Impact Investing

„Investiert nicht ins nächste Bitcoin-Crypto-Blockchain-Massaker!“

Peter Windischhofer, Mitgründer von Refurbed. © refurbed GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger
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„Investiert nicht mehr in nicht nachhaltige Firmen. Investiert in nachhaltige Geschäftsmodelle und nicht ins nächste Bitcoin-Crypto-Blockchain-Massaker!“ – Peter Windischhofer hat gerade beim Business Angel Summit, der vom Austria Wirtschaftsservice veranstaltet wird, in Kitzbühel ordentlich aufgezeigt. Der Mitgründer und CEO von Refurbed richtete sich mit einem ganz klaren Appell an die mehr als 100 versammelten Investor:innen der Veranstaltung: keinen Cent mehr für alle, die nicht nachhaltig sind.

Refurbed ist seit der Gründung 2017 zu einem der wichtigsten Green-Startups Österreichs aufgestiegen – und auf einem guten Weg, eine immer populärere Alternative zu Amazon zu bauen. Nach dem ersten Fokus auf generalüberholte Elektronikprodukte wurde kürzlich auf nachhaltige Fashion ausgeweitet, bald sollen auch Produkte aus dem Sport- und Freizeitbereich dazukommen. 600 Milliarden Euro schwer wäre der Markt in Europa für nachhaltige Produkte bis 2030, hat Refurbed gemeinsam mit der Unternehmensberatung McKinsey ausgerechnet – ein No-Brainer für Investor:innen also, in entsprechende Startups zu investieren.

Tesla erfüllt wichtige ESG-Kriterien nicht. Musk nennt ESG „Betrug“.

„Impact wird the New Normal“

Finden können Investor:innen solche Startups mittlerweile zuhauf. „Es gibt eine neue Gründergeneration, die sehr Purpose-Driven ist“, sagt etwa Heinrich Gröller von Speedinvest, dem größten VC Österreichs und einer der wichtigsten Player in Europa. „30 Prozent des Deal Flow hat mittlerweile ClimateTech-Charakter, vor zwei Jahren waren es noch 15 % , und in einigen Jahren werden es 60 bis 70 % sein.“ Bedeutet: In wenigen Jahren bereits wird die Mehrheit der neuen Gründungen in irgendeiner Art und Weise mit Nachhaltigkeit zu tun haben – oder sie sich zumindest auf die Fahnen schreiben. „Impact wird das New Normal“, sagt etwa Silvia Sommer, eine Unternehmensberaterin, die als Business Angel tätig wurde.

Doch was ist nun wirklich Impact? Da laufen Geldgeber:innen immer öfter auch in Gefahr, in die Greenwashing-Falle zu tappen. Wie berichtet ist das Kürzel ESG, das für „Environmental“ „Social“ und „Governance“ steht und viele „nachhaltige“ und „grüne“ Investmentmöglichkeiten (z.B. Fonds und ETFs) kennzeichnete, in Verruf geraten. Zu oft wurden Firmen bzw. deren Shares in Investment-Vehikel beigemischt, die sich als überhaupt nicht nachhaltig erwiesen.

ESG in Verruf: Der „grüne“ Schmäh mit „nachhaltigen“ Investments

„ESG ist eine Katastrophe, man muss wirklich auf SDG gehen“

„ESG sagt nur, was man nicht macht. Cooler ist zu zeigen, in welchem SDG-Bereich man etwas bewirken kann“, sagt etwa Tina Dreimann, Gründerin und Geschäftsführerin von better ventures aus Deutschland, das sich auf Impact Investing spezialisiert hat. Und meint damit: ESG-Kriterien sagen nichts über Impact aus. Stattdessen sollten sich Investor:innen genau darüber erkundigen, welchen Beitrag ein Startup zu einem oder mehreren der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) leistet.

„Die Außenwirkung muss passen, es ist notwendig, sauber zu kommunizieren, und zwar im doppelten Sinn“, sagt Göller. Und weist darauf hin: „Greenwashing ist relativ schnell durchschaut.“ Der Image-Schaden für ein Unternehmen als auch seine Investor:innen kann groß sein.

„ESG ist eine Katastrophe, man muss wirklich auf SDG gehen“, sagt auch Gründer Windischhofer. Er verweist auf den S&P 500 ESG Index. Da wurde Tesla ausgeschlossen, während der Ölriese Exxon drinnen bleiben durfte, genauso wie die US-Riesen Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet. Immerhin hätte sich das Blatt auf Investor:innen-Seite in den letzten Jahren gewendet. Allerdings nicht immer aus eigenem Antrieb: „Seit zwei Jahren ist plötzlich jeder Investor ein Impact Investor, weil sie Druck von den LPs bekommen.“ Die LPs, das sind die Limited Partners – also die großen Geldgeber:innen im Hintergrund, die sehr viel Geld in Fonds der VCs stecken.

Somit ist in Summe also davon auszugehen, dass Impact Investing in den nächsten Jahren an Bedeutung zulegen wird. Auch in der Business-Angel-Szene selbst ist das ein Thema. Da sollte man sich selbst an der Nase nehmen, kritisiert Windischhofer. „Am Abend Rinder-Tomahawk-Steaks zu essen und am nächsten Tag über Impact Investing zu reden, das ist heuchlerisch.“ Auf die Anmerkung aus dem Publikum, das Klimaschutz schon zu einer Art Religion geworden sei, die über gutes und schlechtes Verhalten urteile, kontert Windischhofer dann smart: „Bei der Religion kommt man nach dem Tod in die Hölle, beim Klimawandel passiert das im Leben.“ Der Applaus gehört auch diesmal ihm.

Business Angel Summit 2022: Frischer Fokus auf Impact Investing

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