Insolventes Startup Strohboid von steirischer Baufirma aufgekauft

Das Grazer Startup Strohboid, bekannt für seine ökologischen Glamping-Zelte, Pavillons und Mountain Chalets, musste im September 2024 am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragen (Trending Topics berichtete). Das 2018 von Maximilian Schade und Fritz Walter gegründete Unternehmen, das sich auf nachhaltige Unterkünfte für die Tourismus- und Gastrobranche spezialisiert hatte, konnte anhaltende Liquiditätsprobleme nicht mehr bewältigen.
Nun gibt es eine Lösung für die wirtschaftlichen Probleme: Das traditionelle Bauunternehmen Lieb Bau Weiz übernimmt die Technologie, Patente und das Gründerteam von Strohboid. Für die Weiterführung des Geschäfts wurde die Tochtergesellschaft LTS Strohboid gegründet. Die Geschäftsführung übernehmen Martin Timischl, Geschäftsführer von Lieb Bau Weiz, und Philipp Gasser.
Bemerkenswert ist, dass die beiden Strohboid-Gründer Schade und Walter weiterhin an Bord bleiben und maßgeblich an der technischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung beteiligt sein werden. „Damit bleibt unser patentiertes Bausystem in steirischer Hand und wächst mit einem starken Partner weiter“, erklären die beiden Architekten.
Produktion an mehreren Standorten
Die Fertigung der nachhaltigen Unterkünfte erfolgt weiterhin am bisherigen Produktionsstandort im niederösterreichischen Theresienfeld. Zusätzlich werden künftig auch an den Lieb-Standorten in Arndorf und Hartberg Komponenten produziert. Der neue Eigentümer plant, die internationalen Aktivitäten weiter auszubauen, wobei besonders die wachsende Nachfrage in Nordamerika bedient werden soll.
Für bestehende und neue Kunden soll die Übernahme vor allem Kontinuität bedeuten. Laut Unternehmensangaben sind bereits Aufträge für das Frühjahr 2025 gesichert, die an Hotels, Gastronomiebetriebe und touristische Einrichtungen ausgeliefert werden sollen.
Die Übernahme durch Lieb Bau Weiz sichert somit das Fortbestehen der Strohboid-Technologie und ermöglicht die Weiterentwicklung der nachhaltigen Baukonzepte unter stabileren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Wirtschaftliche Schieflage trotz US-Expansion
Laut Aussendung des AKV beliefen sich die Passiva der insolventen Strohboid im September auf 4,6 Millionen Euro. Die Insolvenzursachen lagen nach Unternehmensangaben in der wirtschaftlichen Abkühlung seit 2023, die zu einem erheblichen Umsatzeinbruch im Jahr 2024 führte. Obwohl Strohboid versuchte, durch eine Expansion nach Nordamerika gegenzusteuern, führte die zeitliche Lücke zwischen dem europäischen Markteinbruch und dem Anlaufen des US-Geschäfts zu empfindlichen Liquiditätsengpässen. Besonders schwerwiegend wirkte sich die Verzögerung eines erwarteten US-Großauftrags mit siebenstelligem Volumen aus, der erst Ende 2024 realisiert werden sollte.