Investor Hannes Androsch steckt 3 Mio. Euro in das Grazer Spermidin-Startup Longevity Labs
Dass Fasten ein wahrer Jungbrunnen sein soll, wissen inzwischen viele. Nach einer gewissen Zeit, nichts zu essen, setzt die Autophagie ein, die Selbstverdauung der Zelle. Dabei bauen Zellen geschädigte Bestandteile ab. Das soll das Leben verlängern und die Gesundheit stärken.
Im Alltag ist es jedoch mühsam, Fastenzeiten einzuhalten. Man kann aber den Selbstreinigungsprozess der Zelle durch Spermidin anfeuern. Das ist das Ergebnis langjähriger Studien des Molekularbiologen Frank Madeo an der Karl-Franz-Universität Graz. Das Grazer Health-Startup Longevity Labs hat die Erkenntnisse in Form einer hochdosierten Spermidin-Kapsel namens „SpermedineLife“ heuer auf den Markt gebracht.
Spermidin hilft gegen Demenz
Spermidin ist eine körpereigene Substanz, die nicht nur in unseren Zellen, sondern auch in Weizenkeimen, Pilzen, Vollkornbrot, sowie Sperma vorhanden ist. Die Konzentration von Spermidin nimmt mit steigendem Alter ab. Eine Ausnahme sind Hundertjährige, deren Spermidin-Blutwerte im Vergleich zu 60 bis 80 Jährigen erhöht sind. Madeo konnte nachweisen, dass Spermidin einen Anti-Aging-Effekt auslöst und möglicherweise die gesunde Lebensspanne verlängert. Dabei soll unter anderem das Herzinfarkt- und Diabetesrisiko zurückgehen.
Laut einer Studie der Charité Universitätsmedizin Berlin sind sogar positive Auswirkungen bei Demenz-Erkrankten schon nach drei Monaten messbar. Aufgrund dieser Forschung ist Longevity Labs als Spin-off der Universität Graz entstanden. Das Unternehmen stellt hochkonzentriertes Spermidin aus Weizenkeimen her, welches bei laufenden Studien an Universitäten und Kliniken zum Einsatz kommt.
„Das Produkt soll helfen, dass wir gesund sterben“
Die Lebenserwartung sei dramatisch gestiegen, nicht aber die Gesundheitsspanne, erklärt der Industrielle Hannes Androsch. Der Unternehmer und ehemalige Politiker ist mit 3 Mio. Euro in das Startup eingestiegen. Mit rund 51 Prozent ist er nun Mehrheitseigentümer am Unternehmen. „Das Produkt soll helfen, dass wir gesund sterben“, sagt der 81-Jährige, der seit drei Monaten selbst Spermidin-Kapseln einnimmt. Ob es wirkt, wisse er erst zu seinem 90. Geburtstag.
Das Investment werde in den Produktionsausbau und in weitere Forschung gesteckt, sagt der Geschäftsführer von Longevity Labs, Herbert Pock. Durch die finanziellen Mittel von Hannes Androsch sei ein schnelles Wachstum ermöglicht worden. Gerald Sitte, ebenfalls Geschäftsführer des Health-Startups, wollte keine genauen Zahlen nennen, aber die Umsatzzahlen seien „sehr positiv“. Derzeit produziere man über 300.000 Kapseln im Monat. In Zukunft sind Projekte mit der Sigmund-Freud-Universität geplant, sowie mit den Kurhotels, von denen Androsch Eigentümer ist.
Weitere Produkte in der Entwicklung
Eine Monatspackung kostet 66 Euro. Zur Herstellung einer Kapsel werde ein Kilo Weizen benötigt, erklärt Sitte. Die tägliche Verzehrempfehlung liegt bei zwei Kapseln. Das Produkt wird in elf europäischen Ländern vertrieben. Bald soll auch in die USA exportiert werden. Eine Erlaubnis bei der FDA (Food and Drug Administration) sei schon beantragt. Derzeit werde an Kombinationsprodukten geforscht. Aber ob diese in die Produktpalette aufgenommen werden, hänge davon ab, „was im Labor rauskommt“, erklärt Universitätsprofessor Madeo. „Wir sind stark forschungsgetrieben.“