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INiTS-CEO Irene Fialka: „Die wirklich spannenden Startups sind nicht immer sichtbar“

Irene Fialka, Geschäftsführerin des universitären Gründerservice INiTS. @ INiTS
Irene Fialka, Geschäftsführerin des universitären Gründerservice INiTS. © INiTS
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INiTS gilt nicht nur als österreichische Startup-Kaderschmiede im wissenschaftlichen Bereich, sondern zählt mittlerweile zu den besten universitären Inkubatoren der Welt – auf der in der Vorwoche vom schwedischen Benchmarking Institut UBI Global veröffentlichen Liste der besten universitären Inkubatoren rangiert INiTS unter 1370 Programmen auf dem sensationellen sechsten Rang. Im Trending Topics-Interview spricht INiTS-Geschäftsführerin Irene Fialka über die Hidden Champions der heimische Startup-Szene und warum die wirklichen spannenden Entwicklungen im Life Science-Bereich stattfinden.

„Eigentlich sieht die Öffentlichkeit nur jene Startups, die extrem gut mit den Sozialen Medien umgehen können“, sagt Irene Fialka, Geschäftsführerin der INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH. „Das sind in der Regel IT-Startups, hinter denen Digital Natives stecken, die mit dem Handy groß geworden sind und die PR-technisch wahnsinnig viel draufhaben. Für mich als Molekularbiologin sind aber z.B. die Life Science-Startups spannend, hinter denen eher ,Digital Naives` wie ich selbst stecken, die die Sozialen Medien nicht so gut beherrschen, ja sogar aus regulatorischen Gründen generell in Ihrer Kommunikation eingeschränkt sind.“ Diese könnten zwar bei der Präsentation vor einem Investor sagen, „wir retten Millionen Leben“, „aber wenn sie das öffentlich tun, kann die Behörde sie mit einem, ,weist uns die geretteten Menschenleben erst mal nach´ belangen“, so Fialka. Daher würde man in der Öffentlichkeit viel weniger über solche Startups hören, zumal diese Unternehmen die mediale Aufmerksamkeit scheuen. Das „you fake it, till you make it“ funktioniere da gar nicht.

Spannende Startups haben komplexe Produkte

„Die wirklich spannenden Startups sind oft nicht sichtbar“, so Fialka, „auch deshalb, weil die breite Öffentlichkeit deren Nutzen oft nicht versteht.“ Bevor Frequentis oder TTTech groß wurden, habe es wenige gegeben, die wussten, was deren USP ist und woran diese beiden Unternehmen forschten. Der Life Science-Bereich sei u.a. auch deshalb in diesem gesamten Startup-Hype „unsexy“, weil man viele Jahre entwickeln muss. Es gäbe auch wenige Crowdfunding-Fälle, weil sich ein Markterfolg erst viele Jahre später einstellt. Zur gegenwärtigen Startup-Euphorie meint Fialka kritisch: „Die, die sich richtig auf ihr Business konzentrieren, sieht man nicht auf jedem Event. Nur weil man ein Startup nicht kennt oder es weniger Likes in den sozialen Medien gibt, bedeutet das nicht, dass es nicht gut ist.“

Hidden Champions fokussieren auf den B2B-Bereich

Im Life Science-Bereich gäbe es viele Hidden Champions, deren komplexe Produkte medial schwer zu verkaufen sind. „Im B2C-Bereich macht ,Hidden´ per se keinen Sinn. Da will man möglichst viele Konsumenten erreichen“, so Fialka. „Ein B2B-Produkt interessiert die breite Masse nicht.“ Dabei habe es im B2B-Bereich sogar größere Exits gegeben als jene von Runtastic oder Shpock.

Die großen Unbekannten unter den Startups

Einer der größten heimischen Exits war Dutalys, das Antikörper-basierte Medikamente für die Behandlung von schweren und lebensbedrohlichen Krankheiten entwickelt. Für den INiTS Alumnus legte der Schweizer Pharmakonzern Roche 2014 eine halbe Milliarde Dollar auf den Tisch, mehr als für mysugr (ebenfalls ein INiTS Startup) im Vorjahr. In die Kategorie der wirklich großen Deals fällt auch noch Ubimet. 2004 gegründet, hat sich Red Bull 2012 am innovativen Wetterdienst beteiligt. 2017 übernahm Kapsch 75 Prozent des Mobilitätsdienstleisters Fluidtime. Das Biotech-Unternehmen Marinomed, das unter anderem Nasensprays und Pastillen gegen virale Infekte entwickelt, bereitet gerade seinen Börsegang vor. „Und das sind jetzt nur die Startups, die INiTS betreut hat. Da gibt es noch mehr, z.B. unter den Startups der anderen AplusB Zentren, die auch mir weniger geläufig sind“, meint Fialka.

Perlen findet man durch penible Recherche

„Die Perlen unter den Startups gibt es ganz selten bei den großen Startup-Events oder bei TV-Shows zu sehen“, ist Fialka überzeugt, „die findet man unter anderem bei LISAVienna“, der gemeinsamen Life Science Plattform von AWS und Wirtschaftsagentur Wien. „LISAVienna unterstützt innovative Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen in Wien. Die Plattform vernetzt diese Unternehmen mit Entwicklungspartnern und Leitkunden. „Wien gehört, und das ist den wenigsten bewusst, zu den wichtigsten Life Science-Clustern Europas“, sagt Fialka. Das habe die Studie „Europe’s leading life sciences clusters“  ergeben. Wir stehen von 17 Nationen an erster Stelle. Von den etwa 40.000 Forschern in Österreich beschäftigt sich etwa ein Fünftel mit dem Bereich „Life Science“ und ein Viertel der etwa 150.000 Studenten sind der Kategorie „Life Science“ zuzuordnen. „Das nutzen wir auch mit dem HealthHubVienna, den wir u.a. gemeinsam mit UNIQA, Pfizer, KPMG, Pioneers und einschlägigen Unis und FHs aufgesetzt haben, um nach den Perlen unter den Europäischen Health Startups zu suchen.“

Apropos Startup Perlen: Die nächste Bewerbungsfrist für die Aufnahme in den Wiener Top Inkubator endet mit 11. Juni.

Dieses Interview entstand im Rahmen einer Kooperation mit INiTS.

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