Investor:innen rechnen mit Downrounds für die meisten Startups und Scale-ups
Klarna ist nur der Vorbote. Nach Massenkündigungen und einer Unternehmensbewertung, die wohl von 46 Milliarden Dollar um 30 Prozent schrumpfen wird, werden wohl noch viele weitere Tech-Firmen, Scale-ups und Startups folgen, die mit schrumpfenden Unternehmensbewertungen zu kämpfen haben müssen. Damit sind die (kurzen) fetten Jahre der Corona-Krise, in der der Digitalisierungsschub in Europa mehr als 100 neue Unicorns brachte, vorerst vorbei.
Denn eine Umfrage von Anthemis Group unter 34 VCs, die in Europa investieren, zeigt, dass die Finanzierungslaune ordentlich gelitten hat. Erst gestern hat das schwedische Fintech Klarna bekannt gegeben, wegen einer zu erwartenden Rezession die Zahl der Mitarbeiter:innen anpassen zu müssen. Der Umfrage von Anthemis Group zufolge sagen mittlerweile 53 Prozent und damit die Mehrheit der Investor:innen, dass sie künftig selektiver investieren werden.
Mehr als 100 Mrd. Euro bringen Europa 2021 fast 100 neue Unicorns
Höhere Bewertungen nur für Early Stage
Und das wird die Unternehmensbewertungen durch die Bank drücken. Bei Series B-Runden und höher gehen 100 Prozent der Befragten davon aus, dass die Bewertungen der Scale-ups im Vergleich zum Vorjahr sinken werden, bei Series A gehen 79 Prozent von sinkenden Valuations aus (21% von gleich bleibenden Valuations). Nur im Early-Stage-Bereich (Pree-Seed und Seed-Runden) sind Investor:innen offenbar noch gewillt, höhere Bewertungen als im Vergleich zum Vorjahr zu bezahlen – allerdings auch nur 14 Prozent. Das Gros der Geldgeber:innen (68%) rechnet damit, dass die Bewertungen bei Early Stage gleich bleiben werden.
Hier die Bewertungen, die Anthemis Group im Schnitt errechnet hat:
Typische Seed-Runde
- median round: €3m
- median valuation: €13.55m
Outlier Seed Round
- median round: €5.35m
- median valuation: €21.5m
Typical Series A
- median round: €9.4m
- median valuation: €35.4m
Outlier Series A
- median round: €21.8m
- median valuation: €84.95m
Es wird weiter Geld geben
Die schlechte Stimmung am Investor:innenmarkt nach einem Rekordjahr 2021, in dem 100 Milliarden Euro in den jungen Tech-Sektor Europas investiert wurden, ist aber nicht falsch zu verstehen. Es wird weiterhin VCs geben, die Geld ausgeben wollen und müssen. Bestes Beispiel ist Speedinvest aus Wien. Der österreichische VC ist gerade dabei, Geld für seinen vierten Fonds aufzustellen und will dafür hunderte Millionen Euro bei vor allem institutionellen Investor:innen einholen.
Wie bisher wird sich Speedinvest auf Early-Stage-Startups fokussieren. Laut Oliver Holle, dem CEO von Speedinvest, seien Early-Stage-Startup resistenter in Krisen, weil sie erst in mehreren Jahren größere Summen brauchen. Das sagte der Speedinvest-CEO kürzlich gegenüber Bloomberg.
Speedinvest will Hunderte Millionen für 4. Startup-Fonds aufstellen