In-Home-Delivery im Test: Wenn man den Postler ins Vorzimmer lässt
184 Millionen Pakete wurden im Vorjahr alleine von der österreichischen Post befördert. Klar, dass es da nicht jedes einzelne Paket direkt zur empfangenden Person schafft. Home Office hin oder her, mitunter wird der Empfänger nicht angetroffen. Bislang wanderte das Paket dann in eine Abholstation oder es gab einen zweiten Zustellversuch; der ist allerdings mit den gleichen Hürden verbunden wie der erste. Die Post hat aber eine Lösung: „In-Home-Delivery“ nennt sich der Pilotversuch, der im zweiten Halbjahr 2021 über die Bühne ging. Trending Topics war als einziges heimisches Medium unter den Versuchskandidaten.
101 Haushalte im Test
„Bei der sogenannten Vorzimmer-Zustellung öffnet der Zusteller bei Abwesenheit die Haus- oder Wohnungstür über die Nuki-App auf seinem Handheld-Gerät. Eine spezielle Fußmatte im Vorraum dient als Ablageort. Auf Wunsch wird der gesamte Vorgang von einer smarten Kamera gefilmt und der Kunde direkt auf seinem Smartphone benachrichtigt. So werden die bestellten Sendungen direkt in den eigenen vier Wänden zugestellt, selbst wenn man nicht zu Hause ist“ – so kündigte die Post im vergangenen Jahr den Test an. 100 Haushalte wurden dafür ausgewählt, die Wohnung des Trending Topics-Schreiberlings war Nummer 101. Sechs Monate lief der Test.
Auf die Bestätigung für die Teilnahme folgte die Auswahl der Gadgets: Es ist nicht unbedingt erforderlich, eine Kamera ins Vorzimmer zu hängen, das Nuki-Türschloss muss hingegen installiert werden – es ist gewissermaßen das Herzstück der Zustellvariante. Allerdings merken die Bewohner:innen über die App ohnehin, wer wann mit welchem Code die Tür geöffnet hat, wodurch eine Nachverfolgung – sollte es Schwierigkeiten geben – kein Problem wäre. Unter dem Strich bedeutet das zwar wohl (minimal) mehr Risiko, aber auch, dass das Vorzimmer unbeobachtet bleibt – also haben wir uns für den Verzicht auf die Kamera entschieden. Angemerkt sei allerdings, dass den äußeren Eingangsbereich eine Ring-Kamera überwacht.
Post-Türmatte und Stammzusteller
Eine nette Geschichte am Rande: Im Zuge der Einrichtung lernt man auch seinen Post-Zusteller kennen. Der bekommt nämlich einen eigenen Code für das smarte Nuki-Türschloss, nur der sogenannte „Stammzusteller“ kann also in die eigenen vier Wände. Während sich die Einrichtung in einer Minute lesen lässt, dauerte es bis zum Start real einige Wochen. Die Post versorgt die Testkaninchen auch noch mit einer eigenen Türmatte, die als Abstellfläche dient und schickt einmal einen Spezialisten vorbei, der sich um die Code-Einrichtung für den Zusteller kümmert.
Wer die A1-Kamera nutzen möchte, muss auch die noch installieren. Sobald die Tür geöffnet wird, soll sie die Szene aufzeichnen, bis die Tür wieder sicher verschlossen ist. Zeitgleich soll der Paketempfänger dann eine Push-Nachricht inklusive Video auf das Smartphone geschickt bekommen. Auch Nuki kann die Nutzer:innen benachrichtigen, wenn die Tür aufgeht – entweder über Bluetooth oder auch über das Internet, dann muss allerdings auch die entsprechende Bridge installiert werden.
Tage der offenen Tür
Was danach noch fehlt, ist die erste Lieferung. Auch hier hilft die Post und schickt ein Testpaket, hier funktionierte das Prozedere einwandfrei. Generell zeigte sich auch in den nächsten Wochen, dass das Konzept durchaus seine Vorteile hat. Statt vom Klingeln geweckt zu werden, holt einen das leise Entsperren des Schlosses aus dem Schlaf, wenn die Post da ist. Das ist zu Beginn doch etwas eigenartig, immerhin steht für wenige Sekunden eine fremde Person im Türrahmen, ab dem dritten Ablauf aber auch schon wieder Alltag. Nur einmal gab es ein Problem, da wollte der Code nicht mehr – auch das lässt sich aber einfach lösen, die Admin-Rechte des (frischen) Nuki-Besitzers erlauben es auch, weitere Codes für zusätzliche Menschen zu generieren.
