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incubed: Grazer Robotik-Spezialist wird von US-Riese Verizon aufgekauft

Das siebenköpfige incubed IT Gründer Team - alle Absolventen der TU Graz. © Atelier Jungwirth
Das siebenköpfige incubed IT Gründer Team - alle Absolventen der TU Graz. © Atelier Jungwirth
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Insidern ist incubed IT als ein Grazer Unternehmen bekannt, das sich über die Jahre zu einem Software-Spezialisten im Robotik-Bereich entwickelt hat. Es wurde sieben Absolventen der TU Graz im Jahr 2011 gegründet, die sich als Mitglieder des des Robocup-Teams ihrer Universität zusammenfanden. Doch die Tage mit Fußball spielenden Robotern sind längst vorbei, heute ist die Software von incubed weltweit stark nachgefragt.

So stark nachgefragt, dass der Telekom-Riese Verizon aus den USA (Umsatz 2020: 128,3 Mrd. Dollar) sich dazu entschieden hat, incubed aufzukaufen. Bisher gehörten den sieben Gründern – Julia Arnus, Stephan Gspandl, Reinhard Günther, Andreas Hechenblaickner, Michael Reip, Mate Wolfram und Christoph Zehetner  – gemeinsam 70 Prozent des Unternehmens, die restlichen 30 lagen bei der Knapp AG, einer der zehn größten Anbieter am Intralogistik-Markt. Die Komplettübernahme durch Verizon soll noch in der ersten Jahreshälfte 2021 abgeschlossen sein.

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Investitionskontrolle als letzte Hürde

Zum Kaufpreis gibt es keine Informationen. Einen Strich durch die Rechnung könnte dem Verizon-Deal noch das neue Investitionskontrollgesetz (so genannte FDI Screenings) machen. Denn bei Investitionen durch Unternehmen aus Drittstaaten, die nicht der EU angehören, ab 25 Prozent (also auch diese 100-Prozent-Übernahme) unterliegen diese einer Genehmigungspflicht durch das Wirtschaftsministerium. „Wir sehen die Lage sehr entspannt. Wir gehen von keinen Problemen aus“, sagt Mitgründer Michael Reip zu Trending Topics. Erwartet werde ein Closing in ein bis zwei Monaten.

Erwartet wird, dass der Deal noch in der ersten Jahreshälfte geclosed werden kann. Und dann soll die Roboter-Software mit Hilfe von Verizon global ausgerollt werden. „Es ist ja doch unser Baby, und es ist nicht so leicht, sich davon zu trennen. Aber wir haben gesehen, dass beide Seiten die gleiche Vision haben, und wir haben mit Verizon die Möglichkeit, das weltweit aufzustellen. Wir haben zwar keine Anteile mehr, aber alle sieben Gründer sind weiter an Bord“, sagt Reip. Am Standort Graz soll jetzt in einem ersten Schritt das Team stark vergrößert werden, später könnte ein eigenes Büro in den USA dazu kommen.

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Verizon setzt auf 5G und Robotik

Verizon ist der größte Mobilfunkanbieter der USA, war aber immer auch in anderen Geschäftsfeldern tätig. Verizon zählt bzw. zählte unter anderem Yahoo, AOL, Huffington Post oder Tumblr zu seinen Tochterunternehmen. Diese wurden aber entweder umbenannt und umstrukturiert (Yahoo und AOL sind heute Verizon Media) oder wieder verkauft (z.B. Tumblr an Automattic oder Huffington Post an BuzzFeed). Anfang Jänner wurde die auf Datenschutz fokussierte Suchmaschine OneSearch lanciert, von der man aber noch nicht viel gehört hat. In anderen Business-Bereichen wie bei Drohnen hatte Verizon mit Zukäufen mehr Glück.

Der gemeinsame Nenner von incubed und Telekom-Riese Verizon? „Das Stichwort ist 5G“, sagt Reip. Der Datenturbo kommt auch bei Verizon verstärkt im Business-Kontext zu Tragen, Stichwort Smart Factory. Und dazu passt nun mal auch eine Software für mobile Roboter und Flotten-Management sehr gut dazu. Intralogistik, Elektrofertigung, Automobilindustrie, Luftfahrt oder Einzelhandel – incubed-Software ist bereits in vielen Sektoren im Einsatz. Wo genau wird nicht verraten, nur so viel: Mehrere hundert Roboter auf fünf Kontinenten mit der Software sind gemeinsam eine Strecke gefahren, die von der Erde bis zum Mond und wieder zurück reichen würde.

Die Smart Shuttles von incubed IT. © incubed IT
Die Smart Shuttles von incubed IT. © incubed IT

Die Spezialität von incubed ist dabei, dass die Software Robotern vor allem dort hilft, wo sie nachgerüstet werden – also etwa in eine bestehende Fabrik mit Menschen und Maschinen dazukommen. „Der Roboter soll sich in natürlicher Umgebung zurechtfinden, und zwar auch dort, wo Maschinen in der Produktion arbeiten“, sagt Reip. „Diese Location-Awareness und die dezentrale Intelligenz hebt uns von anderen ab. Mobile Roboter sind in der Industrie keine Exoten mehr. Aber es dauert sehr lange, bis sie funktionieren, und wir wollen sie zu einem Gebrauchsgegenstand machen, die man einfach einkauft und die dann sofort funktionieren.“

Bei Verizon will man incubed IT tief in die B2B-Sparte integrieren. „Die Software der nächsten Generation und der autonome Flottenmanagement-Server von incubed IT sind grundlegende Komponenten für die Zukunft der terrestrischen Robotik“, sagt Elise Neel, Vice President von Verizon New Business Incubation – wie der Name schon sagt jener Unternehmensteil, der sich bei dem Telekom-Riesen um Neugeschäft kümmert. „Wenn wir die Fähigkeiten von incubed IT mit der Zuverlässigkeit, Reaktionsschnelligkeit und den umfangreichen Möglichkeiten der 5G-Plattform von Verizon kombinieren, werden wir eine schnellere, kostengünstigere und effektivere Einführung der Roboterautomatisierung für Unternehmen überall ermöglichen.“

Das Büro von incubed IT. © Steinbauer
Das Büro von incubed IT. © Steinbauer

i5invest berät bei der Übernahme

Aber zurück zum incubed-Deal. Eingefädelt wurde dieser mit Hilfe des Wiener M&A-Berater i5invest, der bei solchen Angelegenheiten in Österreich oft die Finger im Spiel hat. „Wir haben schon mit i5invest im Business Development zusammengearbeitet. Konkret ist der Schritt von Verizon ausgegangen“, sagt Reip. „incubed IT gehört zu den beeindruckendsten Robotik-Scale-ups in Europa. Die einzigartige Positionierung als führender Software-Anbieter für autonome mobile Roboter macht das deutlich. Mit unserer Spezialisierung auf grenzüberschreitende Transaktionen haben wir den globalen Roll-out von incubed IT unterstützt und die Gründer im M&A-Prozess beraten“, so Herwig Spinger, CEO von i5invest.

Wo könnte die Software nun künftig überall zum Einsatz kommen? Mit Verizon an der Seite gibt es zahlreiche Möglichkeiten, und die immer höhere Automatisierung in Fabriken und Lagern kommt dem Geschäftsmodell entgegen. Wie wäre es etwa mit einer Gigafactory von Tesla? Reip: „Das wäre ein wunderbares Beispiel.“

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