Instahelp: „Wut kann ein Driver sein, um Veränderung in Gang zu setzen“
Psychologische Beratung auf Knopfdruck: Unser Podcast-Host Martin Giesswein spricht in dieser Episode mit Bernadette Frech über psychologische Onlineberatung über die Plattform instahelp.me. Das Grazer Startup gehört zum Portfolio des Company-Builders „Up to Eleven“, der von den sms.at-Machern Martin und Jürgen Pansy gegründet wurde.
Startups, Innovatoren, Neudenker: Im Trending-Topics-Podcast sprechen wir mit herausragenden Persönlichkeiten über ihre Unternehmen und Challenges. Eine Couch, ein Mic, ein Thema – wir blicken mit Experten hinter Kulissen. Von und mit den beiden Hosts Martin Giesswein und Max Lammer. Abonniere uns auf Spotify oder YouTube!
Martin Giesswein: Wie helft ihr bei Instahelp Menschen?
Bernadette Frech: Wenn es jemandem nicht gut geht, man vielleicht Stress hat oder Probleme in der Beziehung, kann man online auf instahelp.me gehen. Dort kann man sein Anliegen schildern. Man beschreibt kurz, wie es einem geht und wird dann gematcht mit einem Psychologen, mit dem man direkt in eine psychologische Online-Beratung startet. Wir sind zu jeder Zeit für jeden da, wenn es einem mal nicht so gut geht. Wir haben ein sehr gutes Netzwerk an Psychologen, das wir jederzeit mit Personen verbinden können.
Erzähl‘ ein bisschen von dir! Wie lange bist du schon bei Instahelp und welche Rolle hast du?
Ich bin seit 2018 Geschäftsführerin, habe aber auch privat einiges aufzubauen. Ich bin Mutter von zwei kleinen Buben.
Verwendest du dein Produkt selbst?
Ja, selbstverständlich. Ich will Instahelp gar nicht mehr missen und verwende es wie ein persönliches Coaching. Es gibt beruflich vieles, das mit auf Trab hält. Wir betreten mit Instahelp täglich neue Wege. Es ist für mich sehr wichtig, sich da immer wieder auszutauschen und auch ein bisschen an sich selbst zu arbeiten. Auf der anderen Seite ist es zuhause sehr aufregend. Ich bin alleinerziehend mit zwei kleinen Buben.
Da hilft dir online ein Psychologe?
Mir auf jeden Fall. Mein Arbeitstag ist sehr dicht und ich bin froh, dass ich online mit einem Psychologen reden kann. Montags um neun Uhr abends ist mein fixer Zeitpunkt. Da genieße ich den Vorteil der Online-Beratung sehr, weil der Zugang easy und sehr flexibel ist.
Ist das das typische Profil eurer Nutzer? Würden die meisten sonst gar nicht zu einem Psychologen gehen oder verwenden manche Instahelp auch komplementär?
Ich glaube schon, dass es viele komplementär nutzen. Ich glaube aber auch, dass wir eine ganz neue Zielgruppe ansprechen, nämlich eine sehr online-affine, die genau diesen flexiblen Zugang zu einer Beratung zu jeder Zeit an jedem Ort sucht.
Ist das für jede Art von psychologischer Beratung möglich? Ich denke an Stress im Beruf, Stress in der Familie. Gibt es Grenzen?
Die Grenzen liegen einerseits im rechtlichen Bereich, aber auch im persönlichen Bereich. Rechtlich gibt es eine Abgrenzung zur Online-Therapie. In Österreich ist es nicht erlaubt, Therapie online zur Verfügung zu stellen. Obwohl es längst Studien aus den USA und Europa gibt, die die Wirksamkeit belegen. Da hinken wir noch nach. Dann gibt es auch persönliche Grenzen. Auch bei der Online-Affinität der Psychologen. Psychologen brauchen eine Zusatzausbildung.
Wenn es gesetzlich noch nicht möglich ist, eine Therapie anzubieten, ist es also ein Gespräch.
