1,1 Grad Celsius Erwärmung

IPCC-Bericht: Einhaltung von 1,5 Grad-Ziel wird immer unwahrscheinlicher

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Sie sind das Zünglein an der Waage und machen deutlich, wie wichtig eine internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Hinblick auf die Herausforderungen der Klimakrise ist. Aktuell wurde nun der erste Teil des sechsten Sachstandsberichtes des UN-Weltklimarats veröffentlicht. An diesem waren laut dem UN-Weltklimarat, oder im englischen dem Intergovernmental Panel on Climate Change kurz IPCC, insgesamt 234 Forscher:innen beteiligt. Der Hauptaugenmerk bei diesem aktuell veröffentlichten Bericht lag nun zunächst auf den physikalischen Gegebenheiten des sich verändernden Klimas, wie die Mengen von Treibhausgasen und Aerosolen in der Atmosphäre, den Temperaturänderungen in der Luft, auf dem Land und im Meer, dem Wasserkreislauf  oder extremen Wetterverhältnissen. Das Besondere bei diesem aktuellen Bericht: Neben einem globalen Überblick, fokussiert sich der Bericht auch auf die verschiedenen regionalen Auswirkungen der sich veränderten Ausgangsbedingungen.

Es sind genau die Ergebnisse, deren Bestätigung die einen fürchteten, die anderen längst erwartet haben. „Es ist zweifelsfrei, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land aufgeheizt hat“, so die Ausführungen in dem Bericht. „Menschlicher Einfluss hat das Klima so aufgeheizt, wie es seit mindestens 2000 Jahren nicht mehr vorgekommen ist.“ Das liegt vor allen Dingen an den gewaltigen Mengen an Emissionen in der Atmosphäre. So wurde 2019 beispielsweise bei der CO2-Konzentration ein Rekord erreicht, der die Mengen der letzten mindestens zwei Millionen Jahren überschritten habe. Die Erwärmung der Erde ist bereits deutlich voran geschnitten und das Erreichen der Pariser Klimaziele wird immer schwieriger. Die an dem Bericht beteiligte Klimaforscherin und eine der Leitautorinnen, Veronika Eyring vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen gegenüber dem Science Media Center Germany (SMC): „Wir sehen, dass die Erwärmung bereits auf 1,1 Grad ungefähr angestiegen ist. Wir sind von dem 1,5-Grad-Ziel nicht mehr weit entfernt. Wir sehen, dass jedes der vergangenen vier Jahrzehnte wiederum wärmer als jedes der vorangegangenen Jahrzehnte war seit 1850. Und diese Erwärmung geschieht auch sehr viel rascher seit 1970.“

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1,5 Grad-Ziel könnte bereits ab 2030 überschritten sein

Bisher ging der IPCC davon aus, dass in den Jahren 2040 bis 2050 die Erderwärmung die 1,5 Grad Celsius Marke überschreitet. Mit den neuen Untersuchungen im Zuge des aktuellen Berichtes gerät aber auch die Jahreszahl ins Wanken. So könnte dieser Schwellenwert bereits in den frühen Dreißigerjahren überschreiten sein, heißt es in dem Bericht, spätestens aber 2040. Dabei beziehen sich die Autor:innen des Berichtes auf verbesserte Klimamodelle, genauere Datensätze und ein besseres Verständnis von klimawissenschaftlichen Zusammenhängen.

Aber nicht nur die berühmte Temperaturmarke der Erderwärmung war ein Thema des aktuellen IPCC-Berichtes. Durch die genaueren Datensätze konnten die Forscher:innen auch zu den verschiedenen regionalen Auswirkungen Aussagen tätigen. Nachvollziehbar sind diese auch in dem interaktiven Karten-Tool „IPCC WGI Interactive Atlas“. „Unsere Erkenntnisse zeigen ganz klar, dass Klimaextreme mit zunehmender Erwärmung zunehmen. Das hat schon in der Vergangenheit stattgefunden und das wird noch schlimmer werden mit zunehmender Erwärmung. Wir sehen auch, dass keine Region davon verschont ist“, so eine der Leitautorinnen und Klimaforscherinnen, Sonia I. Seneviratne vom Institut für Atmosphäre und Klima (IAC) an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) gegenüber dem SMC.

Klimaextreme nehmen zu

So würde es auch wenn das 1,5 Grad Ziel eingehalten wird, häufiger zu Hitzewellen und deutlich  längeren warmen Jahreszeiten kommen, so die Forscher:innen. Die kalten Jahreszeiten würden hingegen immer kürzer werden. Bei einer Erwärmung über 2 Grad Celsius werden „Hitzeextreme häufiger kritische Toleranzschwellen für Landwirtschaft und Gesundheit erreichen“, so der Bericht. Weiterhin könnten laut den Autor:innen neben häufigeren Hitzewellen, auch mehr Dürren in Südeuropa und eine Zunahme von Starkregenfällen in Nordeuropa die Bewohner:innen des Kontinents belasten – wobei insbesondere die Hitze als sehr wahrscheinlich gilt. Diese Ereignisse hängen mit einem intensivierten Wasserkreislauf durch durch die höheren Temperaturen zusammen. Auch die Anzahl und Stärke von Tropenstürmen und Schneefällen würde zunehmen, so die Analyse. Im Gegensatz zu vergangen Berichten, können heute die Klimaextreme auch zu Teilen bereits wissenschaftlich mit den Auswirkungen der Klimakrise in Verbindung gebracht werden.

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Zudem prognostizieren die Klimaforscher:innen einen weiteren deutlichen Anstieg des Meeresspiegels. Dadurch würde es insbesondere in niedrig gelegenen Gebieten zu häufigeren und schwereren Überschwemmungen und zu Küstenerosion kommen. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnten extreme Meeresspiegelereignisse, welche in der Vergangenheit einmal in 100 Jahren auftraten, jedes Jahr vorkommen, warnen die Forschenden. Durch die Klimakrise werden außerdem das Auftauen der Permafrostböden, der Verlust von saisonalen Schneedecken, das Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde und der Verlust des arktischen Meereises im Sommer verstärkt, so die IPCC. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Meeresspiegel.

 Potenzial für Veränderungen gegeben

Trotz den drastischen und eindeutigen Ergebnissen der aktuellen Analyse, sei es bisher noch nicht zu spät, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, sind die Forschenden überzeugt. Das zeigen auch die Ergebnisse des Berichtes. Auch wenn CO2 eines der treibenden Gase ist, sehen die Forschenden insbesondere in der kurzfristigen Reduktion des Methanausstoßes viel Potenzial. „Die Stabilisierung des Klimas erfordert eine starke, rasche und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen und das Erreichen von Netto-CO2-Emissionen. Die Begrenzung der Emission anderer Treibhausgase und Luftschadstoffe, insbesondere von Methan, könnte sowohl für die Gesundheit als auch für das Klima von Vorteil sein“, so der Co-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe I, Panmao Zhai. So könnte eine „starke und anhaltende Verringerung der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen“ den Klimawandel begrenzen und insbesondere die Luftqualität würde sich schnell verbessern. Eine Stabilisierung der globalen Temperaturen würde allerdings ca. 20 – 30 Jahre benötigen, so der Bericht. Allein diese relativ lange Regenerationszeit macht dabei wiederum die Dringlichkeit von schnellen und effektiven Maßnahmen zur Reduktion der ausgestoßenen Emissionen deutlich. Diese werden somit sicher ein Thema während der UN-Klimakonferenz (COP26) im November im schottischen Glasgow sein.

 

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