Insektianer: Welser Startup will groß in die Insektenzucht einsteigen
Startups wie Livin Farms und Zirp haben es vorgezeigt, und immer mehr andere Jungfirmen folgen nach. Nun geht mit Insektianer ein Startup aus Oberösterreich an den Start, das sich ebenfalls Insekten und deren Weiterverwertung verschrieben hat. Die Firma will nicht konsumierte Lebensmittel mittels Insektenlarven zu Tierfuttermittel, hochwertigen Fetten, Ölen und Naturkosmetika verarbeiten und somit einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten.
Die Kombination von überschüssigen Nahrungsmitteln und Insekten ist nicht vollends neu. So hat etwa Livin Farms für seine Mehlwurmzucht in Wien Brot- und Backabfälle einer großen Lebensmittelkette angezapft – die dienen als Nahrung für die Mehlwürmer. Bei Insektianer schlägt man in eine ähnliche Kerbe. „Im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft werden Lebensmittel, die nicht den hohen Anforderungen des Handels entsprechen, von uns abgefangen und weiterverarbeitet“, so Philip Pauer, Geschäftsführer von Insektianer. Eingesetzt werden hierfür Insektenlarven, konkret jene der „Black Soldier Fly“. Diese verarbeiten Obst, Gemüse, Brot und Mehle zu hochwertigen Proteinen und Fetten weiter. Generell sollen die Insekten-Rohstoffe Soja, Palmfett oder Fischmehl ersetzen können.
„Was mit Insect-Farming begann, wird sich daher in Zukunft weit darüber hinaus entwickeln. Die Zielsetzung ist gemeinsam mit unseren Industriepartnern ein ganzheitliches Konzept zur Ver- und Aufwertung von Reststoffen zu entwickeln, um Rohstoffe regional, nachhaltig und hochwertig zu erzeugen. Denn nur so werden die immer deutlicher spürbaren Problemstellungen durch Abhängigkeiten in Lieferketten oder Ressourcenverschwendung langfristig gelöst“, heißt es seitens des Unternehmens.
Livin Farms: 2,5 Millionen Euro für Insektenzucht im „großen Maßstab“
Erster Standort in Wels in Arbeit
Zuerst kommen die Insektenlarven in der Fischzucht zum Einsatz, dort klarerweise als Futter für die Fische. Die Fette und Öle aus der Insektenproduktion, sollen aber auch in der Naturkosmetik oder zur Herstellung von Biodiesel eingesetzt werden können – wobei das im großen Maßstab noch zu beweisen gilt. In den nächsten Monaten soll dazu im oberösterreichischen Wels eine Insektenfarm auf 14.000 Quadratmetern entstehen, die eine Verarbeitung von bis zu 100 Tonnen pro Tag ermöglichen soll. Weitere Standorte sind in der Steiermark, Niederösterreich sowie in Serbien, Albanien und Ungarn geplant.
Neben Pauer sind an Insektianer der Business Angel Johannes Siller und die JGS Privatstiftung. Das Vorhaben erfordert ordentlich Kapital. In einer Crowdfunding-Kampagne wird aktuell Geld eingesammelt, um die Unternehmung voranzutreiben. Das Geschäftsmodell hat mehrere Säulen – von der Entsorgungswirtschaft bis hin zur Erzeugung und dem Vertrieb von Fertigprodukten.