inoqo: Millionen-Investment für die App, die uns nachhaltiger shoppen lässt
Messen, wie viel CO2 bzw. Schaden für die Biodiversität man durch den eigenen Konsum verursacht, und dann das Einkaufsverhalten zum Positiven ändern: Das ist, kurz gesagt, Sinn und Zweck der App des jungen Wiener Startups inoqo, das mit seiner App Nutzer zu einem nachhaltigeren Lebensstil bringen möchte – wir berichteten. Das Team von Markus Linder macht jetzt den nächsten großen Schritt und holt knapp zwei Millionen Euro Finanzierung an Bord.
Runtastic-Gründer mit dabei
In der Finanzierungsrunde kommen die Runtastic-Mitgründer Alfred Luger und Christian Kaar, Biogena-Gründer Albert Schmidbauer, sowie Ex-Raiffeisen International CFO Martin Grüll an Bord, außerdem gibt es Förderungen von aws, FFG und der Wirtschaftsagentur Wien. „Unser Lebensmittel-Konsum verursacht bis zu 30 Prozent unseres CO2-Fußabdrucks, 70 Prozent des Artensterbens und 80 Prozent der globalen Entwaldung. Mit unseren Kaufentscheidungen stimmen wir jeden Tag darüber ab“, so Gründer und CEO Markus Linder, der etwa auch Nachhaltigkeitsexpertin Elisa Gramlich vom WWF, Hélène Saurais (Ex-Adidas und Gucci) und den ehemaligen mySugr-CTO Bernhard Schandl an Bord holte.
Das frische Kapital soll nun dazu dienen, das aktuell 25-köpfige Team und natürlich die App selbst auszubauen. Diese ist derzeit nur in einer Closed-Beta-Version für ausgewählte Nutzer verfügbar und soll im Herbst offiziell in Österreich launchen. Mit der App kann man Einkaufsbelege bei Billa oder Spar scannen und bekommt dann etwa angezeigt, dass man durch den Umstieg auf Bio-Schweinefleisch die Abholzung des Regenwaldes mindern könnte. Die App soll auch vor Produkten warnen, die gegen die eigenen Werte verstoßen.
Komplizierte Datenlage
Für Linder, der 2006 den digitaler Sales-Assistent Zoovu (zuvor Smart Assistent) gründete, ist es das zweite Startup. Während er mit Familie eine Auszeit nahme, um im Wohnmobil durch Europa zu touren, hätte er „mit eigenen Augen die Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise mitbekommen.“ Das war der Anlass, um inoqo ins Leben zu rufen. Die App soll vor allem in Gruppen funktionieren. In Challenges mit anderen (z.B. Teams in Firmen) soll man gemeinam messen können, wie viel CO2 man durch reduzierten Fleischkonsum einsparen konnte.
Dabei ist eine der größten Herausforderungen, auch die entsprechenden Daten über hunderttausende Produkte in der Datenbank zu haben. „Die CO2-Einschätzungen basieren derzeit auf der Kategorie. Wir gehen aber dazu über, produktspezifische CO2-Werte zu berechnen“, so Linder. „Immer mehr Retailer wollen uns proaktiv Daten bereitstellen. Wir wollen bis hinunter zum Marktstand eine Aussage treffen können, wie der Impact ist.“ Allerdings muss man auch wissen: „Ganz genau im wissenschaftlichen Sinn ist man nie, aber es geht darum, dass wir die Kaufentscheidungen treiben können.“
Und: Zu Beginn werden Nutzer die Kassenzettel selbst händisch scannen müssen. Doch über Zeit soll die App das Kaufverhalten auch passiv tracken können – wie das genau funktionieren wird, ist aber unklar. Denkbar ist etwa auch, dass die App den Energieverbrauch über Smart-Home-Anwendungen erfasst und so ans Stromsparen erinnert – das ist aber noch Zukunftsmusik.
Geschäftsmodell: Freemium
Die inoqo-App soll natürlich auch monetarisiert werden, und zwar über zwei Wege. Einerseits soll nachhaltige Marken Performance-basierte Werbung (z.B. Sponsored Content, digitale Rabattmarken) in der App schalten können. „Diese Brands zahlen uns erfolgsabhängig, wenn die Produkte wirklich gekauft werden“, so Linder. Andererseits wird es für Unternehmen, Städte, oder ganze Bundesländer die Möglichkeit geben, Impact Partner zu werden. Sie bekommen gegen Gebühr für ihre Mitarbeiter eine Premium-Version mit Zusatzfunktionen, die etwa auch einen digitalen Coach für gesündere Ernährung enthält.
Ein erster Partner ist „Die Unternehmen müssen die Mitarbeiter mitnehmen, weil der Wandel nur so funktioniert“, so Linder und fügt an. „Diese bezahlten Accounts werden auch Werbung enthalten.“ Um die Werbung personalisieren können, werden wie üblich am digitalen Werbemarkt, Nutzerprofile angelegt. Veganer sollen schließlich keine Werbung für Rebel-Meat-Burger bekommen.
Mehr Unicorn als Zebra
Auch wenn inoqo den wachsenden Markt für Nachhaltigkeit erobern möchte, als Zebra sieht Linder seine Firma nicht. „Wir wollen schon ein Unicorn werden. Wir müssen stark wachsen, wenn wir wirklich Impact haben wollen. Unser Impact ist ein netter, wenn wir in Österreich einige zehntausend oder hunderttausend Nutzer gewinnen, aber wir wollen inoqo über die Grenzen hinaustragen, um wirklich Impact haben zu können“, so der CEO. Ausbaustufen gibt es viele. „Wir wollen nach dem erfolgreichen Start im Lebensmittelbereich auch in andere Bereiche wie Mobilität, Fashion oder Energie expandieren.“
Die junge Firma selbst ist intern natürlich auch auf Nachhaltigkeit getrimmt. „Wir messen unsere eigenen Emissionen und offsetten das, was wir nicht einsparen können. Wir wollen klimaneutral vom Start weg sein“, sagt Linder. „Wir haben natürlich drauf geschaut, dass die Server, auf der die App laufen, mit erneuerbaren Strom betrieben werden.“
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