Ja, genau. Wir sind in präventiven Beratungen angesiedelt.
Gibt es dann auch eine Weiterleitung an Offline-Spezialisten?
Ja, da sind wir sehr gut eingetaktet. Es ist oft auch eine Begleitung hin zur Therapie.
Erzähl uns von eurem Onboarding – wie kommt man bei Instahelp zu seinem Psychologen?
Wenn man auf unsere Plattform kommt, erhält man innerhalb von zwei Minuten eine Reaktion. Wir versuchen rauszufinden, wer der Besucher ist und was er braucht und welcher Psychologe gut zu diesem Anliegen passt. Dann machen wir Vorschläge und wenn einer davon passt ist man mit einem Klick in der Beratung.
Das ist ja auch für den Psychologen ein spannender Prozess. Was sind eure Psychologen für Typen?
Unsere Psychologen sind top ausgebildet. Wir sind sehr selektiv bei den Psychologen, weil wir den Kunden die heikle Frage abnehmen wollen, wo und wie man einen guten Psychologen findet. Alle unsere Psychologen sind klinische oder Gesundheitspsychologen. Sie haben eine postgraduale Ausbildung, haben mindestens vier Jahre Berufserfahrung und eine Zusatzqualifikation im Bereich der Online-Beratung.
Ich kann mir vorstellen, dass das auch für die betriebliche Gesundheitsvorsorge spannend ist. Kommen Firmen auf euch zu?
Wir freuen uns, dass immer mehr Unternehmen die Wichtigkeit der mentalen Gesundheit sehen. Ich glaube, dass sehr viele Firmen schon Angebote für die physische Gesundheit haben und finde das super, dass man sich jetzt auch stark macht für die psychische Gesundheit im Unternehmen. Viele körperliche Symptome wie Rückenschmerzen sind ja auch psychosomatisch bedingt.
Wir haben bereits über 20.000 Mitarbeiter von verschiedenen Firmen, die Instahelp nutzen. Zu den Referenzunternehmen zählen zum Beispiel Trivago, Lidl oder Renault. Mich freut sehr, dass wir immer mehr Inbound-Anfragen von Unternehmen bekommen, die das selbst erkennen und sehen, dass wir sehr gut zu ihnen passen.
Es ist heute sehr modern, dass Unternehmen Yoga-Kurse anbieten, aber was ihr macht, ist eigentlich die nächste Stufe der Betreuung und Zusammenarbeit im Corporate-Umfeld.
Ich sehe das auch so und finde es schön, wenn man den Menschen als Ganzes wahrnimmt. Mit all seinen Emotionen, die auch im Arbeitsumfeld stattfinden. Wir sind umgeben von Emotionen. Wir lernen, sie zu unterdrücken, aber wir müssen lernen, mit ihnen zu leben, mit ihnen umzugehen und sie zu nützen. Wut kann ein voller Driver sein, um Veränderung in Gang zu setzen. Einen Menschen mit all seinen Gefühlen in einem Unternehmen willkommen zu heißen, finde ich sehr modern und gut.
Du hast Emotions-Management in London studiert. Was bedeutet das? Du bist ja keine Psychologin, sondern beschäftigst dich mit Psychologie. Ist das Wirtschaft?
Ich habe in dem Bereich promoviert. Ich habe mir angeschaut, welche Emotionen im Kunden ausgelöst werden, damit der Kunde sehr proaktive Aktionen setzt, also fast schon altruistische Handlungen, die dem Unternehmen zugute kommen. Das ist für Startups sehr spannend. Warum etwa würde ein Kunde sein eigenes Geld in die Hand nehmen, um die Produktentwicklung mitzufinanzieren? Es gibt auch rationale Faktoren, aber es sind natürlich die Emotionen, die darüber entscheiden.
Du hast eine breite Ausbildung, bist am FH Johanneum tätig, und dann bist du in das Grazer Startup-Ökosystem Up to Eleven gekommen. Dort ist Instahelp entstanden. Bist du die Gründerin, oder CEO by Design?
