Impactory: Das Wiener Startup, das das NGO-Fundraising digitalisiert
Die Coronavirus-Krise hat Menschen, denen es schon davor nicht gut ging, besonders hart getroffen. Die gute Nachricht: Es gab auch sehr viele Menschen, die helfen wollten und das auch getan haben. Menschen, die für kranke oder alte Nachbarn in Quarantäne einkaufen gegangen sind, zum Beispiel. Aber auch die Bereitschaft, Geld zu spenden, war hoch. „Gerade in den ersten Wochen hatten wir ein sehr hohes Spendenniveau“, erzählt Elke Pichler, Chefin von Impactory. Das Wiener Startup bietet Spendern und gemeinnützigen Organisationen eine Plattform, über die Spenden einfach online abgewickelt werden können.
Immer mehr Unternehmen als Großspender
Vier- bis fünfmal mehr Spenden, schätzt die Mitbegründerin, wurden in den ersten Wochen des Coronavirus-Lockdowns über Impactory getätigt. Dann sei das Engagement ein wenig abgeflacht, „aufgrund der Unsicherheit und weil im Sommer grundsätzlich weniger gespendet wird“, meint Pichler im Gespräch mit Tech & Nature. Vor allem Privatpersonen hätten in der Krisenzeit gerne Geld gegeben und zwar in erster Linie für sehr lokale Initiativen. In normalen Zeiten lockt Impactory aber vermehrt Großspender wie Unternehmen an. Sie bekommen für ihre Spende über Impactory Gutscheine, die gerne als Geschenke an Mitarbeiter oder Kunden weitergegeben werden – die Beschenkten können ihre Gutscheine einlösen und haben so das Gefühl, selbst gespendet zu haben. Rund 25 Unternehmen machen bereits mit, verrät Pichler, und selbst in der Krise sei ein neues dazu gekommen.
Gründer-Team hat sich in NGO kennen gelernt
Impactory hat auch große NGOs wie die Caritas an Bord, es sind aber vor allem kleinere Organisationen, die von der Plattform profitieren – insgesamt bereits mehr als 150. In einer solchen NGO hat Pichler auch den Ideengeber und Mitbegründer der Impactory, Emanuel Riccabona, kennengelernt. „Uns ist aufgefallen, dass Fundraising kaum digitalisiert ist, die Kosten oft hoch sind und es schwierig ist, junge Leute zu erreichen“, erinnert sich die Jungunternehmerin. Zwischen 2017 und 2018 entstand dann die Idee, eine digitale Spendenplattform zu entwickeln und ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Organisationen werden genau geprüft
Welche Organisationen über Impactory Spendenaufrufe starten dürfen, wird von dem Startup streng geprüft. Das Prozedere ist standardisiert und wurde gemeinsam mit Anwälten und Wirtschaftsprüfern entwickelt, denn im Spendenbereich gehe es eben immer um Vertrauen, vor allem dann, wenn es sich um Unternehmensspenden handelt, weiß Pichler. Mitmachen dürfen nur gemeinnützige Organisationen, bei denen zusätzlich alle Projekte und und die Menschen dahinter überprüft werden. Erst dann wird ein Spendenaufruf freigeschaltet.
Keine Fixkosten für NGOs
Bei der Entwicklung der Plattform stand die einfache Handhabung im Vordergrund. „Bei Spenden ist es sehr wichtig, dass immer alles funktioniert und es muss einfach sein, mit wenigen Klicks“, erklärt Pichler. Aber auch beim Geschäftsmodell war Liebe zum Detail wichtig. Für NGOs gibt es keine Fixkosten wie auf vielen anderen Plattformen. Lediglich 5 Prozent von tatsächlich erhaltenen Spenden behält die Impactory ein. Dafür gibt es für Unternehmensspender eine Jahresgebühr, über die sich das Startup hauptsächlich finanziert. Unternehmen werden dafür in der Kommunikation unterstützt, Impactory kümmert sich um Dinge wie die Spendenabsetzbarkeit und eine genaue Auswertung, die Teil des CSR-Berichts werden kann.
Junge Menschen als Multiplikatoren
Die Plattform hilft Organisationen auch dabei, eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. „Mir ist klar, dass das vielleicht keine so zahlungskräftige Zielgruppe ist. Aber junge Menschen haben ein großes Netzwerk und können Onkeln, Tanken, Großeltern und Freunde davon überzeugen mitzumachen“, so Pichler. Und das Klischee, dass nur junge Menschen online spenden würden, will sie nicht gelten lassen: „Ein Fünftel unserer Nutzer ist über 50 Jahre alt“.
Unternehmen spenden gerne Bildung
Ein Klischee stimmt allerdings – auch online wird am liebsten für „Kinder, Tiere und Katastrophen“ gespendet. Bei Unternehmen merkt Impactory allerdings eine starke Tendenz zu Bildungsprojekten. Pichler meint, dass viele Unternehmen dieses Thema aufgrund des Fachkräftemangels selbst betrifft. So gebe es beispielsweise IT-Unternehmen, die für die „New Coding School“ spenden, ein Startup, dass geflüchtete Menschen zu Entwicklern ausbildet und sie in den Arbeitsmarkt integriert. „Wir wollen, dass Unternehmen eine Geschichte mit dem Spendenzweck verbindet“, erklärt die Unternehmerin.