Insekten: Wie auch der Balkon eine Oase der Artenvielfalt werden kann
Es ist Mai und damit erlebt der Frühling seinen Höhepunkt. Mit den ersten Frühblühern zu Anfang des Jahres beginnt auch die Insektensaison. Mit rund einer Million bekannter Arten machen Insekten weltweit die größte Tiergruppe der Welt aus und geben der Bezeichnung „das große Krabbeln“ alle Ehre. Allein in Österreich wird ein Vorkommen von über 40.000 Arten geschätzt, so das österreichische Umweltbundesamt.
„Viel Potenzial für Biodiversität-Förderung“
„Gerade dort, wo unsere Landschaft immer ausgeräumter wird und intensiver bewirtschaftet ist, kommt dem Siedlungsraum großer Stellenwert zu. Hier gibt’s viel Potential für die Förderung von Biodiversität – und keinen Ertragsdruck! Weil die Lebensräume knapp werden, ziehen immer mehr Tiere in den urbanen Raum. Zwar sind die Bedingungen in der Stadt nicht optimal, doch kann Natur am Balkon helfen, denn: ‚Jeder Quadratmeter zählt'“, bestätigt der Naturschutzbund Österreich auf Nachfrage von Tech & Nature. Immer mehr Insekten seien, wie auch andere Tiere, auf Siedlungen angewiesen.
Zudem gibt es in der Millionenmetropole deutlich mehr Insekten, als man vielleicht zunächst vermutet hätte: „In Wien kommen z.B. 61 Prozent aller Heuschreckenarten Österreichs und rund 100 Tagfalterarten vor. Wien gilt als Wildbienen-Hotspot in Zentraleuropa“, so der Naturschutzbund Österreich.
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„Typische Balkon-Zierpflanzen für Insekten wertlos“
Somit ist der Bedarf nach entsprechenden Nahrungsquellen gegeben. Der Naturschutzbund Österreich empfiehlt bei der Wahl der Pflanzen viele heimische Arten und eine große Vielfalt an Blütenformen und -farben. Zudem sollten die Arten so gewählt sein, dass von März bis Oktober immer etwas blüht. Aber: Nur weil Blumen in leuchtenden Farben erstrahlen, helfen sie nicht immer der heimischen Insektenpopulation: „Die typischen Balkon-Zierpflanzen mit gefüllten Blüten (Petunien, Geranien, Dahlien, …) sind für die Insekten wertlos. Sie wurden so gezüchtet, dass die Staubblätter auch Blütenblätter sind, sie bieten also nur Farbe. In diesen „gefüllten Blüten“ finden Bienen dann keine Pollen und Nektar mehr“, warnt der Naturschutzbund Österreich.
Der Verein empfiehlt hingegen das Pflanzen von heimischen Wildpflanzen, wie Kartäusernelke, Frühlingsthymian oder auch die Knäuelglockenblume. Auch Katzenminze, rosa Gipskraut oder die Knäuelglockenblume stärken die heimische Insektenwelt. „Für Schmetterlinge sollten auch Raupen-Futterpflanzen in der Nähe sein“, so der Naturschutzbund Österreich. Und: Eine Schale mit Wasser hilft Insekten ebenfalls, insbesondere an heißen Tagen. Dabei zu beachten: „Steine oder Murmeln helfen den Sechsbeinern beim Herausklettern, wenn sie ins Wasser fallen“, gibt der Verein an.
Wie sieht’s aus mit Insektenhotels?
Wer einmal im Baumarkt in der Pflanzenabteilung unterwegs war, wird höchstwahrscheinlich auch auf die sogenannten „Insektenhotels“ gestoßen sein. Der Naturschutzbund zeigt sich diesen gegenüber eher kritisch: „Nur 19 Prozent der meist solitär lebenden Wildbienen gehören zu den sogenannten Hohlraumbrütern. Viele ‚Insektenhotels‘ verfehlen aufgrund ihrer Ausstattung ihre ursprüngliche Bestimmung, nämlich artgerechten Unterschlupf für die Entwicklung des Nachwuchses zu gewähren.“ Daher sollte die Unterkunft in „erster Linie den natürlichen Bedürfnissen der potentiellen Bewohner und nicht den ästhetischen Ansprüchen der Menschen gerecht werden“, so der Naturschutzbund Österreich. Grundsätzlich empfiehlt der Verein die Verwendung von altem Hartholz als Baumaterial und eine Süd-Ost bis Süd-West-Anbringung in mindestens einem Meter Höhe an einem sonnenbeschienen sowie regen- und windgeschützten Ort. Damit die Gäste es nicht weit zum Buffet haben, sollte die Nähe zu den wichtigsten Nahrungspflanzen und eine freie Flugbahn gegeben sein.
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Torf in der Erde
Somit gibt es auch für Stadtbewohner:innen einige Möglichkeiten, die heimische Artenvielfalt zu unterstützen. Mit der richtigen Auswahl an besonderes insektenfreundlichen Pflanzen, wird es vielleicht auch etwas mit dem eigenen Gemüse und Obst auf dem Balkon. Ein Punkt noch am Rande: Auch die Auswahl der Pflanzenerde ist relevant für den Umweltschutz. Verwendet werden sollte „torffreie Erde“. Bisher ist in den meisten Blumenerden Torf enthalten. Dieses wird aus Mooren abgebaut. Das zerstört zum einen den Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere, zum anderen schadet es dem Klima, da durch die Entwässerung der Feuchtgebiete bisher gebundenes CO2 entweicht. Auch dagegen kann auf dem eigenen Balkon durch den bewussten Kauf vorgegangen werden. Aber Vorsicht: Wo „torfreduziert oder torfarm“ drauf steht, ist immer noch Torf drin.