Ich bin eine Gestalterin aus Leidenschaft. Nach deiner Definition bin ich eine CEO by Design. Instahelp wurde im Company Builder von Up to Eleven gegründet. Dort wurde einerseits Nuki, das kontaktlose Türschloss, und andererseits Instahelp. Beide Startups haben sich sehr rasant entwickelt, und da haben dann beide volle Power gebraucht. da bin ich ins Spiel gekommen. Ich habe dann die leitende Funktion bei Instahelp übernommen.
Company Building ist, um eine Idee herum mit den richtigen Menschen ein Startup zu bauen. Auch in meiner Historie war es oft so, dass die Gründer gesagt haben: Wir brauchen einen CEO, der das Ganze treibt. Das ist ein Phänomen, das die Startup-Welt braucht, es sind nicht immer die drei Jungs aus der Garage, die das Produkt selber in den Markt treiben. Wie läuft euer Geschäft?
Wir sind bereits in fünf Märkten tätig, und zwar im DACH-Raum und seit Anfang 2018 auch in England und in Frankreich.
Und es läuft so gut, dass ihr kein Investment braucht?
(lacht) Natürlich brauchen auch wir Investment. Wir sind gerade dabei, eine Finanzierungsrunde abzuschließen, und 2020 soll dann eine große Runde kommen.
Gibt es andere Unternehmen, die ebenfalls den Plattform-Gedanken für Online-Beratung verfolgen?
Ja, die gibt es natürlich. Im DACH-Raum sind wir die führende Plattform für psychologische Beratung. Aus Deutschland kommen schon Wettbewerber. Der Hauptwettbewerb kommt aus Großbritannien und UK, die sind bei dem Thema einige Jahre voraus. Vor allem in den USA ist die psychologische Beratung ein Lifestyle-Thema.
Wir haben uns schon öfter getroffen, und du hast immer einen Koffer mitgehabt. Wie schaut es mit deiner Arbeitsbelastung zur Zeit aus?
(lacht) Besser nicht fragen. Die Arbeitsbelastung ist hoch, beim Aufbau eines Unternehmens gilt es einfach, ganz viele Kontakte zu knüpfen, und dementsprechend habe ich eine hohe Reisetätigkeit. Heute geht es gleich weiter nach München, und ich bin immer gewappnet mit allen Unterlagen. Die Arbeitsbelastung ist hoch, aber das das ist auch gut so. Ich fühle mich sehr lebendig, wenn es viel zu tun gibt und mache das mit großer Freude. Alle meine Tätigkeiten, sowohl als Mama als auch als CEO sind sehr sinnvoll. Die machen viel Arbeit, aber bringen auch viel Freude.
Sinn als Energie für die Arbeit?
Ja, ich glaube das ist das Feine an Instahelp, dass es etwas Sinn stiftendes ist, und das motiviert mich sehr. Das ist ein großer Motivator meines Tuns.
Was sind deine drei Tipps für Menschen, um psychische Belastung und Stress im Alltag zu meistern?
Man sollte sich die einzelnen Komponenten anschauen. Also einmal das Körperliche. Man sollte sich natürlich bewegen, Sport ist immer super. Man sollte auf die Freizeitgestaltung achten. Im Beruf sollte man sich immer wieder Ziele setzen. Man sollte sich trauen, groß zu träumen, aber man sollte sich auch kleine Ziele setzen. Und es ist auch wichtig, diese Ziele zu feiern. Man kann sich ruhig einmal in der Woche selber auf die Schulter klopfen für das, was man gemacht hat. Das Dritte ist im sozialen Bereich. Man sollte die Kommunikation immer ernst nehmen und auch dahinter bleiben, wenn im beruflichen Umfeld mal etwas nicht passt. Man muss in Kommunikation mit den Personen bleiben, die einen umgeben. Und: egal wie stark man ist, sollte man immer wieder mal Hilfe annehmen. Da schließt sich der Kreis zu Instahelp. Wenn man mal nicht mit Freunden reden kann, kann man das sehr gut mit professioneller Unterstützung machen.