Zwischen Uber und Öffis: Ioki soll am Land Privatautos ersetzen
Ein gut ausgebautes System öffentlicher Verkehrsmittel gilt als Schlüssel für grünere Mobilität. Was in Städten gut klappt, ist am Land eine Herausforderung und so sind außerhalb von Großstädten nach wie vor viele Menschen auf private Fahrzeuge angewiesen. Der On-Demand-Fahrdienst Ioki könnte das ändern – das Konzept basiert auf der Idee der Sammeltaxis und verbindet den Komfort von Uber mit den günstigen Preisen von Öffis. Das Geheimnis liegt in einem Algorithmus, der nachgefragte Fahrten intelligent bündelt.
Hamburg und Lustenau
In Hamburg fährt Ioki seit Juli 2018, also seit rund eineinhalb Jahren. Eine Erfolgsgeschichte, wie die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) kürzlich mitteilte: Seit der Einführung haben 300.000 Personen das Angebot genutzt. Auch in Österreich testet Ioki bereits den Markt und hat in Lustenau ein Pilotprojekt gestartet.
Um zu evaluieren, ob und wie das Angebot angenommen wird, startete das Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technischen Universität Hamburg (TUHH) eine Studie, bei der die Nutzer befragt wurden. Mit dem Ergebnis ist man zufrieden: „Die große Mehrheit nutzt ioki Hamburg als Zubringer zur nächsten Haltestelle. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Je attraktiver der Nahverkehr wird, desto stärker entlasten wir die Innenstadt von CO2-Emissionen, Verkehrslärm und Feinstaub“, erklärt Toralf Müller, Geschäftsführer der VHH.
Buchung per App
Die Ergebnisse im Detail: 72 Prozent der Befragten lassen sich laut der Studie zur nächstgelegenen ÖPNV-Haltestelle oder zu einem Bahnhof fahren, 50 Prozent der Fahrgäste nutzen das Angebot tatsächlich jeden Tag. Jeder vierte Fahrgast ersetzt zudem die Fahrt mit dem PKW durch das Ioki-Angebot. Der Anteil weiblicher Fahrgäste liegt bei 56 Prozent, ausschlaggebend sind hier vor allem Sicherheitsaspekte.
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Das sehr einfach gehaltene zugrunde liegende System dürfte auch eine Rolle spielen: Fahrten lassen sich bequem über die ioki-App buchen und kosten den regulären Preis des Verkehrsverbundes plus einen Euro Aufschlag für den Dienstleister. Ein Algorithmus kümmert sich darum, dass Fahrten durchdacht gebündelt werden und die Strecke möglichst effizient geführt wird. Die Busse sind komplett elektrisch motorisiert, wodurch sich auch die CO2-Emissionen in Grenzen halten.
Ioki auch in Lustenau
Rund um Lustenau startete im November 2018 ein weiterer Test. Dort heißt das Angebot „Anrufbus“, die Fahrt lässt sich also auch per Telefon bestellen – was wohl auch ältere Generationen ins Boot holen soll. Die Bestellung per App ist ebenfalls möglich. Auch hier steht eine bedarfsorientierte Vorauswahl an möglichen Fahrten parat, das auf Ioki basierende System des Postbus Shuttle bündelt Fahrtwünsche gezielt und automatisch.
Auch das Pricing ist ähnlich wie in Hamburg: Der sogenannte „Komfortzuschlag“ zum normalen Fahrschein des Vorarlberger Verkehrsverbundes beträgt wieder einen Euro pro Person und Fahrt. Die Busse sind allerdings nicht elektrisch. „Auch im ländlichen Raum sollen Menschen ohne eigenes Auto einfach und schnell mobil sein. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und den Einstieg in den On-Demand-Verkehr in Österreich“, meinte Michael Barillère-Scholz damals.
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Sogar für Nachtschwärmer
Auch in Lustenau trifft das Angebot offensichtlich auf viel Akzeptanz: Zusätzlich zu den bisherigen Gemeinden kamen erst vor wenigen Tagen Lustenau und der Bahnhof Dornbirn hinzu. Der Anrufbus holt die Fahrgäste dort außerdem zwischen 20.00 und und 3.00 Uhr bzw. 5.00 Uhr früh an der Haltestelle ab und fährt sie bis nach Hause. Dieses Angebot bieten die Pilotgemeinden Bregenz, Bildstein, Buch, Hard, Kennelbach, Lauterach, Lustenau, Schwarzach und Wolfurt mit dem sogenannten „Landbus Unterland“.
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