Wer mag, kann also auch DPD und Hermes Tür und Tor öffnen, das könnte allerdings zu morgendlichen Staus führen. Empfehlenswert ist das laut Post auch nicht unbedingt: „Personen, die ein Nuki Smart Lock besitzen, entscheiden selbst, wem sie eine Berechtigung und damit Zutritt zu ihrer Wohnung geben möchten. Um das Service der Vorzimmer-Zustellung umsetzen zu können, ist jedoch eine technische Anbindung inklusive des gesamten dahinter liegenden Prozesses nötig. Das betrifft sowohl die Logistik durch die Post als auch die Anbindung der Smart Home-Geräte von A1.“ Man sei „hier ganz klar Innovationsführerin“, was die Bereitstellung und Entwicklung dieses Services angeht.
Alles von der Post bei AllesPost?
Einfacher ist es, „Alles Post“ zu nutzen. Das kostet zwar extra (12-Monats-Abo: € 39,90 inkl. USt, max. 40 Pakete), die Post kümmert sich dann aber darum, bestellte Pakete von anderen Lieferdiensten zu übernehmen – inklusive Zustellung in das Vorzimmer. Amazon macht da aber anscheinend nicht immer mit, da mussten wir uns ab und an tatsächlich noch zur Tür oder – noch schlimmer – zur nächsten Paketstation bequemen. Im Prinzip soll „AllesPost“ aber auch alles liefern, das bestätigt auch die Post: „Mit AllesPost entscheiden sich Empfänger:innen bewusst dafür, dass ihnen alle Sendungen mit der Post zugestellt werden und sie so auch die vielen Empfangsmöglichkeiten der Post nutzen können. Voraussetzung dafür ist, dass Kund:innen ihre AllesPost-Adresse bei der Bestellung angeben, das ist wie ein Postfach für Pakete. Die Sendungen werden dann an ein Post-Logistikzentrum geliefert, von der Post übernommen und ganz normal durch die Post zugestellt.
Bis auf ein paar Ausnahmen, wie zum Beispiel besonders sperrige Sendungen oder solche mit einem Nachnahmebetrag, kann AllesPost für alle Bestellungen und Warensendungen verwendet werden, damit Pakete durch die Post zugestellt werden.“ Das können wir nicht ganz unterschreiben, Ausnahmen bestätigen aber ohnehin die Regel.
Post: „Sehr erfolgreiche Testphase“
Unser Test gibt also nicht viel Anlass zur Kritik, aber 100 weitere Personen gibt es ja auch noch. Wie fiel das Feedback aus, wollten wir von der Post wissen. „Schon die zahlreichen Anmeldungen zum Start des Testbetriebs – mehr als 1.000 Anmeldungen innerhalb der ersten 24 Stunden – haben uns gezeigt, dass wir damit die Kund:innenbedürfnisse treffen“, erklärt Alena Kubicek aus der Abteilung Forschung & Innovation der Post.
„Insgesamt können wir auf eine sehr erfolgreiche Testphase zurückblicken, aus der viel positives Feedback und wertvolle Erfahrungen der Teilnehmer:innen mitnehmen. Für manche ist die Vorzimmer-Zustellung nicht nur ein bequemer Service der Post zum Online-Shoppen, sondern tatsächlich eine Erleichterung des Alltags. Ich denke da etwa an eine Person im Rollstuhl, für die es eine echte Erleichterung war, nicht sofort zur Tür eilen zu müssen, wenn der Zusteller läutet.“
Unklare Fortsetzung
Was bleibt also? Wer viel bestellt und keine Angst vor fremden Personen in der Türschwelle hat, könnte mit der In-Home-Delivery der Post durchaus Freude haben. In unserem Test kamen rund zehn Pakete in die Wohnung. Einmal gab es ein Problem mit dem Code, das sich aber in Form einer neuen Zahlenkombination lösen ließ. Die Nachverfolgung, warum manche Pakete dann doch nicht von der Post, sondern eben von Paketdiensten geliefert wurden, ist im Nachhinein schwierig – unter dem Strich ist es den meisten aber auch egal, wie das Paket zur Wohnung kommt. Wer sich ohnehin zumeist von der Post beliefern lässt, muss sich über diesen Punkt auch keine Gedanken machen.
Die Post selbst ist sich übrigens noch nicht sicher, wie es mit der Vorzimmer-Zustellung weitergeht: „Wir haben die Vorzimmer-Zustellung bis Ende Dezember getestet, derzeit werten wir die Ergebnisse noch im Detail aus. Klar ist, dass die Umsetzung technisch sowie kund:innenseitig funktioniert.“ Das wiederum unterschreiben wir.
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