pleite schlittern.
Doch mit Herbst wird sich das ändern. Gegen Ende 2020 soll eine massive Insolvenzwelle weltweit losgehen, sagt etwa die Kreditversicherung Acredia voraus. Acredia und Euler Hermes erwarten, basierend auf einer gemeinsamen Studie, für die beiden Jahre 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent – 17 Prozent im Jahr 2020, 16 Prozent im Jahr 2021.
Schockwellen bis 2021
„Spätestens im dritten Quartal des Jahres wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 und darüber hinaus ausbreiten“, sagt Acredia-Vorstand Ludwig Mertes. Entspannung gebe es 2021 kaum, denn während es in einigen Ländern wie den USA mit der Pleitewelle bereits losginge, würde der Anstieg in einem Drittel der Ländern zeitversetzt erst 2021 kommen.
In Österreich erwarten die Acredia-Experten bis 2021 einen Anstieg der Unternehmens-Insolvenzen um 20 Prozent gegenüber 2019. Zum Vergleich: Im Jahr 2009, als Reaktion auf die damals weltweite Finanzkrise, waren es 9,3 Prozent Anstieg gegenüber Vorjahr.
Österreich trifft die Krise damit im weltweiten Vergleich weniger hart als andere Länder. Laut Acredia-Studie soll es in den USA dieses Jahr einen Anstieg der Insolvenzen von 47 Prozent geben, in Brasilien ein Plus von 32 Prozent, in China ein Plus von 21 Prozent. Viele europäische Staaten wie beispielsweise Portugal (+30 %), die Niederlande (+29 %), Spanien (+20 %) oder Italien (+18 %) stehen schlechter oder ähnlich schlecht wie Österreich da.