Insolvenzen stehen im ersten Quartal 2022 auf Vorkrisenniveau
Mit der Corona-Pandemie ging in Österreich ein wirtschaftlicher Ausnahmezustand einher. In der Zeit der finanziellen Hilfen durch den Staat sind auch die Insolvenzen bei Firmen und Privatpersonen deutlich gesunken. Doch schon im vierten Quartal 2021 zeigte sich eine allmähliche Rückkehr zum „Normalzustand“, wie eine Erhebung des KSV1870 zeigte. Im ersten Quartal 2022 sind die Insolvenzen laut dem KSV1870 wieder zurück zum Vorkrisenniveau gekehrt.
„Turnaround Ende des Jahres 2021 hat sich fortgesetzt“
Im ersten Quartal 2022 waren in Österreich 1.011 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – das entspricht laut der Analyse einem Anstieg von 110,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Parallel dazu haben sich auch die vorläufigen Passiva erhöht – und zwar um 56 Prozent auf 223 Millionen Euro. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH mit vorläufigen Passiva von 69,6 Millionen Euro. Weiters hat sich die Zahl der betroffenen Dienstnehmer:innen auf rund 3.000 Personen verdoppelt. Die Zahl der betroffenen Gläubiger hat sich um mehr als 50 Prozent auf 5.600 erhöht.
„Der gegen Ende des Jahres 2021 eingesetzte Turnaround im Bereich der Unternehmensinsolvenzen hat sich zu Jahresbeginn kontinuierlich fortgesetzt. Die aktuellen Zahlen befinden sich in etwa auf Vorkrisenniveau, womit zwei Jahre nach Beginn der Corona-Krise eine gewisse Stabilität im heimischen Insolvenzgeschehen erreicht wurde“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die Entwicklungen der vergangenen Monate würden bestätigen, dass die über fast eineinhalb Jahre sehr niedrigen Unternehmensinsolvenzen vor allem auch den staatlichen Eingriffen geschuldet waren. Diese sind größtenteils mit Ende September 2021 ausgelaufen.
Corona-Wirtschaftskrise: Das sind die größten Insolvenzen [KW 11]
Insolvenzen für Gesamtjahr schwer vorhersehbar
In absoluten Zahlen gab es im ersten Quartal 2022 die meisten Insolvenzen im Bereich „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit 176 Fällen, gefolgt von der Bauwirtschaft (164 Fälle) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (115 Fälle). Knapp dahinter befindet sich die „Beherbergung und Gastronomie“ mit 114 Firmenpleiten. „Die kommenden Monate werden zeigen, wie stabil das wirtschaftliche Fundament zahlreicher Unternehmen tatsächlich ist. Ist dieses nicht gegeben und besteht keine reelle Chance auf einen positiven Fortbestand, erachten wir es als zielführend, frühzeitig eine Sanierung anzustreben, um zu retten, was noch zu retten ist“, so Götze.
Die Privatkonkurse sind im ersten Quartal 2022 um ein Fünftel gestiegen. Es gab 2.135 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren – das entspricht einem Plus von 19,7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Im Vergleich zum Jahr 2019 sei diese Zahl jedoch immer noch um 14,3 Prozent niedriger. Bei der Prognose für das Gesamtjahr 2022 gibt sich der KSV1870 vorsichtig, da es vor allem aufgrund des Ukraine-Krieges viele Unsicherheiten gibt. Wie im privaten Bereich haben auch die österreichischen Unternehmen unter anderem mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen. Würde Österreich für das ganze Jahr auf dem Vorkrisenniveau bleiben, wären das rund 5.000 Firmeninsolvenzen und 9.500 Schuldenregulierungsverfahren.